Barsbüttel. Ehrenamtler im Barsbütteler Ortsteil Willinghusen legen bei der Renovierung der Räume Hand an. Eröffnung am heutigen Sonnabend.
Der Tresen ist blank geputzt, der Fußboden genauso hell gestrichen wie die Wände. Im Nebenraum stehen eine weiße Couch und Sessel in der gleichen Farbe, dazu schwarze Tische und Stühle. Dort besteht der Untergrund aus einem Dielenboden, der gewachst wurde. An der Wand hängen alte gerahmte Fotos zur Dorfgeschichte. Kurzum: Es ist einladend und gemütlich – in der Ex-Kneipe Willinghus im Barsbütteler Ortsteil Willinghusen. Für den Glanz hat der vor rund einem Jahr gegründete Bürgerverein gesorgt und seine neue Heimat mit viel Einsatz auf Vordermann gebracht. Am heutigen Sonnabend feiert der Verein „Gemeinsam für Willinghusen“ Eröffnung.
Klaus-Peter Leiste (71) ist von Beginn an dabei – genauso wie Tom Witt (42) und Klaus Maak (43), der Erste Vorsitzende. Sie sind froh, in der früheren Gaststätte innerhalb von dreieinhalb Monaten so weit gekommen zu sein. Am 8. Oktober hatten sie mit 30 Helfern begonnen, die rund 80 Quadratmeter zu renovieren. Bis heute kommen die Ehrenamtlichen auf rund 800 Arbeitsstunden. „Gleich zu Beginn haben wir einen neun Kubikmeter großen Container gefüllt“, sagt Leiste. Danach hätten die Frauen auf Rollgerüsten gestanden und sich an die durch Nikotin dunkelgelb verfärbten Decken gemacht.
Mitgliederzahl in einem Jahr mehr als verdreifacht
„Zu 95 Prozent sind wir fertig und bereit für den Basisbetrieb“, sagt Maak, während er durch die Küche führt. Sie ist aus Holz, wurde gespendet. Wie so vieles. Auch die Leitungen in diesem Bereich haben die Mitglieder neu verlegt. An die Kneipe erinnern nur noch Tresen und Kamin. Die Dartscheibe in Bordeauxrot gleich neben der Eingangstür haben die Ehrenamtler mitgebracht. Der Name Willinghus ist übrigens geblieben.
26 Bürger hatten sich bei der Vereinsgründung auf die Fahnen geschrieben, das kulturelle Angebot im 2300 Einwohner zählenden Willinghusen zu verbessern und einen Ort für Begegnungen zu schaffen. Denn nach der Schließung der Dorfkneipe zum 31. Dezember 2015 fehlte ein Treffpunkt. Der Vermieter hatte den Pachtvertrag gekündigt. Inzwischen hat „Gemeinsam für Willinghusen“ 84 Mitglieder. Tendenz steigend. Maak: „Bei der Renovierung ist ein Gemeinschaftsgefühl entstanden, viele kannten sich vorher nicht. Wir waren ein loser Haufen.“
Auch zwei Flüchtlinge, die in der Immobilie mit ihren sieben Wohnungen leben, haben mitgeholfen. Wegen der Menschen aus Kriegs- und Krisenregionen steht das alte Bauernhaus in der Ortsmitte überhaupt noch. Denn ursprünglich wollte der Eigentümer dort etwas Neues bauen. Dann aber fragte die Gemeinde an und mietete das Objekt für fünf Jahre, um Hilfebedürftige unterzubringen. Die ehemalige Kneipe im Erdgeschoss war seitdem ungenutzt. „Und das Projekt stand auf der Kippe“, sagt Maak.
Stammtisch ab Mitte Februar geplant
Doch der Bürgerverein konnte die Kommunalpolitiker überzeugen. Sie stimmten dafür, ihm die Räume zu überlassen. Und die Gemeinde gab 2500 Euro für die Renovierung dazu, weitere 1500 Euro kamen vom Ortsbeirat. Klaus-Peter Leiste fungiert als Projektleiter und Bindeglied zwischen Verein und Gemeinde. Der Rentner sagt: „Unser Heim ist nur ein Provisorium.“ Der Verein setzt sich für den Bau eines Dorfgemeinschaftshauses auf dem Gelände des örtlichen Sportvereins ein. Diese Variante hatten CDU und SPD bereits im vergangenen Jahr ins Spiel gebracht. Schon bald werden die politischen Gremien darüber diskutieren.
Der Verein denkt erst einmal kurzfristiger. Denn nun geht es darum, zeitnah ein Programm auf die Beine zu stellen. Die Kinderfaschingsparty am 17. Februar sowie die Grünkohlwanderung mit anschließendem Essen im Willinghus am 19. Februar sind schon organisiert. Ab Mitte Februar soll es immer donnerstags ab 20 Uhr einen Stammtisch geben. Angedacht in den Räumen sind laut Maak auch Preisskat, Volkshochschulkurse, Angebote für Jugendliche wie Tischkicker sowie Fahrradreparatur-Workshops. „Und wir haben die Idee, Themenabende zu veranstalten, wo Flüchtlinge über ihr Land und ihre Kultur referieren“, sagt er. Der Bürgerverein wolle helfen, die Menschen aus anderen Ländern zu integrieren.
Kennenlernen bei Live-Musik von den Coverpiraten
Die Möglichkeit des Kennenlerners bietet sich heute auf der öffentlichen Einweihungsfeier. Beginn ist um 16 Uhr mit einem Kaffeetrinken. Auch Bürgermeister Thomas Schreitmüller hat sich angemeldet. Höhepunkt der Veranstaltung, die gegen 22 Uhr endet, ist der Auftritt der Band Coverpiraten um 19 Uhr. Tom Witt aus Willinghusen ist Sänger der Gruppe, die deutschlandweit auf Konzerten vor bis zu 5000 Zuschauern spielt. Auf den 80 Quadratmetern dürfte es während der Live-Musik eng werden. Das ist aber ganz im Sinne des Bürgervereins. Er möchte, dass die Menschen im Dorf zusammenrücken.