Reinbek/Bad Oldesloe. Vereinigte Stadtwerke Media sind für Glasfasernetz im Großteil des Kreises zuständig. Auch abgelegene Orte sind schon versorgt.
Kürzlich saß Deutschlands wohl bekanntester Blogger Sascha Lobo in der ZDF-Talkrunde von Markus Lanz. Mit Blick auf die digitale Infrastruktur konstatierte Lobo einen beschämenden „3-D-Effekt“, den er als „Deutsches Digital-Debakel“ beschrieb. Laut Studien könnten nur 25 Prozent aller Schüler im Unterricht auf WLAN zurückgreifen. In Ländern wie Dänemark, Frankreich und Südkorea seien es 65 Prozent und mehr. Noch katastrophaler sei die Glasfaserdurchdringung bis ins Haus. „Sie lag 2019 bei 3,3 Prozent, in China hingegen bei über 90 Prozent“, so Lobo.
Selbst abgelegene Gehöfte bekommen Anschluss
In den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg ist der Glasfasernetzausbau dagegen weit fortgeschritten. So weit, dass sich Ende August sogar Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) im kleinen Örtchen Salem einfand, um mit den Vereinigten Stadtwerken Media (VS Media) und dem lokalen Breitbandausschuss das Ausbaufinale im Amt Lauenburgische Seen zu feiern.
„Mit einer 100-prozentigen Verfügbarkeit ist das hier bundesweit eine Vorzeigeregion, absolut wegweisend und prototypisch, gerade für den ländlichen Raum“, sagte Buchholz. Denn dank Zuschüssen des Landes (1,5 Millionen Euro) und des Bundes sei es sogar möglich gewesen, selbst die abgelegensten Gehöfte anzuschließen, praktisch bis zur letzten Milchkanne.
Dabei sei der Start 13 Jahre zuvor laut Ariane Redepenning (Wählergemeinschaft AFWS), Sterleys Bürgermeisterin und Vorsitzende des Breitbandausschusses, höchst schwierig gewesen. Nach Machbarkeitsstudie und Bedarfsanalyse hätte etwa die Telekom sofort abgewinkt. Das Gebiet zu großflächig, die Bevölkerungszahl zu gering – der Breitbandausbau sei schlicht nicht wirtschaftlich.
In Bargteheide und Trittau schreitet der Ausbau voran
2014 wagten ihn die VS Media dann doch. Die Auftragsakquise hatte eine Quote von 55 Prozent aller Haushalte in den 25 Gemeinden des Amtes ergeben. Heute liegt die Anschlussquote in vielen Dörfern zwischen 80 und 90 Prozent, der Schnitt im Amt bei 72 Prozent. Zahlen, die VS Media inzwischen auch in Stormarn verzeichnet. Seit dem Start 2009 hat das Unternehmen in beiden Kreisen rund 4000 Kilometer Rohre verlegt, in denen teilweise mehrere Glasfaserbündel liegen.
„Die Anschlussquoten liegen im ländlichen Raum fast überall bei 70 Prozent und in den Städten in der Regel über 30 Prozent“, sagt Petra Grimm vom VSM-Marketing. Im nationalen Vergleich seien das nachgerade brillante Werte. Die durchschnittliche Anschlussquote in Schleswig-Holstein beträgt 44 Prozent, in Deutschland 13 Prozent.
Das VSM-Glasfasernetz reicht bis hoch in den Norden Stormarns. Es ist lediglich in Ahrensburg und Großhansdorf nicht verfügbar. Dort gehört das Breitbandnetz den Stadtwerken Ahrensburg und Geesthacht. In Bargteheide wird aktuell der Tiefbau im fünften von neun Bauabschnitten vollendet. Im sechsten und siebten läuft die Vertragsabschlussphase. Der achte ist vorgezogen worden, um das Schulzentrum mit schnellem Internet zu versorgen.
Bereichsleiter spricht von Qualitätsmerkmal
Auch in Trittau schreitet der Ausbau voran. „Dort haben wir die Aufträge von rund 820 Haushalten im System“, sagt Petra Grimm. Gerade sei der Tiefbau im dritten von sieben Abschnitten gestartet und soll Ende kommenden Jahres abgeschlossen werden. Das Gewerbegebiet und Trittau-Nord sind bereits in Betrieb. Der vierte Bauabschnitt zwischen Rausdorfer Straße, Lerchenstraße und Hamburger Straße soll voraussichtlich Mitte 2021 in Angriff genommen werden.
Anders als bei vielen anderen Providern reicht das VSM-Breitbandnetz bis in die Wohnung und liegt nicht nur in den Straßen. „Die sogenannte letzte Meile ist bei gewöhnlichen DSL-Leitungen ein Kupferkabel. Sie garantieren aber keine verlässliche Leistung, weshalb den Kunden nur eine Geschwindigkeit von bis zu x Megabit offeriert wird“, sagt Fabian Caspers, Technischer Leiter der VS Media. Deren Kunden bekommen garantiert 300 Megabit pro Sekunde im Down- und Upload. Später sind sogar bis zu 1000 Megabit möglich.
„Das ist ein Qualitätsmerkmal, das immer mehr Kunden zu schätzen wissen“, sagt Dennis Ressel, Bereichsleiter bei den Stadtwerken Geesthacht, die unter anderem das Glasfasernetz in Großhansdorf sowie in Teilen von Reinbek und Schwarzenbek ausgebaut haben. „Die Corona-Pandemie hat die Nachfrage unglaublich verstärkt“, sagt Ressel. In der Gemeinde Wiershop liege die Anschlussquote inzwischen bei 84 Prozent, in einem Cluster von Geesthacht bei 67 Prozent. „Und sämtliche Schulen in unserem Ausbaugebiet verfügen inzwischen auch über eigene Glasfaseranschlüsse“, so Ressel stolz.
Internet, Telefon und TV für 59,90 Euro
Der Komplettpreis für Internet, Telefon und Fernsehen beträgt 59,90 Euro. Dafür garantieren die VS Media 300 Megabit pro Sekunde im Down- und Upload, die Stadtwerke Geesthacht sogar 400 Megabit. Letztere offerieren neuerdings ein Internet-only-Angebot ab 29,90 Euro. Für 1000 Mbit werden 79,90 Euro fällig. Bis zu 40 Prozent des stark wachsenden Datenverkehrs binden Streamingdienste wie Netflix.