Reinbek. Media Sachsenwald plant Glasfaserausbau in Oststeinbek und Reinbek noch 2019. Unternehmen will 70 Millionen Euro in zehn Jahren investieren.

In Sachen schnelles Internet nach FTTH-Standard, was ein Verlegen von Glasfaserkabel bis in die Wohnung beinhaltet, sind Reinbek, Glinde und Oststeinbek noch weiße Flecken auf der Landkarte. Diese moderne Technologie gibt es dort nur punktuell – etwa im Neubaugebiet Schröders Koppel im Reinbeker Stadtteil Neuschönningstedt oder bei Gewerbebetrieben. Das ändert sich jetzt. Das Unternehmen Media Sachsenwald, eine gemeinsame Tochtergesellschaft des E-Werks Sachsenwald und der Vereinigten Stadtwerke, plant einen flächendeckenden Ausbau im Süden Stormarns und in Teilen des Kreises Herzogtum Lauenburg über zehn Jahre und wird dafür mehr als 70 Millionen Euro investieren.

46.000 Haushalte können vom Ausbau profitieren

Profitieren davon können rund 46.000 Haushalte – auch in Barsbüttel, Wentorf, Aumühle und Wohltorf. Vielerorts enden Glasfaserkabel im Verteilerkasten an der Straße, für die Restdistanz werden Kupferstränge genutzt. Dabei geht Geschwindigkeit verloren. FTTH ermöglicht im Download ohne Probleme 1000 Megabit pro Sekunde. „Der Bedarf an hochleistungsfähigen Internetverbindungen nimmt stetig zu – zum Beispiel für das Streaming von Filmen und Musik. Für Unternehmen ist eine moderne Breitbandversorgung zunehmend ausschlaggebend für den Geschäftserfolg“, sagt Matthias Schubert, neben Moritz Manthey einer von zwei Media-Sachsenwald-Geschäftsführern. Der 46-Jährige ist auch Prokurist bei den Vereinigten Stadtwerken mit Sitz in Ratzeburg, deren Tochter VS Media in den vergangenen zehn Jahren große Teile Stormarns mit Glasfaser erschlossen hat.

Inzwischen ist die Firma mit ihrem Hochgeschwindigkeitsnetz bis nach Barsbüttel vorgestoßen. Ende Februar waren die Hausanschlüsse im Ortsteil Stemwarde fertiggestellt. Die Anschlussquote beträgt 47 Prozent. In Stellau sind 200 Wohneinheiten mit FTTH-Standard ausgestattet, und im Ortsteil Willinghusen ist der Ausbau bereits gestartet. Barsbütteler Kunden werden jetzt bei der am 30. April dieses Jahres gegründeten Media Sachsenwald geführt. Diese hatte vor wenigen Tagen ihre erste Aufsichtsratssitzung. Dort wurden die Investitionen beschlossen – allein fünf Millionen Euro in 2019. In den kommenden Jahren sollen es jeweils bis zu acht Millionen Euro sein.

Mindestanschlussquote von 30 Prozent ist Voraussetzung

Moritz Manthey (l.) und Matthias Schubert sind Geschäftsführer bei der Media Sachsenwald, die ihren Sitz in Reinbek hat.
Moritz Manthey (l.) und Matthias Schubert sind Geschäftsführer bei der Media Sachsenwald, die ihren Sitz in Reinbek hat. © René Soukup

Bis Dezember ist der Baustart im Reinbeker Stadtteil Ohe und im Oststeinbeker Gewerbegebiet anvisiert. Vom ersten Spatenstich bis zur Inbetriebnahme des Hausanschlusses vergehen in der Regel zwölf Monate. 2020 sollen die Arbeiten an der Willinghusener Landstraße in Barsbüttel Richtung Barsbek/Am Bondenholz beginnen, in Glinde am Papendieker Redder Richtung Möllner Landstraße, im Gewerbegebiet Reinbek/Glinde, an der Möllner Landstraße und am Oher Weg Richtung Haidkrugchaussee in Neuschönningstedt und an der Möllner Landstraße in Oststeinbek mit dem Bereich zwischen Forellenbach und Birkenhain. „Wir teilen die Kommunen in viele kleine Ausbaucluster auf“, sagt Moritz Manthey. 2021 will die Media Sachsenwald auch in Wentorf, Wohltorf und Aumühle beginnen.

Voraussetzung ist allerdings eine Mindestanschlussquote von 30 Prozent. Damit diese erfüllt wird, lockt das Unternehmen mit einem kostenlosen Hausanschluss bei einer Vertragslaufzeit von zwei Jahren. Danach ist der Kontrakt monatlich kündbar. Erst wenn die Tiefbauarbeiten beendet sind, werden pro Haushalt 800 Euro fällig. „Während der Bauphase kommen meistens immer noch zehn Prozent an Kunden hinzu“, sagt Matthias Schubert.

In Stormarn sind meist örtliche Stadtwerke aktiv

Das E-Werk Sachsenwald ist als Partner der Vereinigten Stadtwerke prädestiniert. Der kommunale Energieversorger mit Sitz in Reinbek hat in seinem Geschäftsgebiet zuletzt viele Gas- sowie Stromleitungen verlegt und dabei auch Leerrohre für Glasfaser. Diese liegen vor den Häusern rund 60 Zentimeter im Erdreich und zwischen den Orten auf längeren Strecken in bis zu zehn Meter Tiefe. Neues Personal hat Media Sachsenwald nicht eingestellt. Die Aufgaben teilen sich zurzeit 20 Mitarbeiter der Mutterunternehmen. Die Vereinigte Stadtwerke GmbH ist für die Bereiche Bau, Betrieb und Dienste sowie Kundenservice zuständig, das E-Werk für die Finanzbuchhaltung. Den Vertrieb organisieren Kräfte beider Partner.

In Stormarn sind beim flächendeckenden Breitbandausbau kommunale Gesellschaften aktiv, bei denen es sich meist um örtliche Stadtwerke handelt. Die größten im Kreis sind die Vereinigten Stadtwerke Media, ein Zusammenschluss der Gesellschaften aus Bad Oldesloe, Mölln und Ratzeburg. In Ahrensburg ist Schloss Media zuständig, ein Tochterunternehmen der Stadtwerke Ahrensburg. Großhansdorf beauftragte die Stadtwerke Geesthacht. Der Leiter des Breitband-Kompetenzzentrums Schleswig-Holstein (BKZSH), Richard Krause, sieht Stormarn beim Glasfaserausbau landesweit im Mittelfeld. Die Kieler Institution analysiert regelmäßig den Ausbaustatus aller Kommunen und bereitet die Ergebnisse im Internet kartographisch auf.

Deutschland hinke in Sachen Glasfaser hinterher

Laut Matthias Schubert ist Deutschland in Sachen Glasfaser jedoch ein Entwicklungsland. Er bezieht sich auf eine Untersuchung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit Zahlen aus Dezember 2018. Demnach beträgt der Glasfaseranteil an Festnetz-Breitbandanschlüssen hierzulande 3,2 Prozent. Zum Vergleich: In Frankreich sind es 16,5 Prozent. Noch besser schneiden die Schweiz (18,8), Polen (20,5), Spanien (57,5), Schweden (66,9) und Südkorea (80,4) ab. Schlechter als Deutschland ist zum Beispiel Österreich mit 2,5 Prozent.

Media Sachsenwald bietet übrigens auch einen kostenlosen Hausanschluss an, wenn Kunden noch Vertragsrestlaufzeit bei einem anderen Anbieter haben und die Dienste des kommunalen Unternehmens zu einem späteren Zeitpunkt in Anspruch nehmen.