Glinde/Reinbek. Der Miteigentümer muss für Verkehrssicherheit sorgen. Ein Nachbar mahnte bereits. Ein anderer Eigentümer entwirft Wohnbebauung.

Wer auf der Kreisstraße 80 in Richtung Norden fährt oder beim Famila-Markt einkauft, hat bereits gesehen, dass auf dem Eckgrundstück Gutenbergstraße/K 80 gerade mit schwerem Gerät gearbeitet und massiv Bäume gefällt werden – mehr noch als schon vor einem halben Jahr. Diese Baumfällungen kritisieren jetzt der BUND und Peter-Michael Geierhaas, SPD-Politiker im Umweltausschuss.

„Begründet wird der Holzeinschlag mit einem Borkenkäferbefall, sagt Jochen Bloch, Vorsitzender des BUND Glinde wie auch Reinbek. „Doch die Maßnahmen sind für einen Mischwald viel zu radikal. Wir hatten den Schädling auch bei uns im Biotop Glinde. Da haben wir nur die Fichten herausgenommen und das war’s.“ In der Glinder Enklave am Gewerbegebiet jedoch würden regelrecht Flächen gerodet. Davon zeugen auch die Baumstämme, die entlang der Einfahrt zum Karolinenhof gestapelt sind. „Darunter sind im Süden des Geländes auch alte Buchen“, moniert Peter-Michael Geierhaas.

Großflächige Bebauung am Karolinenhof geplant

Der SPD-Politiker weiß von der Verwaltung, dass die untere Forstbehörde zuständig und alles genehmigt sei. Aus dem Bauausschuss weiß er aber auch, dass auf dem etwa vier Hektar großen Areal eine großflächige Bebauung geplant ist. „Das Bauleitverfahren soll 2021 beginnen“, sagt Geierhaas, der auch BUND-Mitglied ist, und dessen politischer Fokus besonders auf dem Baumschutz liegt. „Angeblich hat das eine mit dem anderen nichts zu tun“, sagt er. „Aber das ist doch Unsinn.“ Der Verdacht liege nahe, dass der Eigentümer hier Tatsachen schaffe. „Ein unbebautes Gelände ist leichter zu bebauen als ein bewaldetes“, stellt Geierhaas fest.

Eigentümer des Karolinenhofs und eines Teils des Grundstücks ist Marcel Petersen, der das historische Gebäude vor 20 Jahren liebevoll wieder hergerichtet hat. „Hauptgrund für die Maßnahmen auf meinem Teil des Grundstücks ist meine Verkehrssicherheitspflicht“, erläutert er. „Die wurde von einem Nachbarn und der für die K 80 zuständigen Straßenmeisterei bereits angemahnt, nachdem im Süden zwei Bäume umgestürzt waren.“ Darauf habe er die untere Forstbehörde hinzugebeten, die sich den Wald angeschaut haben. „Der zuständige Förster hat vorher die Bäume markiert, die herausgenommen werden sollten“, erklärt Petersen.

Nicht standortgerechte Fichten entnommen

Das bestätigt auch Martin Schmidt, Sprecher des Landesamtes für Umwelt in Kiel: „Alle Maßnahmen sind uns gegenüber als unterer Forstbehörde frühzeitig bereits im Januar 2020 durch den zuständigen Bezirksförster im Rahmen eines gemeinsamen Ortstermins kommuniziert und somit angezeigt worden“, berichtet er. „Die Durchführung der Maßnahmen werden sach- und fachkundig durch den zuständigen Bezirksförster sowie durch die Forstbetriebsgemeinschaft Stormarn bewerkstelligt.“ Auf der betroffenen Fläche seien vor allem nicht standortgerechte Fichten entnommen worden, die durch den Borkenkäfer und Sturm geschädigt waren. Außerdem sei eine Durchforstung zur Verkehrssicherung notwendig geworden. Die betroffene Teilfläche sei ein Wald und der Eigentümer somit zur Wiederaufforstung mit heimischen Baumarten verpflichtet. Von einem Bauvorhaben wisse man nichts.

Glindes Bürgermeister Rainhard Zug betont: „Im Ausschuss sind zwar ein Konzept und Entwürfe für eine Bebauung vorgestellt worden, aber dafür gibt es keine Beschlüsse.“ Daher könnten die Fällungen kein Bauprojekte vorbereiten.