Glinde. Glinde. Marcel Petersen (53) hat das Anwesen vor 20 Jahren wieder hergerichtet – freiwillig in Abstimmung mit dem Denkmalschutz .

Der Weg zum Herrenhaus ist standesgemäß. Durch ein großes, schmiedeeisernes Tor führt der breite Weg, gesäumt von riesigen Bäumen, auf den wunderschönen Karolinenhof zu. Während kurz hinter dem Glinder Gutshaus ein ganz anderes, denkmalgeschütztes Bauwerk, die Sucksche Kate, verfällt, hat Marcel Petersen (53) vor zwei Jahrzehnten am Stadtrand gezeigt, wie es besser laufen kann.

Jetzt im Winter, wenn die Bäume ihre Blätter abgeworfen haben, erkennt man das schmucke Gebäude inmitten eines riesigen Parkgrundstücks auch von der K 80 aus. Wie ein Märchenschloss präsentiert sich das historische Gebäude. Wie ein Traum erschien es auch dem heutigen Eigentümer Petersen, als er vor 20 Jahren in der Zeitung las, die Immobilie sei zu kaufen. Mit viel Liebe zum Detail sanierte der Informatiker den Karolinenhof und baute ihn freiwillig in Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt aus.

Erstmals im 17. Jahrhundert erwähnt

Das architektonische Kleinod mit etwa 500 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche auf zwei Ebenen gehört postalisch zu Glinde, Das Areal hat eine wechselvolle Geschichte. Erste urkundliche Erwähnungen reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück. In den Reinbeker Geschichten, die der Museumsverein online stellt, ist zu lesen, dass ein schwedischer Baron 1797 die Genehmigung erhielt, seinen Besitz nach seiner Tochter Karolinenhof zu nennen – damals noch mit „C“ geschrieben. Hartnäckige Gerüchte sagen allerdings, die Namensgeberin sei seine Geliebte gewesen.

Im Laufe der Zeit wechselten die Besitzer und nutzten das Anwesen auf verschiedene Weise – ob als Herrenhaus oder Branntweinbrennerei, als Gästehaus der Firma Krupp oder als Offizierskasino der britischen Besatzer nach dem Zweiten Weltkrieg: Der heutige Karolinenhof wurde etwa 1860 errichtet und hat alles überdauert. Bevor Marcel Petersen das Gutshaus mit etwa 30 000 Quadratmetern Grund kaufte, war darin ein Fitness-Studio untergebracht. „Wo heute der Schreibtisch von Rechtsanwalt Harm Reese steht, floss früher der Schweiß“, sagt Marcel Petersen beim Ortstermin.

Viel Zeit für die Umgestaltung

Noch Jahre später, als er sein Büro im Erdgeschoss bezogen hatte und im Obergeschoss lebte, seien Leute vorbeigekommen, um im Karolinenhof Sport zu treiben. Überhaupt stellte er schnell fest, dass viele Menschen Erinnerungen mit dem Haus verbinden. Er selbst hatte sich damals spontan in das Gebäude verliebt: „Hier kann man was draus machen.“ Damals träumte der gebürtige Bergedorfer davon, Beruf und Wohnen unter einem Dach zu verbinden. Für die Renovierung und Umgestaltung nach seinen Plänen ließ sich der 53-jährige viel Zeit. Im Erdgeschoss wurden Wände eingerissen, alte Balken freigelegt und auch ein Kamin mit Delfter Kacheln restauriert. Das Obergeschoss wurde ausgebaut und so entstand eine großzügige Wohnung mit Dachterrasse.

Inzwischen ist Petersen samt Familie weggezogen, er hat die Wohnung vermietet. In einem Flügel im Erdgeschoss befindet sich seit August 2017 die Kanzlei des Rechtsanwalts und Notars Harm Reeses. Im Nordflügel betreibt Dana Nehring seit zehn Jahren ihren Friseur-Salon.

Der Eigentümr kennt hier jeden Stein

Obwohl er nicht mehr selbst dort lebt, hat Marcel Petersen eine besondere Beziehung zum Karolinenhof. „Ich kenne hier einfach jeden Stein“, sagt er. Einmal haben sich zwei Herren, die schon über 90 Jahre alt waren, bei ihm gemeldet, wollten so gern noch einmal an die Stätte ihrer Kindheit zurückkehren. „Ich habe sie gern herumgeführt“, sagt Marcel Petersen. Nicht so toll fand er es, wenn Leute ganz selbstverständlich mit ihren Hunden in seinem Wald herumspazierten oder in die Fenster schauten.