Glinde. In der Vortragsreihe von SHUG und VHS berichten Wissenschaftler aus verschiedenen Forschungsbereichen über zehn spannende Themen.

38 Euro für ganz jede Menge Wissen und Input – so günstig ist die Dauerkarte für die Glinder Mühlengespräche. Wer im Besitz einer solchen Karte ist, bekommt dafür viel geboten: Im Herbstsemester wartet die Vortragsreihe der Schleswig-Holsteinischen Universitätsgesellschaft (SHUG) und der VHS Glinde wieder mit einer Menge spannender Themen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen auf. In zehn Vorträgen geht es um Erkenntnisse und aktuelle Forschungsergebnisse aus den Bereichen Medizin, Physik, Geschichte, aktuelles Zeitgeschehen Geowissenschaften und Biologie.

Unter dem Titel „Die Unentbehrlichen – Mikroben, des Körpers verborgene Helfer“ berichtet Prof. Thomas Bosch, Leiter der Arbeitsgruppe Zell- und Entwicklungsbiologie am Zoologischen Institut in Kiel, in der Kupfermühle darüber, warum Mikroben unverzichtbar für das menschliche Immunsystem und so wichtig wie Essen und Trinken sind. Behandelt werden Fragestellungen wie: In welchem Zusammenhang stehen Mikrobiom und die Zunahme der modernen Lifestyle-Erkrankungen? Warum können wir uns ohne Mikroorganismen nicht normal entwickeln? Neben aufschlussreichen Einblicken in das Innenleben des Körpers gibt der Experte den Zuhörern Tipps, wie sie ihr persönliches Umfeld so gestalten können, dass die Symbiose von Mikroben und Mensch im Gleichgewicht bleibt.

Vortragsreihe ist Kooperation von VHS und SHUG

Leiter der SHUG-Sektion Glinde ist Reinhold Dinger. Der Physiker wählt die Dozenten in Rücksprache mit VHS-Leiter Maik Reiser aus und stellt das Programm zusammen. Die VHS ist für den verwaltungstechnischen Part der Veranstaltung verantwortlich. Und sie ist auch der Grund, dass nicht ausschließlich Referenten der SHUG von der Universität Kiel auf dem Programm stehen. Sondern auch solche haben eine Chance, die von anderen Instituten aus Hamburg kommen oder aus Stormarn stammen.

Die Kooperation beruht auf einer historischen Begebenheit, wie Reiser erläutert: „Der erste Leiter der Sektion Glinde war zugleich Leiter der VHS“, sagt er. Reisers Vorgängerin Marlies Lehmann habe das so weitergeführt. „Als sie in den Ruhestand gegangen ist, hat sie auch die Leitung der Sektion abgegeben.“ Einige Monate, nachdem Dinger die Aufgabe übernommen hatte, wurde Reiser Leiter der VHS.

Wie Hitze dem menschlichen Organismus zusetzt

Bei Temperaturen über 30 Grad sehnen sich Menschen nach Abkühlung. Dass das nicht immer so leicht gelingt wie auf diesem Foto, zeigt die zunehmende Zahl der Hitzetoten.
Bei Temperaturen über 30 Grad sehnen sich Menschen nach Abkühlung. Dass das nicht immer so leicht gelingt wie auf diesem Foto, zeigt die zunehmende Zahl der Hitzetoten. © picture alliance | Marcel Van Hoorn

Los geht es am 19. September, alle Vorträge starten dienstags um 19.30 Uhr. Maximal eine Stunde ist dafür eingeplant. Danach gibt es ausreichend Zeit für die Fragen der Zuhörer und zur Diskussion. Reiser sagt: „Die Mühlengespräche leben von der Kommunikation.“ Das Konzept ist erfolgreich: Reiser berichtet, dass von den rund 70 Sitzplätzen in der Kupfermühle im Schnitt 50 bis 60 von Dauerkartenbesitzern belegt sind.

Prof. Carsten Stick vom Institut für Medizinische Klimatologie, Kiel, eröffnet das Programm mit seinem Vortrag „Immer auf Betriebstemperatur – Was hat der Mensch mit einer 100-W-Lampe gemeinsam? Zu Wärmehaushalt und Temperaturregulation des Menschen“. Sick beleuchtet aus medizinischer Sicht ein Thema, das angesichts von Klimawandel und einer zunehmenden Zahl von Hitzetoten an Aktualität kaum zu überbieten ist. Selbst in Europa überlegen mittlerweile Regierungen, wie Menschen bei Hitzeperioden besser geschützt werden können. Reinhold Dinger sagt: „Beispielsweise in Frankreich werden immer mehr Maßnahmen von staatlicher Seite ergriffen.“

Referent gibt Einblicke ins energetische Universum

Das deutsche Röntgenteleskop eRosita soll Forschern einen neuen erhellenden Blick auf die Dunkle Energie des Universums ermöglichen.
Das deutsche Röntgenteleskop eRosita soll Forschern einen neuen erhellenden Blick auf die Dunkle Energie des Universums ermöglichen. © picture alliance | Peter Friedrich

Wenn Jürgen Schmitt von der Akademie der Wissenschaften in Hamburg nicht gerade selbst einen Vortrag als Referent in Glinde oder dem Planetarium Hamburg hält, ist er nach Angaben von Dinger „auch ein fleißiger Zuhörer bei den Mühlengesprächen“. Bei Schmitt dreht sich alles um die Weiten des Alls, genauer gesagt, den Blick hinein.

Unter dem etwas sperrigen Titel „Was heißt und zu welchem Ende studiert man Röntgenastronomie?“ geht es am 10. Oktober um die Entwicklung von Instrumenten wie beispielsweise des eRosita-Teleskops, das sich an Bord eines Satelliten befindet, der 2019 in den Orbit gestartet ist. „Zwischen 2019 und 2022 hat das Teleskop gute Aufnahmen im Röntgenbereich gemacht“, weiß Dinger. Zur Sprache kommen außerdem Eigenschaften von Himmelskörpern wie Sterne, Neutronensterne und Galaxienhaufen.

Lässt sich die Klimaerwärmung noch aufhalten?

Prof. Manfred Hanisch vom Historischen Seminar Kiel berichtet am 7. November über die Entwicklungen im Ukrainekrieg. „Nachdem er den ersten Vortrag zum Thema gehalten hat, haben wir ihn gebeten, dass er sich auf dem Laufenden hält und uns über neue Erkenntnisse unterrichtet“, sagt Dinger.

Eine Demonstrantin hält ein Schild mit der Aufschrift „Klimakrise? Not in my Wahlkreis!“ in den Händen. Auch ein Vortrag aus der Reihe „Glinder Mühlengespräche“ befasst sich damit, ob und wie wir das 1,5-Grad-Ziel noch erreichen können.
Eine Demonstrantin hält ein Schild mit der Aufschrift „Klimakrise? Not in my Wahlkreis!“ in den Händen. Auch ein Vortrag aus der Reihe „Glinder Mühlengespräche“ befasst sich damit, ob und wie wir das 1,5-Grad-Ziel noch erreichen können. © picture alliance/dpa | Markus Scholz

Mit der Frage „Wie wir das 1,5-Grad-Ziel noch erreichen könnten?“ beschäftigt sich Prof. Andreas Oschlies vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel am 21. November. „Das wird ein sportliches Unterfangen“, meint Dinger. „Ich bin gespannt, welche Möglichkeiten Professor Oschlies noch sieht.“ Den Grund dafür, dass an diesem Datum im Programmflyer noch ein anderes Thema aufgeführt ist, nennt Reiser: „Der Referent hat drei Tage, nachdem ich den Druck in Auftrag gegeben habe, abgesagt.“ Er rät Besuchern, sich vor Beginn der Veranstaltung auf der Website der VHS (vhs-glinde.de) über eventuelle Änderungen zu informieren.

Wissenschaft wird allgemeinverständlich vermittelt

Die weiteren Vortragsthemen in der Kurzübersicht: Sönke Harm: „Nobelpreis für Physik 2022: Verschränkung!“ (10. Oktober), Prof. Alexander Piel: „Fake Science“ (14. November) – beide Wissenschaftler arbeiten am Institut für Experimentelle und Angewandte Physik, Kiel. Prof. Thorsten Feldkamp vom Nephrologischen Zentrum Rendsburg-Eckernförde: „Bluthochdruck und seine Folgen“ (28. November), Prof. Wolfgang Rabbel, Institut für Geowissenschaften, Geophysik, Angewandte Geophysik, Kiel: „Eine Reise zum Mittelpunkt der Erde“ und den Abschluss macht die aus Glinde stammende Historikerin Katrin Schmersahl mit einem Ausflug ins historische Venedig unter dem Titel: „Venedigs Aufstieg zur Handels- und Kolonialmacht“ (19. Dezember).

Zum Besuch der Vorträge ist keine akademische Vorbildung erforderlich. Dinger sagt: „Die Idee hinter der Vortragsreihe ist, die Wissenschaft auf allgemeinverständliche Weise an den Bürger zu bringen.“ Dauerkarten zu 38,–/33,– (erm.) und Tickets für einzelne Vorträge zu 8,–/6,– (erm.) gibt es in der VHS-Geschäftsstelle (Möllner Landstraße 53), E-Mail vhs@vhs-glinde.de. An der Abendkasse steht nur ein kleines Kontingent von Einzelkarten zur Verfügung.