Hammoor. Warum der Bau des Rastplatzes nahe Hammoor abrupt ausgebremst wurde und wie es mit dem Projekt jetzt weitergeht.
Es ist eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte des Kreises: die Errichtung des ersten Autohofs in Stormarn und der damit einhergehende Umbau des Autobahnkreuzes Bargteheide. Der erste Spatenstich war eigentlich bereits im vergangenen Jahr geplant. Nun steht fest, dass das Vorhaben auch in diesem Jahr nicht in Angriff genommen werden kann. Wie jetzt bekannt wurde, ist der Investor Euro Rastpark abgesprungen. „Das wirft uns natürlich zeitlich weit zurück, weil wir erst einmal die Neuvergabe vorbereiten und den Auftrag dann erneut vergeben müssen“, sagte Ulf Hahn, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) dem Abendblatt. An einen Baustart sei frühestens Ende 2024 zu denken.
Wie bereits berichtet, soll am Autobahnkreuz Bargteheide (A1 und A21) ein dringend benötigter Rastplatz insbesondere für den Schwerlastverkehr entstehen. Die Raststätten an der A1, Buddikate bei Todendorf und Trave bei Reinfeld, sind sehr oft überfüllt. Nicht selten parken die Trucker im Ein- und Ausfahrtsbereich oder sogar bis auf den Standstreifen.
Fahrer suchen mehr als halbe Stunde nach Parkplatz
Zudem weichen viele Fahrer in ihrer Not in die Gewerbe- und Wohngebiete von Ahrensburg, Bargteheide, Bad Oldesloe und Reinfeld aus. Wo es in der Regel jedoch weder öffentlich zugängliche Toiletten noch Waschgelegenheiten gibt. Erhebungen zufolge suchen Lkw-Fahrer an der A1 im Kreisgebiet im Schnitt mehr als eine halbe Stunde nach einem regulären Parkplatz.
„Der Autohof an der Achse Hamburg–Lübeck ist aus unserer Sicht dringend notwendig, auch um unnötige Fahrten und damit Emissionen zu vermeiden“, sagt Hahn. Deshalb habe die WAS bereits vor geraumer Zeit ein gut zehn Hektar großes Areal auf dem Gebiet von Hammoor, direkt an der Landesstraße 90 in Richtung Lasbek gekauft. Dort sollen künftig bis zu 150 Lastwagen parken können. Geplant sind zudem eine große Tankstelle mit Shop, zusätzliche Gastronomie und optional ein Hotel.
Gesellschafter haben Investitionsstopp verhängt
„Nachdem wir fast vier Jahre mit Euro Rastpark verhandelt und geplant haben, hat uns der Rückzug natürlich überrascht“, sagt Hahn. Doch angesichts der schwierigen Lage in der Baubranche mit anhaltendem Fachkräftemangel und erheblich gestiegenen Kosten für Material und sämtliche Bauleistungen hätten die Gesellschafter des im bayerischen Regensburg ansässigen Unternehmens einen generellen Investitionsstopp verhängt.
Euro Rastpark eröffnete seinen ersten Autohof 1986 in Hengersberg an der A3 und hat inzwischen 18 Standorte in Deutschland. Bei der Ausschreibung für das „Stormarntor“ hatte sich das Unternehmen gegen drei Mitbewerber durchgesetzt. Laut Geschäftsführer Johannes Witt sei der Rasthof nicht weniger als ein Leuchtturmprojekt gewesen, weil es eine der größten und modernsten Euro-Rastpark-Anlagen werden sollte.
Das Projekt soll rund 20 Millionen Euro kosten
Im Mittelpunkt des rund 20 Millionen Euro teuren Konzepts stand ursprünglich ein dreigeschossiger, 16 Meter hoher Hotel- und Gastronomiekomplex mit 45 Zimmern, um das sich zwei weitere Gebäude für Fast-Food-Betriebe, eine Außenterrasse, ein Spielplatz, eine gesonderte Tankstelle mit Elektro-Schnellladesäulen und die Parkplätze gruppieren sollten.
Für das Trucker-Areal selbst waren Zufahrtskontrollen mittels eines Schrankensystems, eine lückenlose Videoüberwachung und eine Lkw-Waschanlage vorgesehen. Zudem sollte die Möglichkeit geschaffen werden, per Online-Reservierung im Voraus Standplätze zu buchen.
Unterlegene Unternehmen sind alle wieder im Boot
„Positiv ist, dass die bei der ersten Ausschreibung Unterlegenen wieder alle im Boot sind und zusätzlich ein weiterer Investor Interesse bekundet hat“, erklärt der WAS-Chef. Offen bleibe allerdings, was von den einstigen Plänen tatsächlich noch realisiert wird. „Es gibt jedenfalls Signale, dass die vier Bewerber die reine Autohoffläche rund 25 Prozent kleiner planen wollen als Euro Rast“, so Hahn.
Außen vor könne etwa vorerst das Hotel bleiben. In aller Regel würden die Fahrer eh in ihren Zugmaschinen schlafen. Ein Vorstoß, das künftig rechtlich verbieten zu wollen, sei längst vom Tisch. Zumal die Durchsetzung ohnehin äußerst schwierig geworden wäre.
Gemeinde Hammoor hat B-Plan bereits beschlossen
Eine reduzierte Flächenplanung habe unterdessen auch Auswirkungen auf den Bebauungsplan für das Gebiet. Der müsse gegebenenfalls modifiziert werden, weil er voll und ganz auf den Autohof zugeschnitten worden sei. „Ob die Restflächen dann überregional bedeutsamen Logistikunternehmen angeboten werden können, muss erst noch geklärt werden“, erklärt Hahn. Entsprechende Anfragen lägen der WAS jedenfalls mehr als genug vor.
Der B-Plan, der im Amt Bargteheide-Land vom 17. März bis 18. April des Vorjahres öffentlich ausgelegen hat und von der Gemeinde Hammoor drei Monate später beschlossen worden war, ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Erst dann kann ein konkreter Bauantrag gestellt werden, der schließlich vom Kreis genehmigt werden muss.
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„Die Modifikationen müssen wir in jedem Fall erneut mit der Landesplanung absprechen, die das Projekt Autohof eigentlich schon abgesegnet hatte“, sagt Ulf Hahn. Das könne allerdings noch einige Wochen dauern, da die zum Innenministerium gehörende Behörde momentan mit einer aufwendigen Anpassung der Regionalpläne befasst sei. Der WAS-Chef hofft jedoch, bis Ende dieses Jahres einen positiven Bescheid aus Kiel zu erhalten.
Hahn geht unterdessen davon aus, dass sich am Investitionsvolumen von rund 20 Millionen Euro kaum etwa ändern wird. „Der Standort an der A1 ist so exzellent und attraktiv, dass neben den Hauptinvestoren auch Unternehmen wie McDonald‘s bereitstehen, die notfalls sogar in eigene Gebäude investieren und diese auch bauen würden“, sagt der WAS-Geschäftsführer. Insofern sei er optimistisch, dass es nur unwesentliche Abstriche an dem Leuchtturmprojekt Autohof „Stormarntor“ geben werde.