Bargteheide. Laut Konzept könnten die ersten Einheiten Ende 2022 in Eigenregie entstehen. Bis 2025 fallen weitere 58 aus der Zweckbindung.
7353 Wohnungen verzeichnete Bargteheide Ende 2019. Davon waren jedoch nur 152 öffentlich gefördert. Viel zu wenig, sind sich im Grunde alle Parteien einig. Die Stadtverwaltung bezifferte den Mehrbedarf bis 2030 auf etwa 380 Einheiten. Nun hat sie den Bedarf in einer neuen Analyse noch einmal durch ein externes Büro verifizieren lassen. Das Ergebnis fällt zwar etwas moderater aus, liegt aber immer noch jenseits der 300er-Marke. Ohne den Zuzug aus dem Umland zu berücksichtigen, wurde der Mehrbedarf von den Gutachtern auf 314 Einheiten beziffert.
„Bargteheide hat von seiner soziodemographischen Situation her zwar einen eher unterdurchschnittlichen Bedarf nach bezahlbarem Wohnen. Dennoch muss sich die Stadt dem deutlichen Defizit widmen“, sagt Sebastian Lopitz vom Büro BCS stadt+region in Lübeck. Zumal bereits 2025 weitere 58 Wohnungen aus der Bindung fallen würden.
Bebauungsplangebiet An den Stücken liegt auf Eis
Bei dem gerade im Bau befindlichen inklusiven Wohnprojekt BornInk entstehen zwar aktuell 64 neue geförderte Wohnungen. Doch darüber hinaus sind derzeit bei weiteren drei Bauvorhaben im Norden der Stadt nur etwa 50 weitere vorgesehen. Die gleiche Anzahl sollte eigentlich auch im B-Plangebiet 3 An den Stücken östlich der Bahntrasse realisiert werden. Dieses Planverfahren liegt momentan allerdings auf Eis.
Der Wohnungsbau in Bargteheide ist traditionell von Ein- und Zweifamilienhäusern geprägt. Sie machen 58 Prozent des Bestands aus. Auf Mehrfamilienhäuser entfallen hingegen nur 42 Prozent. „Das ist deutlich weniger als in anderen Stormarner Städten wie etwa Ahrensburg und Bad Oldesloe, wo der Anteil bei 54 und 53 Prozent liegt“, so Lopitz.
Nur ein Drittel der Einheiten in Mehrfamilienhäusern
An diesem Verhältnis hat sich in den vergangenen 20 Jahren in Bargteheide kaum etwas geändert. Von den 1571 in dieser Zeit gebauten Wohneinheiten entstand nur ein Drittel in Mehrfamilienhäusern. „Nun ist Geschossbau sicher nicht das Allheilmittel. Doch angesichts der deutlich gestiegenen Bodenpreise lässt sich der Mehrbedarf an geförderten Wohnungen kaum realisieren“, sagt Lopitz.
Selbst für Mehrfamilienhaus-Grundstücke werden in Bargteheide inzwischen rund 330 Euro pro Quadratmeter fällig. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre sind die Preise um 45 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Für Einfamilienhäuser beträgt die Teuerungsrate sogar 61 Prozent. Hinzu kommt, dass die Baukosten im gleichen Zeitraum ebenfalls um 22 Prozent zulegten.
Im ersten Förderweg 6,10 Euro pro Quadratmeter
„Das macht es für privatwirtschaftliche Investoren schwierig, mindestens ein Drittel oder gar die Hälfte aller Einheiten als öffentlich geförderte zu vermieten“, sagt CDU-Fraktionschef Mathias Steinbuck. Wohnungen auf dem ersten Förderweg müssen zu einem Mietpreis von 6,10 Euro pro Quadratmeter angeboten werden, auf dem zweiten Förderweg für acht Euro pro Quadratmeter.
Als wichtige Indikatoren für den Bedarf an Sozialwohnungen benennt Lopitz Arbeitslosigkeit, ausschließlich geringfügig Beschäftigte und Alleinerziehende. Diese Bevölkerungsgruppen sind in Bargteheide zwar nur unterdurchschnittlich vertreten, aber es gibt sie. Der Anteil der Erwerbslosen liegt unter drei Prozent, jener der Alleinerziehenden bei 20,8 Prozent.
58 Wohnberechtigungsscheine werden pro Jahr ausgestellt
Zwischen 2017 und 2020 wurden durch die Stadt im Schnitt 58 Wohnberechtigungsscheine pro Jahr ausgestellt. „Bei einer durchschnittlichen Wohndauer von sechs Jahren würde das allein einem Bedarf von 348 öffentlich geförderten Wohnungen entsprechen“, erklärt Gutachter Sebastian Lopitz.
Insbesondere hinsichtlich der Vergabe öffentlicher Flächen forderte etwa die SPD-Fraktion in einem Anfang dieses Jahres veröffentlichten Positionspapier einen nachhaltigen Paradigmenwechsel. So sollten städtische Grundstücke künftig häufiger im Erbbaurecht vergeben werden. „Damit bliebe die Kommune Eigentümerin der Fläche und könnte im Vergleich zur gängigen Verkaufspraxis bessere Konditionen für bezahlbares Wohnen vereinbaren“, so Fraktionsvize Gerrit Kronenberg.
Zweckbindung endet nicht mit der Förderdauer
Einer der Kernforderungen der Sozialdemokraten, die Stadtwerke Bargteheide als Entwickler bezahlbaren Wohnraums auf städtischen Flächen zu ertüchtigen, sind die anderen Fraktionen noch vor der Sommerpause mehrheitlich gefolgt. „Nach dem entsprechenden Beschluss in der Stadtvertretung haben die Stadtwerke inzwischen ein Konzept vorgelegt, wie sie bereits Ende kommenden Jahres mit dem Bau von gefördertem Wohnraum beginnen können“, sagt Jürgen Weingärtner, Mitglied der SPD-Fraktion und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke. So entstünden Mietwohnungen, die dauerhaft im Besitz der Stadt verblieben und selbst nach dem Ende der maximalen Förderdauer nicht zwangsläufig aus der Zweckbindung fielen.