Bargteheide. Bargteheider Fraktionen sprechen von „verabscheuungswürdiger Dimension der Zerstörungswut“ und fordern Konsequenzen.

Auch eine Woche nach dem Brandanschlag auf die Emil-Nolde-Schule in Bargteheide am Abend des 30. Januar sind Bestürzung, Trauer und Wut noch immer groß in der Stadt. In einer gemeinsamen Erklärung haben jetzt auch die sechs Fraktionen der Stadtvertretung die Tat einhellig verurteilt und einen besseren Schutz der Einrichtungen im gesamten Schulzentrum angemahnt. „Es ist vollkommen unverständlich für uns, wie man Schulen in Brand setzen und dieses Maß an Zerstörungswillen entfalten kann“, heißt es in der am Wochenanfang verbreiteten Stellungnahme. Nach zahlreichen Vandalismusschäden in der Vergangenheit habe dieser Anschlag „eine neue, verabscheuungswürdige Dimension erreicht“.

Wie bereits berichtet, waren am 30. Januar der oder die Täter gegen 20.30 Uhr durch einen Nebeneingang gewaltsam in die Grundschule eingedrungen und hatten in einem Lehrmittelraum im Obergeschoss ein Feuer gelegt. Durch den Löscheinsatz der Feuerwehr wurden zudem die angrenzende Schulbücherei und der Lagerraum für die Musikinstrumente sowie das Schulsekretariat und ein Besprechungsraum im Erdgeschoss in Mitleidenschaft gezogen. Der entstandene Schaden wird durch die Polizei auf rund 500.000 Euro geschätzt.

Auch 1400 Bücher der Schulbibliothek betroffen

Eine Spezialfirma hat inzwischen damit begonnen, die Folgen des Brandes und des Löscheinsatzes zu beseitigen. Dazu gehört unter anderem eine Grundreinigung der Flure, in denen noch immer der Brandgeruch hängt. In einem großen Container im Außenbereich der Emil-Nolde-Schule landet alles, was nicht mehr zu retten ist. Dazu gehören auch zahlreiche Bücher und andere Lehrmittel.

Schulleiterin Andrea Aust in einem Flur, der von einer Spezialfirma gerade professionell gereinigt wird.
Schulleiterin Andrea Aust in einem Flur, der von einer Spezialfirma gerade professionell gereinigt wird. © HA | Manfred Giese

„Es ist ein Jammer“, sagt Schulleiterin Andrea Aust. Laut Inventarliste umfasst allein die Schulbibliothek neben dem Lehrmittelraum mehr als 1400 Bücher. „Wie viele davon noch nutzbar sind, ist momentan noch nicht klar“, so Aust. Durch die starke Rauchentwicklung und das Löschwasser seien viele Exemplare unbrauchbar geworden. Was im Bestand verbleiben dürfe, werde durch die Experten für Brandsanierungen entschieden.

Zwei Drittel der Musikinstrumente unbrauchbar

Nicht minder groß ist der Verlust im Musical- und Theaterfundus der Schule. „Von unseren zahlreichen Kostümen und Kulissen, die Lehrkräfte und viele Eltern in den vergangenen Jahrzehnten genäht, geklebt und gebastelt haben, wird uns aller Voraussicht nach kaum etwas bleiben“, sagt Aust. Das sei neben dem materiellen auch ein ideeller Schaden, der kaum beziffert werden könne.

Hinsichtlich einer Ersatzbeschaffung sehe es zumindest bei der Instrumentensammlung etwas besser aus. Ersten Schätzungen zufolge sind hier mindestens 70 Prozent des Bestands von den Brandfolgen betroffen. „Zwei Gitarren dürften wohl kaum zu retten sein. Bei Trommeln, Klanghölzern und Keyboard muss noch geklärt werden, ob sie überhaupt gereinigt werden dürfen“, erklärt Aust. Einziger Trost sei, dass die Schule im Falle einer erzwungenen Abschreibung von Instrumenten sehr wahrscheinlich Anspruch auf Entschädigungszahlungen seitens der Versicherung habe.

Grundschüler weichen in andere Schulen aus

Unterdessen hat für die 235 Mädchen und Jungen der Emil-Nolde-Schule nach einer Woche Distanzlernen daheim oder in der Notbetreuung wieder der Präsenzunterricht begonnen. „Dank großzügiger Unterstützung der benachbarten Dietrich-Bonhoeffer-Schule können wir die acht Klassen des Jahrgangs eins bis drei diese Woche in Container-Klassenräumen unterrichten“, berichtet Aust. Die vierten Klassen lernen vorübergehend in drei Räumen der Johannes-Gutenberg-Schule am Freizeitbad.

„Wichtig war jetzt erst einmal, die Kinder mit ihren Emotionen aufzufangen, ihnen wieder ein gutes, sicheres Gefühl zu vermitteln und all ihre Fragen zu beantworten“, sagt Andrea Aust. Neben Angst habe es bei den Jüngsten auch viel Bedauern gegeben. Aber auch den Willen, bald wieder in die gewohnten Räume zurückkehren zu können. Die Schulleiterin rechnet momentan damit in der kommenden, spätestens aber in der übernächsten Woche.

Zwei weitere Straftaten binnen 24 Stunden

In der Kommunalpolitik wird derweil schon intensiv über Schlussfolgerungen und mögliche Konsequenzen des folgenreichen Übergriffs diskutiert. Zumal es im zeitlichen Umfeld des Brandanschlags zu einem weiteren Einbruch in der Emil-Nolde-Schule und dem Wurf eines Molotowcocktails gegen eine Hauswand des Kopernikus-Gymnasiums gekommen war.

„Wir hoffen auf eine rasche Aufklärung dessen, was sich dort abgespielt hat, und rufen alle Bürger auf, sich mit möglichen Informationen an die Polizei zu wenden“, heißt es im Statement der Fraktionen. Wer Kenntnisse über das Geschehen habe, dürfe jetzt nicht schweigen. Der Brandanschlag sei eine „schwere kriminelle Straftat“ gewesen.

„Patrouillen durch Wachdienste haben sich nicht bewährt und sind außerdem zu teuer. Vielmehr sollten wir die Beleuchtung auf dem Gelände sowie die Alarm- und Brandmeldeanlagen in den Schulen verbessern. Und die rechtliche Möglichkeit einer Videoüberwachung prüfen, zumindest für die Zeit zwischen 16 und 6 Uhr“, sagt SPD-Fraktionsvize Peter Beckendorf. Von der Forderung nach hohen Zäunen um das gesamte Schulzentrum halte seine Fraktion hingegen nichts. „Es soll ein offen begehbarer Ort bleiben, an dem sich Kinder und Jugendliche angstfrei bewegen, lernen und entfalten können“, so Beckendorf.

Die Stadtverwaltung hat laut Bürgermeisterin Gabriele Hettwer bereits mit der Prüfung erster Maßnahmen begonnen und wird diese den kommunalpolitischen Gremien zeitnah zur Beratung und Beschlussfassung vorlegen. Die Ermittlungen der Polizei dauern an. Dazu gehört neben der Analyse aller gesicherten Spuren die Auswertung der eingegangenen Zeugenhinweise.