Bargteheide. Warum die Polizeidirektion Ratzeburg erwägt, das Schulzentrum Bargteheide wieder zum „gefährlichen Ort“ zu erklären.
Nach dem Brand in der Emil-Nolde-Schule Bargteheide in den Abendstunden des 30. Januar haben sich die Hinweise auf eine vorsätzliche Brandstiftung verdichtet. „Noch sind nicht alle gesicherten Spuren in den Laboren des Kriminaltechnischen Instituts Kiel ausgewertet. Aber vieles spricht für eine bewusst begangene Straftat“, so Jacqueline Fischer, Sprecherin der für den Kreis Stormarn zuständigen Polizeidirektion in Ratzeburg. Zudem seien bei der Kripo in Ahrensburg bereits ein halbes Dutzend sachdienlicher Hinweise von Zeugen eingegangen, denen jetzt weiter nachgegangen werde.
Wie bereits berichtet, waren am Montag der oder die Täter gegen 20.30 Uhr durch einen Nebeneingang gewaltsam in die Grundschule eingedrungen und hatten in einem Lehrmittelraum im Obergeschoss ein Feuer gelegt. Durch den Löscheinsatz der Feuerwehr wurden zudem die angrenzende Schulbücherei und der Lagerraum für die Musikinstrumente sowie das Schulsekretariat und ein Besprechungsraum im Erdgeschoss in Mitleidenschaft gezogen.
Brandstiftung an Grundschule: Drei strafbare Delikte binnen 24 Stunden
Entdeckt hatte den Brand eine Polizeistreife. „Weil wir die Frequenz der Kontrolltouren im Schulzentrum bereits im Vorfeld erhöht hatten, konnte der Brand zum Glück in einem frühen Stadium bekämpft werden. Womöglich wäre der Schaden sonst noch viel größer gewesen“, so Fischer.
In der Nacht zuvor weilte die Polizei schon einmal am Tatort, weil Unbekannte gegen 3 Uhr in die Emil-Nolde-Schule eingebrochen waren und dort Feuerlöscher von der Wand gerissen und eine Schreibmaschine zerstört hatten. Zudem war ein Molotowcocktail gegen eine Hauswand des benachbarten Kopernikus-Gymnasiums geschleudert worden, der jedoch zu keinem Brand geführt hatte.
Frequenz der Streifenfahrten noch mal erhöht
„Ob diese drei Taten binnen 24 Stunden in einem direkten Zusammenhang stehen, ist momentan noch unklar“, erklärte Fischer. Die zeitliche und örtliche Nähe der Vorkommnisse würden aber den Verdacht nahelegen, dass sie dem gleichen Personenkreis zuzuordnen seien. Vorsorglich werde die Frequenz der Streifenfahrten nun noch einmal erhöht.
Die erneuten Übergriffe im Schulzentrum haben zugleich die Diskussion über dessen Wiedereinstufung als „gefährlicher Ort“ neu entfacht. Bereits 2018 hatte die Polizeidirektion damit auf eine erhebliche Zunahme von strafbaren Delikten reagiert. Drogenhandel, Alkoholexzesse, Körperverletzungen, Vandalismus und schwere Sachbeschädigung hatten ein Ausmaß erreicht, das zu dieser einschneidenden Maßnahme führte.
Sprunghafter Anstieg von Straftaten
So war im Sommer 2017 unter anderem in die Anne-Frank-Schule eingebrochen worden. Bei der Randale wurden mehrere Scheiben eingeschlagen und verschiedene Klassenräume verwüstet. 2017 hatte die Polizei in ganz Bargteheide 1370 Straftaten registriert – ein Plus von 21,9 Prozent gegenüber 2016. In ganz Stormarn betrug der Anstieg im gleichen Zeitraum gerade 4,4 Prozent. Allein die Sachbeschädigungen nahmen in Bargteheide um 69,2 Prozent zu, viele davon im und am Schulzentrum.
Dass es nun wieder zum „gefährlichen Ort“ deklariert wird, will die Polizeisprecherin nicht mehr ausschließen. „Die jüngsten Ereignisse sowie weitere Zahlen, Daten und Fakten sprechen dafür“, so Fischer. Allerdings müsse diese Entscheidung reiflich abgewogen werden, da sie mit erheblichen Grundrechtseingriffen verbunden sei.
Brandstiftung an Grundschule: Stadt prüft schärfere Sicherheitsmaßnahmen
An „gefährlichen Orten“ haben Polizeibeamte deutlich erweiterte Befugnisse. So können sie anlassunabhängige Personen-, Taschen- und Fahrzeugkontrollen durchführen, was außerhalb solcher Zonen in der Regel nicht möglich ist. Dass solch ein einschneidender Erlass ein Schulzentrum trifft, war in Stormarn bislang ein Novum.
Unterdessen prüft die Stadt Bargteheide geeignete Maßnahmen, um die Sicherheit im Schulzentrum zu erhöhen. „Sofern die Verwaltung zu konkreten Ergebnissen und Vorschlägen gekommen ist, werde ich diese der Politik zur Beratung vorlegen“, teilte Bürgermeisterin Gabriele Hettwer auf Abendblatt-Anfrage mit.
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Zu einer regelrechten Brandserie war es Ende September, Anfang Oktober vergangenen Jahres im Schulzentrum Reinfeld gekommen. Dort brannten zunächst eine Mülltonne und ein Container mit Schulmöbeln, dann ein Holzschuppen. Zuletzt ging das gesamte Mobiliar eines Raums in der Immanuel-Kant-Schule in Flammen auf.
Inzwischen hat sich die Lage in Reinfeld laut Polizei weitgehend beruhigt. Wohl auch deshalb, weil zwei Tatverdächtige identifiziert werden konnten. „Die umfangreichen und komplexen Ermittlungen in der Sache sind jedoch noch nicht abgeschlossen“, sagt der Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft in Lübeck, Jens Buscher. Unter anderem seien noch zahlreiche Zeugen zu vernehmen.