Bad Oldesloe. Zwischen Delingsdorf und Reinfeld werden neue Lärmschutzwände gebaut oder bestehende erhöht. Wann die Arbeiten beginnen.
Die Deutsche Bahn will im zweiten Halbjahr 2027 mit der Umsetzung der Lärmschutzsanierung auf dem 28 Kilometer langen Abschnitt zwischen Delingsdorf und Reinfeld an der Bahntrasse Hamburg – Lübeck beginnen. Das gab Janine Korczak, Projektleiterin Lärmschutz bei der Deutschen Bahn, am Montagabend im Verkehrsausschuss des Kreises Stormarn bekannt.
Zahlreiche Bürgermeister und weitere Vertreter der betroffenen Städte und Gemeinden, Wesenberg, Reinfeld, Feldhorst, Bad Oldesloe, Rümpel, Tremsbüttel, Bargteheide und Delingsdorf waren gekommen, um den aktuellen Sachstand zu erfahren. Ziel ist, dass in einigen Jahren viele Bürgerinnen und Bürger ruhiger schlafen können.
Lärmsanierung in Stormarn von Reinfeld bis Delingsdorf: Deutsche Bahn gibt Zeitplan bekannt
Wie berichtet, hatte die Deutsche Bahn 2022 verkündet, dass es, obwohl es zunächst nicht danach aussah, doch zusätzliche Lärmschutzwände auf der Strecke geben wird. Jahrelang hatte das Unternehmen erweitertem Lärmschutz dort eine klare Absage erteilt. Zu übergesetzlichem Lärmschutz sei man nicht bereit, weil es zwischen 2013 und 2017 bereits freiwillige Maßnahmen auf dem Streckenabschnitt gegeben habe, hieß es damals.
Tatsächlich waren in den Städten Ahrensburg, Bargteheide, Bad Oldesloe und Reinfeld 2013 und 2014 insgesamt 4,7 Kilometer Schallschutzwände von zwei bis drei Metern Höhe errichtet worden. Zwischen 2015 und 2017 wurden zudem 433 Wohneinheiten mit speziellen Schallschutzfenstern ausgestattet, das bezeichnet man als sogenannte passive Maßnahmen.
Die Auslösewerte für die Notwendigkeit von Schallschutz wurden abgesenkt
Aus Sicht der Bahn galt die Strecke damit als saniert, was Kreispolitik, Kreisverwaltung und die betroffenen Kommunen aber als völlig unzureichend bewerteten. Man erhöhte den Druck. Tatsächlich lenkte die Bahn ein, was wohl zu einem großen Teil der Tatsache geschuldet war, dass der Bund damals die Auslösewerte für die Notwendigkeit von Schallschutzmaßnahmen an Bahntrassen abgesenkt hat. Mit der Senkung um weitere drei Dezibel gelten für Bahntrassen inzwischen die gleichen Anhaltswerte wie für Straßen: 64 Dezibel am Tag und 54 in der Nacht. Diese Werte werden in Stormarn vielfach überschritten.
Deshalb war die Bahn verpflichtet, zeitnah weitergehende Lärmschutzmaßnahmen umzusetzen. „Der Bund hat anerkannt, dass durch die Hinterlandanbindung der Festen Fehmarnbeltquerung die Belastung auf der gesamten Strecke Hamburg – Lübeck erheblich zunehmen wird“, sagte seinerzeit Sprecher Peter Mantik im Kreisverkehrsausschuss.
Der aktive Lärmschutz wird komplett vom Bund finanziert
Stormarn liege im Herzen eines Korridors, in dem es absehbar deutlich höher frequentierte Verkehrsströme im Vergleich zu heute geben werde. Prognosen der Bahn zufolge werden bis 2030 je nach Streckenabschnitt zwischen 186 und 326 Züge innerhalb von 24 Stunden verkehren. Davon entfallen bis zu 94 Züge auf den Güterverkehr mit einer maximalen Zuglänge von 835 Metern. Der aktive Lärmschutz wird komplett vom Bund übernommen. Beim passiven Lärmschutz sind es 75 Prozent, da bedarf es Co-Finanzierungen durch das Land.
„2019 haben erste Gespräche stattgefunden, 2022 haben wir vom Bundesverkehrsministerium die Nachricht bekommen, dass wir nachschärfen dürfen“, so Korczak. Offizieller Start des Projekts war im Sommer 2022, im April 2023 haben Begehungen vor Ort mit den Kommunen und technischen Planern stattgefunden. Mitte 2023 starteten die Baugrunduntersuchungen, im Frühjahr 2023 die Kartierung für die Umweltplanung, die noch bis Herbst läuft. Mittlerweile liegt, so Korczak weiter, der Entwurf der überarbeiteten Schalluntersuchung vor.
1300 Gebäude weisen eine Überschreitung der Auslösewerte für die Lärmsanierung auf
„1300 Gebäude weisen eine Überschreitung der Auslösewerte für die Lärmsanierung auf“, so Korczak. In dem Bereich sollen zwei bis sechs Meter hohe Lärmschutzwände von insgesamt 13 Kilometern Länge errichtet werden. Die Projektleiterin gab bei ihrem Vortrag auch einen Überblick über die konkret geplanten Maßnahmen in allen Kommunen.
In allen Städten und Gemeinden kommt Schienenschleifen als Maßnahme der Lärmvorsorge und Lärmsanierung zum Einsatz. Durch präventives Schienenschleifen bleibt die Oberfläche der Schienen glatt und erzeugt bei der Fahrt deshalb weniger Lärm. In Wesenberg ist Schienenschleifen auf einer Strecke von 600 Metern geplant, außerdem passive Maßnahmen.
In Bad Oldesloe und Reinfeld sind jeweils rund 400 Gebäude betroffen
In Reinfeld sind etwa 400 Gebäude betroffen. Es sollen auf 3,1 Kilometern Lärmschutzwände entstehen. 1,2 Kilometer davon werden neu gebaut, bestehende Wände werden erhöht. Schienenschleifen wird es auf einer Strecke von 900 Metern geben. In Feldhorst wird es auf 140 Metern Lärmschutzwände und auf 600 Metern Schienenschleifen geben.
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In Bad Oldesloe sind ebenso wie in Reinfeld rund 400 Gebäude von der Belastung durch Lärm betroffen. Es wird 4,6 Kilometer Lärmschutzwände und auf 880 Metern Schienenschleifen geben. In Rümpel sind etwa 15 Gebäude betroffen. Dort wird es eine 300 Meter lange Lärmschutzwand und auf 650 Schienenschleifen geben. In Tremsbüttel sind es 800 Meter Lärmschutzwände und auf 600 Metern Schienenschleifen.
In Bargteheide soll es nach der Lärmsanierung auf drei Kilometern Lärmschutzwände und auf 600 Metern Schienenschleifen geben. 600 Meter der bestehenden Lärmschutzwände werden erhöht. In Delingsdorf wird es auf 1,3 Kilometern Lärmschutzwände geben und auf einem Kilometer Schienenschleifen. Dort gibt es bislang keine Bestandswand. Seit Frühjahr 2024 ist der konkrete Entwurf in Planung. „Ab Frühjahr 2025 soll die Genehmigung der Planung starten“, so Janine Korczak.