Ahrensburg. Wie der Kreis Stormarn sein hochmodernes Innovationszentrum plant. Und warum es unbedingt in Ahrensburg entstehen soll.
Ein verglastes Atrium als imposantes Entrée, so könnte das repräsentative Gründer- und Innovationszentrum, kurz GIZ, des Kreises Stormarn aussehen, das in den kommenden Jahren in Ahrensburg entstehen soll. „Hier wollen wir künftig unsere Kompetenzen für Gründungsaktivitäten im Kreis bündeln, das Zentrum aber auch zum Anlaufpunkt für die Vernetzung der regionalen Wirtschaft machen, vom Weltmarktführer bis zum Start-up“, sagt Ulf Hahn, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS). Neben Büros verschiedener Größe sind auch flexible Veranstaltungsflächen, Coworking-Lounges und ein Café geplant.
Bei Pizza und Pils innovative Ideen entwickeln
Obwohl der Kreis Stormarn durch seine exponierte Lage im HanseBelt an der Achse Hamburg–Kopenhagen bereits seit geraumer Zeit als überaus potenter und prosperierender Wirtschaftsraum gilt, mangelte es bislang an einer professionellen Begleitung gründungswilliger Unternehmer, insbesondere im frühen Stadium ihrer Aktivitäten.
„Die wollen wir künftig im GIZ bündeln und dadurch für mehr Austausch und Wissenstransfer unter den Akteuren sorgen“, erklärt Hahn. Das Zentrum soll zu einem Ort werden, an dem neue Ideen entwickelt und Kontakte geknüpft werden, an dem getagt, sich ausgetauscht und fortgebildet wird, „gern auch bei einer Pizza und einem kühlen Pils“, so die Vision des umtriebigen Wirtschaftsförderers.
25 Start-ups sollen unter dem GIZ-Dach Platz finden
Für das innovative Entrepreneurship sollen auf rund 1600 Quadratmetern vor allem Büros für die Gründerszene des Kreises entstehen. Bis zu 25 Start-ups will die WAS in ihrem GIZ ansiedeln. „Gute Ideen für zukunftsträchtige Unternehmen und damit neue Arbeitsplätze sollen möglichst bei uns bleiben, also in Stormarn realisiert werden. Und nicht in die benachbarten Hansestädte Hamburg und Lübeck abwandern“, umreißt Hahn die Hauptintention.
Die Ansprüche an die Wirtschaft würden sich immer schneller wandeln. Darauf müssten auch längst etablierte Unternehmen reagieren. Dabei könnten Netzwerke und Kooperationen mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) und anderen wichtigen Playern einen wertvollen Beitrag leisten.
Zwei geeignete Grundstücke sind bereits lokalisiert
Aus diesem Grund ist außer fest vermieteten Büroeinheiten „ein kompaktes Veranstaltungszentrum“ geplant. Auf etwa 300 Quadratmetern sollen bis zu 100 Personen in variabel teilbaren und modern ausgestatteten Räumen Platz finden. „Auch solche zentralen Tagungsorte für die regionale Wirtschaft haben im Kreis bislang gefehlt“, sagt Hahn. Um das alles zu managen und zu organisieren, will die WAS ihren Hauptsitz perspektivisch ebenfalls in das neue Gründer- und Innovationszentrum verlegen. Es mache einfach Sinn, vor Ort zu sein als Ansprechpartner, Vermittler, Multiplikator und Lenker, sagt der WAS-Chef.
Geeignete Grundstücke für den Bau des GIZ seien im Ahrensburger Gewerbegebiet Beimoor bereits lokalisiert und reserviert. Auf beiden könne der erste Entwurf eines Architektenbüros umgesetzt werden, für den eine Fläche von mindestens 5000 Quadratmetern benötigt werde. Allerdings sei noch keine Entscheidung gefallen. „Für uns spielt natürlich auch die Anbindung an den ÖPNV eine gewichtige Rolle. Hier sehen wir momentan noch einige Probleme mit der sogenannten letzten Meile“, erläutert Hahn. Für die Etablierung eines zeitgemäßen Mobility Hubs werde indes auch über einen Fahrradpark und E-Roller nachgedacht.
Ahrensburg überzeugt mit wichtigen Standortfaktoren
Dass das Gründer- und Innovationszentrum ausgerechnet in Ahrensburg entstehen soll, fand allerdings nicht überall ungeteilten Beifall, räumt Hahn ein. Solch einen wichtigen Bau mit Strahlkraft hätte manch Bürgermeister auch gern in seiner Kommune gesehen. Dabei gebe es gute Gründe, dieses Projekt in der Schlossstadt anzusiedeln.
„Ahrensburg ist einerseits innerhalb des Kreises zentral gelegen, andererseits aber weit genug weg von Lübeck sowie nahe genug an Hamburg und zudem über S- und U-Bahn sehr gut an die Hansestadt angebunden“, sagt Hahn. Das seien in Verbindung mit einer starken lokalen Wirtschaft wichtige Standortfaktoren für die Umsetzung eines solch kostenintensiven Leuchtturmprojekts.
Sparkasse Holstein überrascht mit Millionen-Scheck
Ersten Prognosen zufolge werden für das GIZ rund 9 Millionen Euro an Planungs- und Baukosten veranschlagt. Für eine erste Anschubfinanzierung sorgte gerade die Sparkasse Holstein, die anlässlich ihres 200-jährigen Bestehens der WAS beim Jubiläumsfestakt auf Gut Hasselburg einen symbolischen Scheck in Höhe von einer Million Euro überreichte.
„Wir engagieren uns als Gründungsgesellschafter der WAS für die überwiegend mittelständische Wirtschaft in der Region. Dabei ist gerade die Unterstützung von Existenzgründern ein Aspekt, der ausgebaut werden sollte“, begründete Thomas Piehl, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Holstein, die außergewöhnliche Zuwendung.
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„Das war wirklich ein großes und für uns überraschendes Geschenk“, sagt Ulf Hahn. Er ließ aber keinen Zweifel daran, dass es weiterer finanzieller Unterstützung bedürfe. „Wir bringen selbst das Grundstück ein und Eigenmittel aus unseren Rücklagen. Darüber hinaus hoffen wir aber unter anderem auf einen Zuschuss aus dem Kreishaushalt“, so der WAS-Chef. Mindestens ein Drittel der Gesamtkosten müsse fremdfinanziert werden. Früher vorhandene Fördermittel vom Bund oder Land seien hingegen seit Längerem nicht mehr verfügbar und absehbar auch nicht in Aussicht.
Das GIZ Stormarn soll unterdessen nicht nur inhaltlich und funktional den Wirtschaftsstandort stärken, sondern im Wortsinn zudem ein nachhaltiges Investment werden. Angedacht sind deshalb eine Konstruktion in Holzbauweise, Gründächer, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach sowie wasserdurchlässige und nicht voll versiegelte Stellplatzflächen. Mit einer Fertigstellung rechnet Hahn indes nicht vor 2026.