Bargteheide. Bei einem Aufstieg der Bargteheide Bees in die ProB müssten sie Heimspiele woanders austragen. Wie die Stadt darauf reagieren will.

Es hat nicht viel gefehlt und den Basketballern der Bargteheide Bees wäre im Frühjahr der siebte Aufstieg innerhalb von neun Jahren gelungen. Im Playoff-Halbfinale war dann aber gegen die Neustadt Shooters Endstation. Dabei hatte das Team von Trainerin Şükran Gencay aber sein enormes Potenzial unter Beweis gestellt. „Der Aufstieg von der 1. Regionalliga in die ProB, die dritthöchste Spielklasse im deutschen Basketball, bleibt ein realistisches Ziel“, sagt Abteilungsleiter Jan Böh. Ob es tatsächlich erreichbar sei, hänge aber nicht nur vom sportlichen Niveau der Mannschaft ab. „Entscheidend wird auch sein, ob sich die Rahmenbedingungen ändern, insbesondere die Hallensituation“, so Böh.

Jeder vierte Einwohner der Stadt ist im TSV aktiv

Dieses Thema treibt die aktiven Sportler der Stadt seit Jahrzehnten um. Immerhin ist hier mit dem TSV Bargteheide der zweitgrößte Verein des Kreises Stormarn und die Nummer 11 des Landes Schleswig-Holstein ansässig. Bei der Jahreshauptversammlung Anfang März konnte jüngst das 4000. Mitglied begrüßt werden. Damit ist de facto jeder vierte Einwohner der Stadt bei einer der aktuell 20 Sparten des 1886 gegründeten Turn- und Sportvereins aktiv.

Nach Ansicht des TSV-Vorsitzenden Stephan Schott könnten es indes noch wesentlich mehr sein. Der Verein sei mit seinen vielfältigen Angeboten vom Breiten- bis zum Leistungssport „fest verankert in Stormarns lebendiger Stadt“ und spreche stets neue Sportinteressierte an, auch und gerade unter den Neubürgern.

Kapazitäten für Breiten- und Leistungssport sind erschöpft

„Tatsächlich sind einem noch kräftigeren Wachstum aber Grenzen gesetzt“, sagt Schott. Die größte Hürde bestehe in einem eklatanten Mangel an Trainingszeiten wegen ausgeschöpfter Kapazitäten der bestehenden Sportstätten. „Aus diesem Grund gibt es nicht nur länger werdende Wartelisten in verschiedenen Abteilungen. Es bleibt zudem schwierig, attraktive Sportveranstaltungen und Finalturniere nach Bargteheide zu holen“, so Schott.

Kommunalpolitik berät über die Zukunft der beiden größten Hallen in Bargteheide, die KGB-Halle (l.) und die große DBS-Halle (r.).
Kommunalpolitik berät über die Zukunft der beiden größten Hallen in Bargteheide, die KGB-Halle (l.) und die große DBS-Halle (r.). © HA | Manfred Giese

Oder eben einen höherklassigen Ligabetrieb sicherzustellen, der oft an eine gewisse Zuschauerkapazität gekoppelt ist. So etwa beim Basketball, wo ProB-Teams Platz für mindestens 500 Besucher nachweisen müssen. Klingt nicht viel, stellt die Stadt Bargteheide aber vor eine erhebliche Herausforderung.

Große Hallen genügen zeitgemäßen Standards nicht mehr

Zwar gibt es zwei große Hallen, in denen regelkonforme Ligaspiele im Basketball und Handball durchgeführt werden können. Doch sowohl die große Halle der Dietrich-Bonhoeffer-Schule (DBS), wie auch die Halle des Kopernikus Gymnasiums Bargteheide (KGB) sind längst in die Jahre gekommen und genügen längst nicht mehr den Anforderungen an moderne Sportstätten.

„Ich bin 1981 selbst aufs KGB gekommen. Seitdem ist in den beiden Hallen weitgehend alles so geblieben, wie es war. Ein wenig Farbe hier, ein paar Reparaturen da – an der grundsätzlichen Situation hat sich aber kaum etwas geändert. Trotz eines erheblichen Zuwachses an Einwohnern und zahlreicher Versprechen der Kommunalpolitik“, sagt Jan Böh.

Berliner Architekt präsentiert vier denkbare Szenarien

Seit Jahren wird dort mit Verve diskutiert, wie mit den beiden Sportstätten im Schulzentrum umgegangen werden soll, welche Maßnahmen nötig und bezahlbar sind, und ob statt einer Sanierung womöglich ein Neubau die beste Lösung wäre. Dabei wurde lange im Nebel gestochert. Bis das Berliner Büro Thoma Architekten jetzt eine Machbarkeitsstudie vorlegte, auf deren Grundlage eine finale Entscheidung gefällt werden kann. Zumindest im Hinblick auf die KGB-Halle.

Soll abgerissen werden und einem Neubau weichen: Die KGB-Halle.
Soll abgerissen werden und einem Neubau weichen: Die KGB-Halle. © HA | Manfred Giese

„Keine Frage, die gravierenden Defizite und der Sanierungsstau in dem Stahlbetonbau aus den 1970er-Jahren sind unübersehbar“, sagt Projektleiter Falk Wilhelm. Das Dach sei desolat, die Dämmung unzureichend, die Statik überlastet, Barrierefreiheit nicht gegeben. Zudem gebe es erhebliche Probleme mit dem Brandschutz. Zuletzt habe eine komplette Betriebsuntersagung nur noch temporär abgewendet werden können.

Sanierung wäre mit 4,4 Millionen Euro günstigste Variante

„Ja, eine Sanierung ist prinzipiell denkbar und wäre mit einem finanziellen Aufwand von geschätzten 4,4 Millionen Euro wohl die kostengünstigste Variante“, so Wilhelm. Sie sei aber zugleich mit vielen Risiken und Unwägbarkeiten hinsichtlich weiterer versteckter Mängel behaftet. Weshalb er eher für Abbruch und Neubau plädiere, für den es gleich mehrere Optionen gebe.

Eine Erhöhung der Zuschauerkapazität in der großen DBS-Halle soll jetzt geprüft werden.
Eine Erhöhung der Zuschauerkapazität in der großen DBS-Halle soll jetzt geprüft werden. © HA | Manfred Giese

Da wäre zum einen ein reiner Ersatzbau in den Dimensionen der bestehenden Halle für 6,1 Millionen Euro. Dann eine Dreifeldhalle mit Platz für bis zu 199 Zuschauern für etwa 9,3 Millionen Euro. Oder die ganz große Lösung, eine Mehrzweckhalle (MZH) mit einer Zuschauerkapazität von 500 Zuschauern für 12,4 Millionen Euro.

SPD fordert „große Lösung“, um so viele Probleme zu lösen

„Wir sollten den Mut haben und groß denken, weil wir mit einer MZH tatsächlich viele Probleme auf einmal lösen könnten“, sagt der SPD-Fraktionsvize Peter Beckendorf. Neben einer spürbaren Verbesserung der Kapazitäten für den Schul- und Vereinssports bekäme Bargteheide zugleich eine repräsentative Stadthalle, in der auch andere große Veranstaltungen, Tagungen und Messen stattfinden könnten. So sieht das auch die FDP.

Der Berliner Architekt Falk Wilhelm hat eine Machbarkeitsstudie für das weitere Vorgehen im Hinblick auf die KGB-Halle erstellt.
Der Berliner Architekt Falk Wilhelm hat eine Machbarkeitsstudie für das weitere Vorgehen im Hinblick auf die KGB-Halle erstellt. © HA | Lutz Kastendieck

Mit Blick auf die angespannte Finanzlage der Stadt und andere wichtige Vorhaben wie den Bau der neuen Feuerwache votierten CDU und Grüne im Bauausschuss hingegen für die Dreifeldhalle mit bis zu 199 Zuschauern – und setzten sich damit durch. Der Wählergemeinschaft WfB hätte angesichts der ohnehin angespannten Parksituation im Umfeld der KGB-Halle und mit Rücksicht auf die Anwohner des Schulzentrums der pure Ersatzbau genügt.

Bürgermeisterin will Ertüchtigung der DBS-Halle prüfen

Der Bürgermeisterin offenbar nicht. „Wir brauchen eine Halle für mindestens 500 Zuschauer. Basketball ist eine Trendsportart. Die Bees sind sehr erfolgreich und ziehen immer mehr Publikum, dem sollten wir Rechnung tragen“, hat sich Gabriele Hettwer klar positioniert. Und deshalb angeregt, parallel zum Neubau der KGB-Halle eine Ertüchtigung der DBS-Halle zu prüfen.

„Die DBS-Sporthalle war vor ihrem Umbau immerhin für bis zu 500 Gäste zugelassen“, so Hettwer. Letztlich hätten auch hier Brandschutzauflagen verhindert, dass die ursprünglich vorgesehene Zuschauerkapazität umgesetzt wurde. Dies könne nun aber, vorbehaltlich einer neuerlichen Prüfung notwendiger Maßnahmen, nachgeholt werden. Laut Schätzungen der Verwaltung könnten diese bis zu 700.000 Euro kosten.

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Dieser Vorstoß ist vom Bauausschuss einstimmig gebilligt worden. „Jede Verbesserung der aktuellen Situation wäre aus Sicht des TSV positiv. Und natürlich wäre auch die Aufhebung der Zuschauerbeschränkung in der DBS-Halle ein deutlicher Gewinn“, sagt Stephan Schott.

Jan Böh sieht die neue Beschlusslage eher mit gemischten Gefühlen. „Ganz klar, wir hätten uns die moderne Mehrzweckhalle gewünscht“, so der Basketball-Abteilungsleiter. Es sei eine einmalige Chance, das Entwicklungspotenzial der Bees und ihrer fünf angeschlossenen Jugendteams zu nutzen und für die Stadt zugleich eine attraktive Arena zu schaffen. „Dass unser ambitioniertes Männerteam seine Heimspiele vielleicht schon bald irgendwo anders als in Bargteheide austragen muss, kann doch eigentlich niemand wollen“, so Böh.