Stapelfeld. Stapelfelderinnen informieren in preisgekröntem Podcast über Hackerangriffe, Datendiebstähle, Rechtsextremismus und Sex im Netz.

Catrin Schröder-Jaross (46) und Isabell Ewald (44) haben einen Podcast, der sich mit den dunklen Seiten des Internets beschäftigt. Dafür gab es für die beiden Stapelfelderinnen bereits Auszeichnungen. Inzwischen sind sie auch als Referentinnen gefragt. Entstanden ist ihre Idee auf einem Spaziergang mitten in der Corona-Pandemie. Über 60 Folgen sind inzwischen erschienen.

„Wir möchten über die Machenschaften und Fallen im Netz aufklären, aber auch Vorurteile abbauen“, so Schröder-Jaross. „Mind the Tech“ ist ein Podcast, der auch die Cyberkriminalität beleuchtet. Legendäre Hackerangriffe,Datendiebstähle, Cyberattacken, aber auch Rechtsextremismus und Sex im Netz werden unter die Lupe genommen.

Podcast Cyberkriminalität: Zwei Expertinnen geben wichtige Tipps

Die beiden Frauen wissen, wovon sie sprechen. Catrin Schröder-Jaross ist Informatikerin, Isabelle Ewald bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft für den Schutz vor Cyberangriffen verantwortlich. Kennengelernt haben sich die beiden beim Otto-Versand, für den sie eine Zeitlang gearbeitet haben. Im Lockdown stellten sie fest, dass sie sogar im selben Ort leben – in Stapelfeld. Im Mai 2020 kamen sie mit der ersten Folge auf den Markt. Vier Staffeln sind inzwischen am Start. Die letzte erschien Mitte April.

Mehr als 60 Folgen sind schon erschienen

Und so ungewöhnlich wie die Inhalte sind auch die Themen der Staffeln: „Die Liga der außergewöhnlichen Cyberfrauen“ beschäftigt sich mit kompetenten Frauen in der Cybersicherheit. Mit diesen Folgen wollen sie Frauen in der männerdominierten IT-Branche nach vorne stellen. Bei „Der KI unter die Haube geschaut“ steigen die beiden tiefer in das Thema der Künstlichen Intelligenz ein. Rechtsextremismus im Netz beleuchten sie bei der dritten Staffel, die den Titel trägt: „Wie rechts ist das Netz?“ Und in der ganz frischen vierten Staffel geht es um: „Eine ganz andere Lustreise“, Sex im Internet. Die Expertinnen sprechen darüber, wie Dating-Apps die Gesellschaft verändern. Sie informieren über Deep Fakes, also täuschend echt wirkende, jedoch künstlich erstellte oder veränderte Foto-, Video- oder Sprachaufzeichnungen, Rache im Netz oder auch digitale Sexarbeit.

Für den Podcast haben sie schon mehrere Preise erhalten

Catrin Schröder-Jaross (links) und Isabelle Ewald wurden für ihren erfolgreichen Podcast zu Cyberkriminalität von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt ausgezeichnet.
Catrin Schröder-Jaross (links) und Isabelle Ewald wurden für ihren erfolgreichen Podcast zu Cyberkriminalität von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt ausgezeichnet. © HA | Till Glaeser

Rund 3000 Streams haben die beiden Frauen bereits pro Monat. Ein Auftraggeber sitzt ihnen nicht im Nacken. „Wir müssen darum auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen und können selbst gestalten“, so Schröder-Jaross. Das wissen die beiden IT-Frauen zu schätzen und so stört es sie auch nicht, dass noch kein Geld fließt. „Letztendlich wollen wir unsere Themen platzieren und haben einfach Spaß daran“, sagt die Informatikerin.

Der Podcast wurde inzwischen auch ausgezeichnet. 2021 erhielten sie den „For Net Media Award“. Die Forschungsstelle für IT-Recht und Netzpolitik an der Universität Passau ehrt damit Privatpersonen, die sich in besonderer Weise zu den Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung engagieren. Ganz frisch bekamen Sie den „Itec Cares Award“ verliehen. Sie wurden mit dem Sonderpreis für außerordentliches Engagement Rahmen der Hamburger IT-Strategietage ausgezeichnet.

Sie wollen Aufklärungsarbeit leisten

Mit Titeln wie „Kaffeefahrt ins Darknet“ sind sie mittlerweile unter anderem bei der Handelskammer Hamburg, Hamburgs Innenbehörde oder der Polizei gefragt. Schröder-Jaross und Ewald wollen Aufklärungsarbeit leisten, bei der sie auch positive Seiten herausarbeiten. So sei das Darknet für manche Chinesen die Chance der freien Meinungsäußerung.

„In den Medien wird oft von dem Darknet gesprochen, als wäre es einheitlicher Ort mit klaren Grenzen. Tatsächlich ist es jedoch ein Sammelbegriff für eine Vielzahl an unverschlüsselten Netzwerken und Plattformen, die anonyme Kommunikation und den Zugriff auf Inhalte ermöglichen, die im herkömmlichen Internet nicht frei zugänglich sind. Mit dem Darknet ist das ein bisschen wie mit dem Hamburger Schanzenpark: Man kann problemlos hindurchspazieren und sich das bunte Treiben mancher Figuren aus der Distanz anschauen. Allerdings raten wir davon ab, den vorgegebenen Weg zu verlassen und sich auf eigene Entdeckungstour zu machen“, beschreiben die Stapelfelderinnen diese unheimliche Seite des Netzes auf ihrer Internetseite.

„Wenn Algorithmen Oma mobben“ hieß ihr Vortrag im vergangenen Jahr beim Ageing with Tech Festival im Körberhaus. „Wir möchten Aufklärung über das Netz ebenso für die ältere Generation nach vorne bringen und diese nicht ausschließen“, so Schröder-Jaross.

Mehr zum Thema

Ihre Podcasts entstehen im Keller des Wohnhauses von Catrin Schröder-Jaross. Die Technik ist nicht besonders aufwendig, die Episoden schneiden sie selbst. Wenn die Staffel läuft, wird alle zwei bis drei Wochen ein neues Thema fertiggestellt und auf allen gängigen Portalen wie Spotify, Google oder Apple veröffentlicht. Doch nach jeder Staffel gibt es auch eine Schaffenspause.

Drei wichtige Tipps der beiden Expertinnen für sicheres Surfen im Netz:

Die größte Gefahr, die von Hackern ausgeht, ist das Phishing (der Versuch sensible Informationen wie Benutzernamen, Passwörter und Finanzdaten durch Täuschung zu stehlen). Diese Gefahr ist durch wirklich gute KI-generierte E-Mails deutlich gestiegen. Dagegen können Sie sich schützen:

1. Immer skeptisch sein. Ist die E-Mail zu gut, um wahr zu sein, dann ist sie wohl auch nicht wahr (beispielsweise Gewinnspielbenachrichtigungen).

2. Auf zeitlichen Druck achten. Stress lässt uns weniger kritisch sein (wenn zum Beispiel dringende Handlungsaufforderung bezüglich des Bankkontos oder einer Paketlieferung erforderlich scheint).

3. Bei vermeintlich bekanntem Absender nachfragen. (Vielen bekannt ist die „Hallo Mama, ich habe eine neue Handynummer“-SMS) und genau auf Absender und Link-Adresse schauen.

Und wenn doch mal reingefallen: Unbedingt der Polizei melden. Das ist nicht peinlich, das kann jedem passieren.