Ahrensburg. Stadt erwirbt exklusive Immobilie gegenüber dem Schloss und bekommt dafür Fördergeld vom Land. Was sie mit den Räumen vorhat.
Die Stadt Ahrensburg ist jetzt Eigentümerin einer exklusiven Wohnung. Rund 675.000 Euro hat die Schlossstadt dafür bezahlt. Es handelt sich allerdings nicht um irgendeine Immobilie: Die Wohnung befindet sich im nördlichen Flügel des Marstalls. Dieser Teil ist bislang nicht öffentlich zugänglich. Das soll sich in den kommenden Jahren ändern.
„Durch den Erwerb dieses Gebäudeteils befindet sich nun der gesamte Marstall im Besitz der Stadt“, sagt Kay Renner, Stadtplaner im Ahrensburger Rathaus. Ziel sei es, die rund 240 Quadratmeter großen Räume in der Zukunft kulturell zu nutzen.
Stadt Ahrensburg erwirbt exklusive Wohnung für 675.000 Euro
Der Marstall ist Teil des Ahrensburger Schlossensembles und liegt dem Wahrzeichen direkt gegenüber an der Lübecker Straße. Der rote Backsteinbau wurde von 1845 bis 1846 vom damaligen Schlossherren Ernst Schimmelmann als Pferdestall errichtet. Der Graf betrieb dort eine Zucht mit Araberpferden.
1987 erwarb die Stadt Ahrensburg den mittleren und südlichen Teil des Gebäudes sowie die Reithalle dahinter. Nach und nach wurde der Marstall saniert. Seit 2000 wird der historische Bau als Kulturzentrum genutzt. Im Haupttrakt befindet sich seit 2014 die Galerie im Marstall der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn, in der regelmäßig Kunstwerke zu sehen sind. Die Reithalle wurde 2006 zu einem multifunktionalen Veranstaltungsraum mit Bühne umgebaut.
Zwei Drittel der Kosten bekommt Ahrensburg aus der Städtebauförderung erstattet
Der Nordflügel hingegen blieb in Privateigentum. 1913 hatte der damalige Schlossgärtner Max Neumann die Räume als Dienstwohnung bezogen und 1933 von Carl Otto Schimmelmann erworben. Auch in den Folgejahren wurden die Räume bewohnt. Seit der letzte Eigentümer vor einigen Jahren auszog, war die Immobilie ungenutzt.
„Nach seinem Tod hat der damalige Eigentümer das Objekt an eine Naturschutzorganisation vererbt, die es der Stadt Ahrensburg schließlich im vergangenen Jahr zum Kauf angeboten hat“, sagt Renner. Nachdem der Bau- und Planungsausschuss zugestimmt hatte, wurde die Schlossstadt im August neue Eigentümerin. Ahrensburgs Anteil am Kaufpreis von 675.936 Euro beträgt allerdings nur 225.312 Euro. „Der Erwerb wird aus der Städtebauförderung zu zwei Dritteln mit Landesmitteln bezuschusst“, sagt Stadtplaner Renner.
Kulturzentrum und Galerie im Marstall benötigen dringend mehr Platz
Der Vorsitzende des Ahrensburger Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses, Christian Schubbert (Grüne), begrüßt den Schritt. „Wir hatten die Möglichkeit, den fehlenden Gebäudeteil zu günstigen Konditionen zu erwerben. Es ist richtig, dass wir sie genutzt haben“, sagt er. Damit könne die kulturelle Nutzung des Gebäudes auch für die Zukunft gesichert werden.
Zudem lasse sich so das Platzproblem des Kulturzentrums und der Galerie lösen. „Insbesondere die Verwaltungsmitarbeiter beider Nutzer leiden seit Jahren unter extrem beengten Verhältnissen, weil nicht genug Bürofläche zur Verfügung steht“, sagt Schubbert. Auch für die verschiedenen Gruppenangebote von Kulturzentrum und Galerie fehle es an Platz.
Wann die Sanierung erfolgen kann, ist noch vollkommen unklar
Wann der neu erworbene Gebäudeteil genutzt werden kann, ist jedoch unklar. Laut Verwaltung sind die ehemaligen Wohnräume stark sanierungsbedürftig. Was die Arbeiten kosten werden, lasse sich noch nicht abschätzen. „Die Höhe der Investitionen hängt von der vorgesehenen Nutzung ab“, sagt Rathaussprecherin Petra Rogge. Auch dabei kann Ahrensburg mit einer Übernahme von zwei Dritteln der Summe durch das Land als Teil der Städtebauförderung rechnen.
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Um das Geld zu erhalten, muss die Stadt aber zunächst ein Nutzungskonzept erarbeiten, das anschließend von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen und vom Land bewilligt werden muss. Aufgrund anderer großer Vorhaben wie dem Neubau des Schulzentrums Am Heimgarten ist eine Sanierung laut Rogge ohnehin frühestens 2027 möglich.
Für den benachbarten Alte Speicher gibt es nach wie vor keinen Plan
Die Konstellation lässt Erinnerungen an den benachbarten alten Speicher wach werden. Den denkmalgeschützten Kornspeicher aus dem Jahr 1895 gleich hinter dem Marstall hatte Ahrensburg 2016 für 600.000 Euro vom damaligen Eigentümer des benachbarten Park Hotels zurückgekauft, nachdem sie ihn 1999 an diesen veräußert hatte.
Auch damals gab es einen Zuschuss in Höhe von zwei Dritteln der Kosten über die Städtebauförderung. Der marode Speicher soll ebenfalls für Kultur genutzt werden, doch bis heute gibt es kein Konzept. Auch ist nach wie vor unklar, wie teuer und aufwendig die Sanierung wird. Aufgrund von Personalmangel im Rathaus sei eine Umsetzung des Projektes zeitnah nicht möglich, hat Ahrensburgs Bauamtsleiter bereits mehrfach betont. Das Gebäude liegt deshalb seit Jahren brach.
Verwaltung prüft Möglichkeiten für eine Zwischennutzung der Räume
Dieses Schicksal solle der Nordflügel des Marstalls auf keinen Fall erleiden, sagt der Kulturausschussvorsitzende Schubbert. Das Gremium beschloss im Dezember auf Antrag von Grünen und FDP einstimmig, einen Plan für eine Zwischennutzung zu entwerfen. „Das Gebäude ist dafür in einem ausreichend guten baulichen Zustand“, sagt der Grünen-Politiker.
Die Vorsitzende des Vereins Kulturzentrum Marstall, Hella Eickenscheidt, kann sich vorstellen, die Räume für Theaterproben, Bigband, Workshops für Kinder und Jugendliche und weitere Angebote zu nutzen, für die es derzeit an Platz mangele. Es hat bereits einen Ortstermin mit den potenziellen Nutzern gegeben.