Reinbek. Rüdiger Höhne ist Aikido-Meister. Nun ist der Geschäftsführer der TSV Reinbek bei der Sportlerehrung ausgezeichnet worden.

Aikido ist nicht leicht zu verstehen – man muss diese Kampfkunst, die auf die japanischen Samurai zurückgeht, vielmehr selbst erleben. Das sagt einer, der es wissen muss: Aikido-Meister Rüdiger Höhne. Der langjährige Geschäftsführer der TSV Reinbek ist auch ehrenamtlich für den Verein aktiv und dabei äußerst erfolgreich. Der 54-Jährige ist Spartenleiter, Trainer und neuerdings auch Träger des 6. Dan im Aikido. Für seine ehrenamtlichen Verdienste ist er jetzt bei der Sportlerehrung der Stadt Reinbek im Schloss ausgezeichnet worden.

133 Breitensportler aus 15 Disziplinen hat Bürgermeister Björn Warmer am Dienstagabend, 20. Februar, im Namen der Stadt gewürdigt. „Das fühlt sich gut an und freut mich persönlich natürlich“, sagt Höhne. „Aber es ist vor allem fürs Aikido schön. Denn wir haben wenig Gelegenheit, Aufmerksamkeit zu erregen, weil wir keine Wettkämpfe austragen.“ Die Idee des Wettkampfs widerspreche der des Aikido, bei der es nicht darum gehe, besser als der andere zu sein, sondern sich gemeinsam mit dem Kampfpartner weiterzuentwickeln.

Was ist Aikido? Vereinschef erklärt geheimnisvolle japanische Kampfkunst

Auf der Suche nach einer neuen, passenden Sportart ist Rüdiger Höhne 1989 als junger Mann auf ganz pragmatische Weise zum Aikido gekommen. Er wollte den gesamten Körper trainieren, Beweglichkeit, Koordination. Schnell war ihm klar, dass es ein Kampfsport sein sollte. Er rief bei der TSV an, die damals zwei Kampfsportarten anbot, und beim Aikido passten die Trainingszeiten. „Ich habe zuerst nicht besonders viel begriffen“, erinnert er sich lächelnd. „Was soll das?“, habe er sich immer wieder gefragt.

Rüdiger Höhne trainiert seit 1989 Aikido und unterrichtet selbst seit 1993 bei der TSV Reinbek. Ihm wurde im Januar 2024 der 6. Dan verliehen.
Rüdiger Höhne trainiert seit 1989 Aikido und unterrichtet selbst seit 1993 bei der TSV Reinbek. Ihm wurde im Januar 2024 der 6. Dan verliehen. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Sein Lehrer Wolfgang Beckmann, der heute noch mit ihm auf der Matte trainiert, habe ihm zuerst häufig gesagt, „Stell Dich mal dahin, bewege Dich so, mach das mal so!“ Das ist anfangs vollkommen normal, weiß der 54 Jahre alte Aikidoka heute. Der Körper müsse die Bewegungsabläufe, die Techniken zuerst verinnerlichen. „Das muss man selbst spüren, denn Aikido lässt sich nicht in Worte oder in Bücher fassen“, erklärt Rüdiger Höhne. „Das ist ähnlich wie beim Tanz.“

Beim Aikido geht es nicht darum, einen Kampf zu gewinnen

Er versucht es dennoch: Ein Aikidoka habe nicht das Ziel, als Gewinner aus einem Zweikampf hervorzugehen. „Er strebt die Fähigkeit an, den Standpunkt seines Gegenüber einzunehmen, und aus dieser Position heraus versucht der Aikidoka, die Bewegung, die Energie des Gegners aufzunehmen, zu verwandeln und in runden, fließenden Bewegungen umzuleiten, gegen ihn zurückzuführen“, erläutert Höhne.

Auf seinem Weg zum Verständnis dieser Kampfkunst hat Höhne auch einige Umwege in Kauf genommen und noch andere Kampfsportarten ausprobiert. Doch er ist zum Aikido zurückgekehrt. „Ich begann allmählich zu verstehen,“ sagt er. „Aikido ist der beständige Versuch, mit dem Partner an sich zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln.“

Ein halbes Jahr in einem Dojo in Tokio gelebt

Schließlich trainierte er fast jeden Tag. „Früher habe ich alles mitgenommen, was ging“, sagt Rüdiger Höhne lächelnd. 1995 reiste er sogar nach Tokio: „Ich habe dort ein halbes Jahr im Dojo gelebt, jeden Tag trainiert und auf der Matte geschlafen“, erzählt er. „Damals habe ich unheimlich viel gelernt, durch Zugucken, Nachahmen. Ich bin von Dojo zu Dojo gefahren.“ Jeden Tag sei er im Honbu-Dojo gewesen, der Weltzentrale des Aikido. Eigentlich habe er sich das Land anschauen, die Sprache lernen wollen. „Doch dafür hat meine Energie neben dem Training nicht mehr gereicht“, sagt der 54-Jährige.

Diese Möglichkeit hatte ihm der Bundestrainer Katsuaki Asai eröffnet, der Aikido einst nach Deutschland gebracht hatte. Er kommt ein- bis zweimal im Jahr nach Reinbek und gibt Lehrgänge. Rüdiger Höhne unterrichtet seit 1993 selbst bei der TSV, ist heute sogar Spartenleiter. 80 Mitglieder hat die Abteilung. „Das ist außergewöhnlich viel für so eine Randsportart“, stellt Höhne fest.

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Alle trainieren miteinander

Eigentlich sei die Welt des Aikido eine kleine. Da sich die Trainingspartner nicht aneinander messen oder vergleichen, ist in der Erwachsenengruppe ab etwa 15 Jahren jede und jeder willkommen – egal ob Anfänger, Fortgeschrittener oder Meister. Die japanische Kampfkunst sei sehr integrativ, denn alle trainierten gemeinsam. „Für das Lernen des Aikido gibt es keine körperliche und auch keine Altersgrenze“, erklärt Rüdiger Höhne. „Für uns ist es wichtig, mit Neulingen zu üben, weil wir dadurch neue Standpunkte erfahren.“

Heute trainiert Höhne nur noch drei bis viermal die Woche, hinzu kommen Lehrgänge und Prüfungsabnahmen an den Wochenenden. Denn wie bei anderen Kampfsportarten gibt es auch im Aikido Graduierungen. Das sind die fünf Schülergrade, die Kyu, und die Meistergrade, die Dan. Katsuaki Asai trägt den 8. Dan. Bis zum 5. Dan werden die Techniken in Prüfungen abgefragt, die höheren Dan werden aus dem Honbu verliehen. Bei einem jährlichen Fest werden sie ausgerufen, damit ist es offiziell.

Seine Frau Janina Höhne teilt seine Begeisterung

Auch seine Frau Janina Höhne ist eine begeisterte Aikidoka. Kennengelernt hat er sie – wo sonst – im Dojo. Sie trägt den 4. Dan und ist ebenfalls mittlerweile Trainerin. Dass sie ihre Begeisterung für die Kampfkunst teilen können, vereinfache vieles. So wollen sie im Herbst beispielsweise gemeinsam nach Japan reisen. „Wer eine Weile beim Aikido ist, beginnt irgendwann automatisch, sich auch für die Kultur des Herkunftslandes zu interessieren“, hat Höhne beobachtet. Ihre beiden 14 und 18 Jahre alten Söhne haben Aikido zwar ausprobiert, sich aber mittlerweile anderen Sportarten zugewandt. Für ihre Eltern ist das vollkommen in Ordnung.

„Wir tragen aber keine Schwarzgurte wie im Judo, sondern wir tragen das traditionelle weite, schwarze Beinkleid“, sagt Rüdiger Höhne. „Fertig“ mit ihrem Wissen und Fähigkeiten würden die Aikidokas jedoch nie. „Unser Sport erfordert Ausdauer und Geduld mit uns selbst“, sagt der Aikido-Meister – wie das Leben selbst. Wer Lust hat, es einmal selbst zu probieren, findet unter www.aikido.tsv-reinbek.de mehr Informationen.