Ahrensburg. Spanien, Estland, Österreich und Mecklenburg: Ahrensburg will Anreize für Reisen schaffen. Dieser Vorschlag liegt auf dem Tisch.

Esplugues in Spanien, Viljandi in Estland, Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern, Feldkirchen in Österreich: Das sind die vier Ahrensburger Partnerstädte. Weil die Kontakte seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie Anfang 2020 etwas eingeschlafen sind, möchte das Rathaus die gegenseitigen Besuche jetzt wiederbeleben. Unter anderem soll der Reisekostenzuschuss pro Teilnehmer von 120 auf bis zu 250 Euro erhöht werden. Hinzu kommt wie bisher ein Tagegeld von 3,50 Euro je Person bei Fahrten in eine Partnerstadt sowie von 5,00 Euro bei Besuchen in der Schlossstadt für die Gästeversorgung.

Vor allem die beiden Sportvereine Ahrensburger TSV und SSC Hagen waren in den vergangenen Jahren im Jugendaustausch aktiv. Zudem pflegt die Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftssschule (SLG) ihren regelmäßigen Schüleraustausch mit Esplugues. Von 2011 bis 2018 gewährte die Stadt jedes Jahr Zuwendungen zwischen 3000 und 5000 Euro. Von 2020 bis 2022 sank die Summe auf Null, weil die Besuche wegen der Pandemie eingestellt wurden. Im Vorjahr beantragte einzig die SLG einen Zuschuss und erhielt 840 Euro.

Ahrensburgs Partnerstädte Viljandi und Esplugues wollen mehr Kontakt

Insbesondere Viljandi und Esplugues sind laut Verwaltung jetzt sehr daran interessiert, die internationalen Begegnungen für Jugendliche wieder zu ermöglichen. „Zwei Einladungen, die im letzten Jahr Ahrensburger Vereinen vorlagen, konnten vor allem deshalb nicht angenommen werden, weil die Fahrkosten durch die gestiegenen Flugpreise nicht durch den Verein und die Teilnehmenden finanziert werden konnten“, heißt es in den Erläuterungen aus dem Rathaus.

Um neuen Schwung in die Verschwisterungen zu bringen, beraten die Kommunalpolitiker im nächsten Hauptausschuss am Montag, 19. Februar (19.30 Uhr im Peter-Rantzaus-Haus, Manfred-Samusch-Straße 9) über eine Änderung der Richtlinie für die Förderung. Künftig sollen 50 Prozent der nachgewiesenen Beförderungskosten bis zu 250 Euro pro Teilnehmer gewährt werden. Noch liegt die Obergrenze bei 120 Euro. Bei den Touren in diesem Jahr würde dies eine Erhöhung der Zuschüsse von rund 8400 auf etwa 15.300 Euro bedeuten. Entsprechend soll der Posten erhöht werden.

Beauftragte für die Partnerstädte sollen für fünf Jahre benannt werden

Jugendliche Fußballer wollen zum Hanse-Cup nach Viljandi und Handballer nach Esplugues. Die Ballettfreunde Ahrensburg reisen mit einer Gruppe nach Viljandi und erwarten die Esten zum Gegenbesuch. Und an der SLG sind Schüler aus Esplugues für eine Woche angekündigt.

Auch bei den Beauftragten, die sich jeweils intersiver um eine Partnerstadt kümmern, soll es eine Änderung geben. Seit 2011 sind es Carola Behr (CDU) für Feldkirchen, Rafael Haase (SPD) für Viljandi, Horst Marzi (Grüne) für Ludwigslust und Karen Schmick (Wählergemeinschaft WAB) für Esplugues. Künftig soll die Benennung durch den Hauptausschuss auf fünf Jahre befristet sein. Zudem sollen sich Interessenten für den Posten auch im Rathaus bewerben oder von Verbänden vorgeschlagen werden können.

Esplugues ist ein Vorort von Barcelona

Das direkt neben der katalonischen Hauptstadt Barcelona liegende Esplugues de Llobregat (1800 Kilometer Entfernung von Ahrensburg) wurde im November 1988 zur ersten Ahrensburger Partnerstadt. Der Ort mit heute rund 46.000 Einwohnern galt einst als Obst- und Gemüsegarten der nahen Großstadt. In den 1950er-Jahren begann der Wandel zum Industriestandort, in dem sich unter anderem Nestlé und Braun angesiedelt haben.

Auch interessant

Im Oktober 1989 wurde die Partnerschaft mit Viljandi (1700 Kilometer Entfernung) besiegelt. Die im Süden von Estland liegende Hansestadt ist mit rund 18.000 Einwohnern die sechstgrößte Stadt des Landes. Eine Burgruine thront über dem inmitten von Wäldern gelegenen Ort. Er ist auch ein wichtiger Wirtschaftsstandort sowie Studentenstadt dank der Viljandi-Kulturakademie der Universität Tartu.

Ludwiglust hat den größten Landschaftspark in Mecklenburg-Vorpommern

Mit der deutschen Wiedervereinigung wurde im November 1990 die Verschwisterung mit Ludwigslust (110 Kilometer Entfernung) möglich. Der Ort mit 12.600 Einwohnern liegt circa 30 Kilometer südöstlich der Landeshauptstadt Schwerin ganz in der Nähe der Autobahnen 24 und 14. Das Wahrzeichen ist wie in Ahrensburg ein Schloss. Das Residenzschloss der mecklenburgischen Herzöge wurde 1772 bis 1776 erbaut und ist vom größten Landschaftspark (120 Hektar) in Mecklenburg-Vorpommern umgeben.

Erste Kontakte ins österreichische Feldkirchen (1200 Kilometer Entfernung) gab es bereits 1984, doch die offizielle Partnerschaftsurkunde wurde erst im Februar 1998 unterzeichnet. Die Stadt mit 14.400 Einwohnern liegt mitten in Kärnten zwischen Villach und Klagenfurt auf einer Höhe zwischen 550 und 900 Meter. Die hügelige Landschaft mit Seen und Wäldern ist ein beliebtes Ziel für Wanderer und Radfahrer.

Ahrensburger Bürgerverein spendet rund 2500 Euro für Familien in Viljandi

Seit jeher engagiert sich auch der Ahrensburger Bürgerverein in dem Bereich. Aktuell hat er mit rund 2500 Euro fünf ärmere Familien in Viljandi unterstützt. Die Summe war durch den Verkauf von selbst gestrickten Schals, Handschuhen und Socken bei Adventsbasaren und dem Rondeel-Weihnachtsmarkt zusammengekommen. In Kooperation mit der Leiterin des Jugendamts in der estnischen Stadt wurde das Geld verteilt. So konnten die Familien überfällige Rechnungen und die Miete bezahlen oder warme Winterkleidung für Kinder kaufen.

Mitglieder des Ahrensburger Bürgervereins verkauften beim Weihnachtsmarkt auf dem Rondeel Strickwaren. Der Erlös fließt nach Viljandi.
Mitglieder des Ahrensburger Bürgervereins verkauften beim Weihnachtsmarkt auf dem Rondeel Strickwaren. Der Erlös fließt nach Viljandi. © HA | Peter Kahlert

Ursprünglich hatte der Bürgerverein von Menschen in Viljandi angefertigte Wollprodukte in der Vorweihnachtszeit in Ahrensburg verkauft und den Erlös direkt zurückgeschickt. Weil sich aber die Materialkosten verfielfachten, stand der Ertrag in keiner Relation mehr zum Einsatz. Spontan fanden sich Mitglieder des Bürgervereins in der Gruppe „Heiße Nadeln“ zusammen, um hier Winterwaren zu produzieren. „Ich bin wirklich sehr beeindruckt von der Hilfsbereitschaft“, sagt der Vereinsvorsitzende Peter Wendt.

Mittlerweile besteht die Gruppe aus acht Frauen und Männern, die nicht nur stricken, sondern auch den Verkauf an den Adventstagen übernehmen. Wer Lust hat, sich aktiv an dem Projekt zu beteiligen, bekommt weitere Informationen bei Evi Holterhus unter der Telefonnummer 04102/590 86.