Ahrensburg. Yves-Jose Zietz aus Ahrensburg hat eine Leidenschaft, die ihn viel Zeit kostet – und seien Skiurlaub ausfüllt.

„Ich hab mich immer gefragt: Was kann man haben? Was kann man sammeln?“ Yves-Jose Zietz‘ Augen fangen an zu leuchten, wenn er von seiner Leidenschaft erzählt. Er sammelt jetzt: Gondeln alter Seilbahnen! Das bestimmt auch seinen Skiurlaub. Wie kommt man bloß auf so eine Idee?

Der 43 Jahre alte Ahrensburger durchstöbert jahrelang die Anzeigen der bekannten Gebrauchtwarenanbieter, immer auf der Suche nach dem Außergewöhnlichen. Amerikanische Wohnwagen oder alte Heißluftballons gefallen ihm, aber als er vor 13 Jahren über die Anzeige einer alten Seilbahngondel stolpert, weiß er: Die will er haben. „Andere sammeln Briefmarken oder Oldtimer, ich sammele jetzt eben Gondeln.“ Am schönsten findet er Gondeln aus den 50er- und 60er-Jahren im robusten Industriedesign. Wenn er Bilder von seiner Lieblingsgondel zeigt, ein roter Zweisitzer, ist er in seiner Schwärmerei kaum noch zu bremsen.

Hobby: Verliebt in Gondeln alter Seilbahnen – Sammler aus Ahrensburg will sie alle

Zietz kauft alte, meist schlecht erhaltene Gondel und lässt sie restaurieren. „Ich finde es schade, wenn diese schönen Gondeln nicht erhalten werden“, sagt er. Er ist immer auf der Suche, um an die schönsten und seltensten Gondeln zu kommen und seine Sammlung wachsen zu lassen. In seiner Freizeit durchstöbert er Online-Angebote oder schaltet Anzeigen in Tageszeitungen in Skigebieten wie Kitzbühel. Auch in seinem alljährlichen geliebten Skiurlaub, wahlweise nach Zermatt oder Kitzsteinhorn, dreht sich alles um die Gondeln, und das nicht nur, wenn er gerade im Lift nach oben zur Piste sitzt.

Scheunenfund Strela-Gondel aus Davos vor dem Erwerb.
Scheunenfund Strela-Gondel aus Davos vor dem Erwerb. © privat | Yves-Jose Zietz

Er spaziert durch die Straßen und wirft unauffällig einen Blick in die Gärten, um zu erspähen, ob jemand dort eine alte Gondel stehen hat, die er abkaufen kann. „Die meisten Seilbahnbetreiber in den Skigebieten wollten ihre alte Gondel loswerden und haben sie oft günstig an Bewohner verkauft oder verschenkt“, erklärt der gebürtige Hamelner. Wenn er eine günstige Gondel ergattern kann, ist die Freude riesig, auch wenn dann der komplizierte Transport ansteht.

Gondeln alter Seilbahnen: In einer Autowerkstatt werden sie restauriert

Er mietet sich einen Hänger, schnappt sich Freunde und Bekannten zum Anpacken – und dann an die Arbeit! Zusammen heben sie die oft mehr als 150 Kilogramm schweren Gondeln an und laden sie auf. Dann fährt er mit der Gondel aus den Skigebieten in Österreich, Italien, der Schweiz oder Deutschland in seine Wahlheimat Ahrensburg. „Meistens lagere ich die Gondeln im Garten der Nachbarn zwischen“, sagt er. Anschließend werden sie in einer Ahrensburger Autowerkstatt restauriert.

Restaurierte Strela-Gondel aus Davos in Kampen auf Sylt.
Restaurierte Strela-Gondel aus Davos in Kampen auf Sylt. © privat | Yves-Jose Zietz

Die Gondeln bekommen einen frischen Lack, bei Bedarf neue Glasscheiben und werden auf Hochglanz poliert, bis sie wie neu aussehen. Mittlerweile umfasst seine Sammlung zwölf Zwei- und Viersitzergondeln. Zu Zietz‘ Bedauern lagern seine Schätze aber nicht in Ahrensburg, sondern in zwei Garagen bei seinen Schwiegereltern im fast 250 Kilometer entfernten Greifswald. Die Lagerkosten seien rund um Hamburg einfach viel zu teuer.

Gondeln alter Seilbahnen: Auf Hochzeiten und Messen beliebt

Als Markenbotschafter einer bekannten Reederei weiß er, dass die restaurierten Gondeln echte Blickfänge sind. Deshalb vermietet er sie regelmäßig für Hochzeiten, Messen oder an Einzelhändler. Die dekorieren die Gondeln als Ausstellungstücke oder funktionieren sie zu Fotoboxen um. „Österreicher und Schweizer drehen vor Freude durch, wenn sie meine Gondeln auf einer Feier sehen“, berichtet Yves-Jose Zietz stolz.

Großkabinengondel aus Sulden, Italien, mit Platz für 55 Personen beim Abtransport.
Großkabinengondel aus Sulden, Italien, mit Platz für 55 Personen beim Abtransport. © privat | Yves-Jose Zietz

Mit dem Verleihen der Gondeln mache er zwar kaum Gewinn, vor allem wenn man seine hohen Ausgaben für die Restauration, Lagerung und Transport berücksichtige, dennoch seien die Gondeln für ihn eine gute Wertanlage. „Eine Gondel habe ich für 500 Euro gekauft und für 700 Euro restauriert, jetzt würde ich sie nicht mehr unter 7000 Euro hergeben.“ Zietz erklärt sich die enorme Wertsteigerung mit der gestiegenen Nachfrage und dem geringen Angebot. Außer ihm gebe es nur noch einen weiteren Gondel-Sammler in Deutschland und nur zwei gewerbliche Gondel-Vermieter im Land.

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Zietz plant, in den kommenden Jahren mehrere seiner Gondeln umzubauen. Er hat auch schon einige Ideen, wie zum Beispiel eine Bargondel oder eine Dinnergondel mit Esstisch für den eigenen Garten. Nach dem kürzlichen Umzug mit der fünfjährigen Tochter und Partnerin ins ehemalige Nachbarhaus steht jetzt auch genug Platz zur Verfügung, um ein oder zwei Gondeln in Ahrensburg unterzubringen. Seine Familie unterstützt ihn bei seiner Sammelleidenschaft, auch wenn ihre Begeisterung für die alten Gondeln etwas zurückhaltender ist.

Viersitzer-Gondel aus dem Jahr 1959 von der Gondelbahn Roc d´Orsay.
Viersitzer-Gondel aus dem Jahr 1959 von der Gondelbahn Roc d´Orsay. © privat | Yves-Jose Zietz

Ein Wunsch bleibt für die Zukunft aber noch offen: Er möchte unbedingt an eine der alten Gondel der Katrin-Seilbahn bei Bad Ischl von 1959 herankommen. Etwas gedrückt erzählt der Ahrensburger, dass er bereits mehr als 400 Euro für Anzeigen zur Wunschgondel ausgegeben habe – ohne jeglichen Erfolg. Zietz will aber nicht aufgeben und wird weiter Online-Angebote durchforsten, Anzeigen schalten und sich persönlich auf die Suche nach seiner Traumgondel machen. Denn eine Frage ist geblieben: „Was kann man haben?“