Glinde. Jahresbilanz des Friedhofs ist defizitär, obwohl Einnahmen gestiegen sind. Warum die Ruhestätte weiterhin rote Zahlen schreibt.
lm Februar 2022 wurden die Gebühren für Gräber auf dem Glinder Friedhof teils kräftig angezogen, bei einer Urnenstele zum Beispiel von 100 auf 1917,30 Euro. Neun Monate später waren es dann sogar 2243,35 Euro. In diesem Jahr sollen die Preise erneut erhöht werden. Die Stadtverwaltung will entsprechendes Zahlenwerk der Politik noch im Frühjahr zur Abstimmung vorlegen. Details sind bislang nicht bekannt. Das Rathaus plant eine Anpassung der Sätze, weil die Einrichtung weiter defizitär ist. Das Problem existiert schon lange, nur hat sich die finanzielle Lage nicht wirklich verbessert.
Ein Grund sind gestiegene Sachausgaben und Personalkosten. Erstere, die Fahrzeuge und Ausrüstung beinhalten, sind von 74.000 Euro in 2021 auf rund 190.000 im vergangenen Jahr gewachsen. Im November wurde ein neuer Mini-Bagger geliefert. Er hat mehr als 117.000 Euro gekostet. Die Summe fließt gestreckt über zehn Jahre in die Bilanz mit ein. Vorteil des Geräts: Er kann die schmalen Wege der Ruhestätte befahren, daher sind Handschachtungen jetzt nicht mehr notwendig. Ins Kontor geschlagen hat auch die Erneuerung einer 800 Meter langen Wasserleitung für 136.000 Euro. Auf dem mehr als fünf Hektar großen Friedhofsgelände am Willinghusener Weg arbeiten regelmäßig vier Personen, zwei davon in Teilzeit. Kollegen des Baubetriebshofs unterstützen bei bestimmten Tätigkeiten.
2023 steigerte der Friedhof die Einnahmen auf 287.000 Euro
2023 wurden zwar 287.000 Euro eingenommen und damit 61.000 mehr als zwei Jahre zuvor (2022 lag der Betrag auch schon bei 272.000), trotzdem ist das Minus nach wie vor hoch. 2021 betrug das Defizit 119.000 und danach 140.000 Euro. Für das vergangene Jahr steht die Endabrechnung aus, weil unter anderem die interne Leistungsverrechnung mit dem Baubetriebshof noch nicht abgeschlossen ist. „Wir werden aber wieder in den Bereich wie zuletzt kommen“, sagt Sandra Berger, im Rathaus zuständig für Friedhofsangelegenheiten. Sie erstellt die Bilanzen, in denen nach ihren Angaben auch Modernisierungskosten für Grabstätten einfließen.
Diesbezüglich hat sich einiges getan. Grundlage ist ein Entwicklungsplan, den die Politik im Mai 2021 beschlossen hatte. Er beinhaltet einen Maßnahmenkatalog. 29 Punkte sind auf einer DIN-A4-Seite gelistet und 28 davon Jahreszahlen zugeordnet. Ziel ist es, den Friedhof attraktiver zu machen. Die Stadt war zum Handeln gezwungen, weil sich die Nachfrage bei den Bestattungsformen stark verändert hat. Immer mehr Menschen werden nach ihrem Tod eingeäschert. So gab es 2022 in Glinde 130 Urnenbeisetzungen und ein Jahr später 134. Zum Vergleich: Mit Särgen waren es 29 sowie 26.
Gebäudeensemble mit Kapelle steht jetzt unter Denkmalschutz
Fertiggestellt wurde etwa eine Urnenwand mit 16 Kammern für rund 19.000 Euro. Die Anfrage nach Vorauskäufen hat laut Verwaltung nicht abgenommen. Deshalb ist in diesem Jahr eine weitere Wand mit identischer Optik geplant. Eine Urnengemeinschaftsgrabstätte mit Platz für 60 solcher Krüge hat 23.000 Euro gekostet. Ebenfalls vollzogen sind Arbeiten für Urnengräber unter Bäumen sowie in Rasenlage. Auf der Zielgeraden ist man bei den Urnengräbern in Staudenlage. Es fehlt nur noch die Bepflanzung im Frühjahr. Gleiches gilt für eine Sarggemeinschaftsgrabstätte.
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Der Friedhofsentwicklungsplan ist nicht in Stein gemeißelt, sondern wird den Bedarfen immer wieder angepasst. Neu aufgenommen wurde zum Beispiel die Erhöhung des Zauns am Willinghusener Weg. Eine Änderung der Prioritätenliste ist jederzeit möglich. Umgesetzt ist bereits das Wegeleitsystem. Das Konzept beinhaltet auch, das Gebäudeensemble auf Vordermann zu bringen. Es ist schlecht gedämmt. Eine energetische Sanierung der Kapelle war für 2023 angedacht. Inzwischen sind die Immobilien jedoch unter Denkmalschutz gestellt worden. Eine Modernisierung, wie sie ursprünglich geplant war, ist damit nicht möglich. Derzeit stimmt sich Glinde mit der Denkmalschutzbehörde über den zulässigen Umfang ab. Dieses Projekt ist also geschoben.
Bürgermeister Rainhard Zug: „Qualität des Friedhofs ist gestiegen“
In der Vergangenheit hatten Bürger den Zustand der Ruhestätte bemängelt. Sie klagten über Sandwege, die bei Regen aufweichen, verschobene Platten, die für eine erhöhte Sturzgefahr sorgen. Diese hat man inzwischen in der Mehrzahl zurechtgerückt. „Es gibt kaum noch Beschwerden“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Er erwähnt in diesem Zusammenhang eine zusätzlich geschaffene Gärtnerstelle. „Die Qualität des Friedhofs ist gestiegen, wir sind auf einem guten Weg.“ Dass für die Einrichtung keine Steuergelder mehr eingesetzt werden müssen, um ein Minus auszugleichen, erwartet der Rathauschef so schnell nicht. „Der Friedhof hat aber auch Funktionen, die nicht eingepreist sind. Er ist zugleich ein Ort der Erholung und spielt mit seinen Bäumen eine Rolle beim Klimaschutz“, so Zug.
Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Marlies Kröpke, früher Betriebsratsvorsitzende des Kirchenkreises Hamburg-Ost, hätte das Entwicklungskonzept mit Blick auf Bestattungsformen gern anders gestaltet, etwa mehr pflegeleichte Alternativen zu Urnen angeboten. Sie sagt: „Der Friedhof ist ein Wirtschaftsbetrieb und soll sich eigentlich durch Gebühren selbst tragen. Ich gehe aber davon aus, dass das Gros der Politik eine Preissteigerung beschließt.“ CDU-Fraktionsvize Stefan Nowatzki: „Wir müssen den Plan voranbringen und dürfen uns Gebührenerhöhungen nicht verschließen. Die sollten aber maßvoll sein, wenn man es macht.“