Glinde. Glindes Friedhof schreibt seit Jahren rote Zahlen. Welche Art von Gräbern nach dem Vorschlag der Verwaltung besonders teuer werden.
Um den Glinder Friedhof ist es schlecht bestellt. Die städtische Einrichtung arbeitet nicht wirtschaftlich. Zudem bemängeln viele Bürger den Zustand des Areals. Zum Beispiel Sandwege, die bei Regen aufweichen und zu Schlammpfaden werden oder verschobene Platten, die für Sturzgefahr sorgen. Das soll sich ändern. Die Verwaltung hatte im Auftrag der Politik einen Entwicklungsplan erarbeitet, der im Mai vergangenen Jahres vom Bauausschuss beschlossen wurde. Bestandteil ist auch eine Novellierung der Friedhofssatzung sowie eine neue Gebührenkalkulation. Klar war, dass Bestattungen teurer werden. Konkrete Zahlen wurden seinerzeit nicht ermittelt. Das hat das Rathaus jetzt nachgeholt.
Sie möchte das sogenannte Kölner-Modell anwenden. Dabei werden die Kosten nach Grab- und Infrastrukturfläche über die Nutzungsjahre aufgeteilt. Demnach steigt die Gebühr für ein Reihengrab von jetzt 2000 auf 2187,80 Euro für den Zeitraum von 25 Jahren. Weitere Beispiele: dreistelliges Wahlgrab von 5700 auf 6293 Euro und anonymes in der Erde von 2000 auf 2676 Euro. Das alles ist moderat. Richtig happig sind die Steigerungen bei einem anonymen Urnengrab (100 auf 679,40 Euro), der Urnenstele (100 auf 1917,30 Euro) und dem Urnengrab in Rasenlage (200 auf 871,20 Euro). Für Bürgermeister Rainhard Zug sind diese Anpassungen verhältnismäßig. Er sagt: „Die Urnenstelen waren eine klassische Fehlkalkulation. Das hat damals ein externes Büro für uns gemacht.“ Zuletzt wurden die Sätze 2014 geändert.
Vor allem die Sozialdemokraten üben Kritik
Neu im Angebot sind zum Beispiel das Urnengemeinschafts- (1610,80 Euro) und das pflegeleichte Wahlgrab (1885,40 Euro) sowie das Erdgrab in Rasenlage (3111,30 Euro). Günstiger als bislang wird die Nutzung von Kapelle (380 auf 320,30 Euro) und Totenhalle (150 auf 147,10 Euro). Und auch bei den Bestattungsarten sollen die Preise sinken: von 870 auf 564,40 Euro beim Sarg und 100 auf 82,90 Euro bei der Urne. „Die Entgelte für die Grabsteinpflege stehen noch nicht fest“, sagt Zug. Die neuen Gebühren und die überarbeitete Friedhofssatzung sind Thema im Bauausschuss am 3. Februar, der dann per Videokonferenz tagt.
Kritik gibt es von der SPD. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Marlies Kröpke sagt: „Wir werden der Satzung nicht zustimmen, wollen weniger Urnenstelen. Dadurch vermeiden wir noch mehr Freiflächen. Die müssen ja bewirtschaftet werden. Die Gebühren steigen somit für Kunden auf lange Sicht ins Unermessliche.“ Die Politikerin fordert unter anderem „Themengärten und leicht zu pflegende Hochbeete, um für die kommenden 50 Jahre gut aufgestellt zu sein“. Kröpke geht jedoch davon aus, dass der Vorschlag der Verwaltung eine Mehrheit findet. CDU und Grüne werden darüber noch in Fraktionssitzungen beraten. Das Votum im Bauausschuss muss von der Stadtvertretung am 24. Februar bestätigt werden.
Glindes Bürgermeister kann Kröpkes Bedenken nicht nachvollziehen. Er sagt: „Die Sätze sind so kalkuliert, dass der Betrieb zu 100 Prozent kostendeckend ist und wir die nötigen Investitionen für die Zukunft tätigen können.“ Laut Entwicklungsplan steht einiges an. Er sieht als Attraktivitätssteigerung Urnengemeinschaftsanlagen vor. So können auf 33 Quadratmetern bis zu 66 Grabstätten entstehen. Man reagiert damit auf die veränderte Nachfrage bei Bestattungsformen. Inzwischen gibt es pro Jahr 80 Prozent Urnen- und nur noch 20 Prozent Sargbeisetzungen.
Pro Jahr werden im Schnitt 170 Menschen beigesetzt
Das Konzept für die Zukunft des Friedhofs umfasst 29 Maßnahmen, die sich auf mehrere Jahre verteilen, wobei der Plan regelmäßig überarbeitet wird. Neben neuen Gräbern sind Stellplätze für Fahrräder vorgesehen, die Optimierung der Wegeverbindung durch mit Naturstein gepflasterte Routen sowie ein Leitsystem mit Schildern. Angedacht ist auch der Kapellenumbau sowie die Verbesserung der Parkplatzsituation am Willinghusener Weg inklusive Aufwertung des Bereichs durch sogenannte Ökopflaster aus Beton oder Rasengitter aus Kunststoff. Der Friedhof soll ein Ort der Naherholung für alle Bürger werden. Ein Baumpark und Wildblumenwiesen sollen dazu beitragen, dass sich Menschen auf dem Areal wohlfühlen.
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Die Umsetzung der Punkte zum vorgeschlagenen Zeitpunkt ist allerdings nicht in Stein gemeißelt. Bei den Haushaltsberatungen schauen die Politiker jedes Jahr, was machbar ist, können Einzel-Projekte verschieben oder auch streichen. Der Glinder Friedhof wurde 1958 eröffnet und ist mehr als 53.000 Quadratmeter groß. Die Grabflächen sind nur zu 69 Prozent ausgelastet. Per anno werden im Schnitt 170 Menschen beigesetzt. 2019 betrug das Defizit der städtischen Einrichtung 158.000 und ein Jahr später 153.000 Euro. Für 2021 hat das Rathaus noch keine Summe ermittelt.
Bauausschuss Glinde, Donnerstag, 3. Februar, 19 Uhr, Interessierte gelangen über einen Link auf der Homepage der Stadt zur Videokonferenz. Fragen an die Verwaltung und die Politiker müssen im Vorfeld gestellt werden, zum Beispiel per E-Mail an gremienarbeit@glinde.de