Ahrensburg. Am 3. Februar präsentiert der Berliner Kommissar in Ahrensburg das Bühnenprojekt „Die Zeitmaschine“ nach dem Roman von H.G. Wells.

Als Tatort-Kommissar Robert Karow hat sich Mark Waschke längst eine große Fangemeinde erspielt. Dabei ist der 51-Jährige seit vielen Jahren auch ein gefragter Theaterkünstler. Auf die Bühne kehrt er immer wieder gern zurück. So etwa am kommenden Sonnabend, 3. Februar, in Ahrensburg. Im Alfred-Rust-Saal (Wulfsdorfer Weg 71) begibt er sich dann ab 20 Uhr auf eine Zeitreise ins sehr ferne Jahr 802.701. Mit unserer Redaktion hat der gebürtige Wattenscheider über dieses interdisziplinäre Bühnenprojekt, den Tatort und Vorbestimmung gesprochen.

Den Kommissar Karow spielt er schon acht Jahre lang

Glatte, nette, eindimensionale Typen sind seine Sache nicht. Waschke liebt vielschichtige Figuren mit Ecken und Kanten. So wie eben den Berliner Tatort-Kommissar Karow. Ein oft innerlich zerrissener und brüsk wirkender Charakter, der zweifelt und kämpft, zu Boden geht und wieder aufsteht. „Ich mag es einfach, Widersprüche aufzureißen, Virtuosität langweilt mich eher“, sagt Waschke.

Ist der Karow eine Lieblingsrolle? „Ich würde mir mit Karow durchaus mal eine ganze Nacht um die Ohren hauen. Aber beste Freunde würden wir wohl eher nicht“, so Waschke. Dennoch hänge er an dieser Figur, die er inzwischen seit acht Jahren spielt. Sie sei schon sehr herausfordernd und er immer wieder selbst überrascht, welche Seiten da zum Vorschein kämen.

Eigentlich wollte Meret Becker schon 2019 aussteigen

Dass Meret Becker als seine Kollegin 2021 aufhörte, habe er sehr bedauert. „Trotz aller Gegensätze gab es doch immer eine gewisse Anziehungskraft. Vielleicht weil wir gar nicht so unterschiedlich waren, wie es oft den Anschein hatte“, sagt er. Eigentlich habe Becker schon 2019 aussteigen wollen, ihren Tatort-Tod dann aber doch noch etwas hinausgezögert.

Seit 2022 ist Corinna Harfouch die neue Tatort-Kollegin an der Seite von Mark Waschke.
Seit 2022 ist Corinna Harfouch die neue Tatort-Kollegin an der Seite von Mark Waschke. © rbb/Pascal Bünning | rbb/Marcus Glahn

Seit 2022 ist Corinna Harfouch die „neue Frau“ an seiner Seite. Ihr Typ ergebe andere reizvolle Konstellationen, die es lohnen würden, weiterzumachen. „Nicht unbedingt bis zur Rente. Aber Corinna wird vielleicht nicht meine letzte Tatort-Partnerin sein“, glaubt Waschke. Denn die Krimi-Serie sei so etwas wie das letzte TV-Lagerfeuer der Nation. Eine Art Volkstheater, ein Phänomen, das Menschen verschiedenen Alters und unterschiedlicher sozialer Schichten immer wieder aufs Neue vereine: „Ich finde es unfassbar, dass der Tatort so viele Zuschauer hat und für so viel Gesprächsstoff in Familien und Firmen sorgt.“

Die Rolle des Noah in „Dark“ war ein Riesengeschenk

Schaut er denn auch selbst gern Krimis? „Nicht wirklich und schon gar nicht zur Inspiration“, verrät Waschke. Vor 20 Jahren habe er öfter mal die US-amerikanische Serie „The Wire“ geschaut. Dabei habe ihn aber vor allem interessiert, wie eine Ordnung auseinanderfällt, das Bemühen, sie wieder herzustellen, und die Tragik, daran zu scheitern. „Wichtiger als das Lösen eines Falls ist für mich, wie sich die Leute dabei untereinander verhalten“, sagt Waschke.

So sei es auch bei dem mysteriösen Zeitreisenden Noah aus der gefeierten Netflix-Serie „Dark“ gewesen. „Eingeführt wird er ja als Inbegriff des Bösen. Dabei ist er in der Kindheit wahnsinnig verletzt worden und versucht später, mit seinen dunklen Erfahrungen und Traumata klarzukommen. Eigentlich meint er es nur gut“, erklärt Waschke.

Wells hat vieles vorweggenommen, was heute schon Realität ist

Die Rolle sei „ein Riesengeschenk“ für ihn gewesen. Auch wegen der unglaublich schönen Texte, die ihn an Schopenhauer und Nietzsche erinnert hätten. Aber, ja, er sei auch ein Freund von Dystopien, solange sie nicht vollkommen abwegig sind. „Ich mag Zuspitzungen, die aus der Normalität herausführen und dreckigen Alltag atmen“, gesteht er freimütig.

So habe er auch nicht lange gezögert, als ihm die Rolle des Zeitreisenden in „Die Zeitmaschine“ nach dem gleichnamigen Roman von Herbert George Wells angetragen wurde. Schließlich sei es der Klassiker der modernen Science-Fiction-Literatur schlechthin. „Wahnsinn, was da alles drinsteckt: Klimawandel, krasse Klassenunterschiede, ökonomischer Overkill. Und immer wieder die grundsätzliche Frage, wie wir mit uns und unserer Welt umgehen“, erklärt Waschke. Wells habe vieles vorweggenommen, was wir heute erlebten.

Lieber in die ferne Vergangenheit reisen als in die Zukunft

Das alles aus dem Kopf des Zeitreisenden als aufwühlenden Monolog darzubieten, habe er „total spannend“ gefunden. Begleitet durch den Musiker Stefan Weinzierl, der aus verschiedenen Instrumenten und Toneffekten einen beeindruckenden Klangteppich erschafft, und futuristischen Projektionen des Videokünstlers Rocco Helmchen entsteht die mitreißende Suggestion einer Reise durch Raum und Zeit und letztlich zu uns selbst.

Gäbe es solch eine Zeitmaschine wirklich, würde Mark Waschke lieber in die Zukunft, oder die Vergangenheit reisen? „Ganz klar: Am liebsten weit zurück“, gesteht er. Zum Beispiel in die wilden 1920er- und 30er-Jahre seiner Wahlheimat Berlin, wo er seit vielen Jahren mit Frau und Tochter lebt. Oder sogar noch weiter zurück, bis zum Ursprung der Gattung Mensch, als er anfing, das Animalische hinter sich zu lassen.

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In die Zukunft zu reisen, finde er angesichts dessen, was in den vergangenen Jahrzehnten so alles erfunden wurde, wie etwa die Atombombe und andere verheerende Waffen, deutlich weniger erstrebenswert. Schließlich sei doch höchst ungewiss, ob eine unfallfreie Rückkehr tatsächlich gelänge und ob sie mit Blick auf die zahlreichen Brandherde in der Welt und dem Potenzial ihrer Eskalation überhaupt erstrebenswert wäre.

Aber ist solch eine Sichtweise nicht allzu pessimistisch? „Klar, noch ist alles offen und möglich. Wohin unsere Reise geht, hängt maßgeblich von den Entscheidungen ab, die wir jetzt treffen“, sagt Mark Waschke. Er glaube nicht an Schicksal und Vorbestimmung: „Es ist höchste Zeit für eine Rückbesinnung auf die Naturhaftigkeit unserer Spezies, auf unsere Wurzeln.“ Anderenfalls sehe die Zukunft für das Leben auf dem blauen Planeten düster aus.

„Die Zeitmaschine“ Sa, 3.2., 20 Uhr, Alfred-Rust-Saal Ahrensburg, Wulfsdorfer Weg 71. Tickets zu 24 bis 32 Euro unter ticket-regional.de/tum-ahrensburg.