Trittau. Mit einer Kundgebung wollen Initiatoren Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen. Unter den Rednern ist auch Pastorin Stefanie Günther.

In Trittau formiert sich Widerstand gegen Rechtsextremismus. Ein breites Bündnis aus Parteien, Glaubensgemeinschaften, Organisationen, Vereinen und Verbänden unter dem Namen „Trittau ist Vielfalt – Trittau ist bunt“ ruft für Sonnabend, 27. Januar, um 13 Uhr zur Kundgebung gegen rechts auf dem Europaplatz auf. Für die Initiatoren haben die Enthüllungen über das geheime Treffen von AfD-Mitgliedern mit Neonazis das Fass zum Überlaufen gebracht.

Bei der Veranstaltung hatte der Österreicher Martin Sellner, eine Leitfigur der rechtsextremen und vom Verfassungsschutz beobachteten Identitären Bewegung, seinen Masterplan zur Vertreibung von Ausländern und Migranten vorgestellt. Durmis Özen, Ortsvereinsvorsitzender der SPD Lütjensee, ist einer der Organisatoren der Protestaktion in Trittau. Er sagt: „Die Erkenntnis, dass diese radikale Gruppe Millionen Menschen vertreiben will, treibt seit knapp zwei Wochen immer mehr Leute auf die Straße, um sich für mehr Toleranz und eine freie, demokratische Gesellschaft starkzumachen.“

Demo in Trittau: Die Geschichte darf sich nicht wiederholen

Özen hat die Versammlung unter dem Tenor „79 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz – Nie wieder ist jetzt“ beim Kreis Stormarn angemeldet. Das Datum für die Kundgebung wählte er mit Bedacht: Mit dem Holocaust-Gedenktag am 27. Januar wird alljährlich an die Vertreibung der Juden durch die Nationalsozialisten und die Opfer des Nationalsozialismus erinnert.

Dass dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte sich nicht wiederholen darf, darin sind sich alle Trittauer Fraktionen einig. Neben Özen gehören dem Orga-Komitee Trittaus Bürgervorsteher Lars Ryll (CDU) und Kerstin Kuhlmann-Schultz (Grüne Trittau) an. Kuhlmann-Schultz sagt: „Wir müssen klare Kante zeigen und uns den Rechtsextremen und den Faschisten entgegenstellen. Sie wolle weiter „in einem demokratischen, bunten Land leben. So wie die meisten Menschen.“ Dass das Bündnis viele unterschiedliche Gruppen unter einem Dach vereint, beweist, dass dieses Anliegen weit über Parteigrenzen hinaus Unterstützung findet.

An vier Orten in Stormarn sind Protestaktionen geplant

Immer mehr Menschen schließen sich einer Bewegung an, die sichtbar für Demokratie und Toleranz eintritt und Hass und Hetze eine Absage erteilt. Am kommenden Sonnabend finden außer in Trittau noch an drei weiteren Orten Protestaktionen statt: In Ahrensburg rufen die „Omas gegen Rechts“ (11 Uhr auf dem Rondeel) zur Mahnwache auf und eine Bargteheider Initiative hat einen Protestmarsch durchs Stadtzentrum geplant. Start ist um 11.55 Uhr vor dem Rathaus. Auf Anfrage teilte ein Pressesprecher des Kreises Stormarn mit, dass in Bad Oldesloe außerdem eine Versammlung mit dem Tenor „Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft anlässlich des Holocaustgedenktages“ angemeldet ist, die um 11 Uhr beginnen soll. Den genauen Ort des Treffens ließ der Pressesprecher unerwähnt.

Am vergangenen Wochenende versammelten sich viele Menschen auf dem Rondeel in Ahrensburg, um für Demokratie, Freiheit und Vielfalt zu demonstrieren.
Am vergangenen Wochenende versammelten sich viele Menschen auf dem Rondeel in Ahrensburg, um für Demokratie, Freiheit und Vielfalt zu demonstrieren. © privat | Privat

Özen und Ryll berichten, dass sie beide parallel die Idee zur Kundgebung hatten. Özen sagt: „Wir haben das gemeinsam in die Hand genommen.“ Als er die Versammlung online angemeldet habe, sei er von etwa hundert Teilnehmenden ausgegangen. „Das kann aber durchaus auch eine Nummer größer werden.“ Nach Angaben aus der Ahrensburger Verwaltung muss eine Versammlung spätestens 48 Stunden vor Beginn beim Kreis Stormarn angemeldet werden, der dann die entsprechenden Auflagen erteilt. Für das Orga-Komitee bedeutet es eine Herausforderung, die Idee so kurzfristig auch in die Tat umzusetzen. Doch dank der „tollen, konstruktiven und kreativen Zusammenarbeit, die sich in dem kleinen Bündnis ergeben hat“ (Özen), ist das Vorhaben auf einem guten Weg.

Es soll keine fröhliche Veranstaltung, sondern ein Mahnzeichen sein

Das Motto „Trittau ist bunt“ spiegelt sich in den leuchtenden Farben der Veranstaltungsplakate wider, die die Frau von Lars Ryll gestaltet hat. Sie befinden sich derzeit im Druck. Auch der Sohn der Rylls, der sich im Jugendbeirat Trittau engagiert, ist als Ordner mit im Boot. Die Polizei wird die Aktion begleiten. Ein Demonstrationszug wie in Bargteheide ist nicht geplant. „Wir bleiben vor Ort und setzen ein Zeichen“, sagt Ryll. Es gibt mehrere Redebeiträge, unter anderem von der neuen Trittauer Pastorin Stefanie Günther, Ryll und Özen sowie einem Mitglied des Seniorenbeirats. Außerdem hat sich die Schulsprecherin der Hahnheide-Schule angekündigt.

Von Musik hält der Bürgervorsteher hingegen nichts. „Es wurde der Auftritt einer Band und dergleichen diskutiert, aber das ist keine fröhliche Veranstaltung, sondern ein Mahnzeichen“, sagt er. Es werde dekoriert, ein Rednerpult aufgebaut und er habe eine ordentliche Soundanlage organisiert, damit die Redebeiträge auch in den hinteren Reihen gut zu verstehen sind. Mehr sei weder wünschenswert noch erforderlich.

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Ob Bürgermeister Oliver Mesch ebenfalls das Wort an die Versammlung richten wird, steht noch nicht fest. Mesch sagt: „Ich finde es schön, dass Frau Günther dabei ist. Und ich hoffe, dass wir viele Menschen mobilisieren können.“ Er freue sich, dass etwas passiere. „Das ist mir ein Herzensanliegen“, so Mesch weiter. Es sei gut, dass an vielen Orten demonstriert werde. An so einem symbolträchtigen Datum sei das noch dreimal wichtiger, so der Bürgermeister. Mit Gegenprotesten rechne er nicht. „Ich glaube nicht, dass die den Mut dazu haben.“