Reinbek. Theater Liberi präsentiert Märchenklassiker von Andersen im Sachsenwald-Forum. Worin sich Inszenierung vom Original unterscheidet.

Die Produktionen des Theaters Liberi sind garantiert familienfreundlich. Das Theater mit Sitz in Bochum hat sich auf tourneetaugliche Musicals spezialisiert, die es mit eigenen Texten und Ausstattung sowie eigens dafür komponierten Stücken realisiert und im gesamten deutschsprachigen Raum zur Aufführung bringt. Am Freitag, 16. Februar, präsentiert das Ensemble im Sachsenwald-Forum (Hamburger Straße 4–8) in Reinbek die eiskalte Welt der „Schneekönigin – das Musical“. Das Stück ist für Zuschauer ab vier Jahren geeignet.

Nach Angaben des Theaters haben seit seiner Gründung im Jahr 2008 mehr als 1,5 Millionen Zuschauer die unterschiedlichen Aufführungen besucht. Als Stoff für die Familienmusicals dienen bekannte Kinderbuchklassiker, die ein modernes Make-over bekommen. Daher kann die jeweilige Inszenierung durchaus vom Original abweichen.

Theater Liberi spricht mit Musical „Schneekönigin“ alle Altersgruppen an

So erschien der künstlerischen Leitung beispielsweise die Atmosphäre im Märchen „Die Schneekönigin“ von Hans Christian Andersen zu düster, also wurde die Handlung entsprechend geändert. Änderungen betreffen auch die Schneekönigin, deren Charakter im Original recht eindimensional als durch und durch böse, im Musical hingegen wesentlich differenzierter dargestellt wird.

Die künstlerische Leitung liegt in den Händen von Carolin Pommert. Sie ist für Regie, Choreografie und Inszenierung verantwortlich. Worauf es ihr ankommt, formuliert Pommert so: „Ich will dabei sowohl Erwartungen erfüllen als auch völlig neue Ansätze finden.“ Ihr Ziel sei es, „die vielleicht etwas angestaubten Figuren aus der Mottenkiste heraus und ins Hier und Jetzt zu holen“. Sie wolle alle Zuschauer mit auf eine Reise nehmen, so Pommert weiter. „Vom kleinsten Knirps, der zum ersten Mal im Theater sitzt, bis hin zur märchenerfahrenen Oma.“

„Schneekönigin – das Musical“: Musik trägt wesentlich zur Stimmung bei

Damit passt sich das Theater an die Bedürfnisse seiner Zielgruppe – Familien mit Kindern von vier bis zwölf Jahren – an. Die Handlung wird mit viel Humor und Herz in Szene gesetzt, sodass die jüngeren Zuschauer sich nicht ängstigen, sondern die abenteuerliche Geschichte mit Spannung verfolgen können. Die fantasievolle Welt aus Schnee und Eis wird von magischen Wesen bevölkert. Die eingängigen Stücke stammen aus der Feder der Komponisten Hans Christian Becker und Christoph Kloppenburg. Mit ihrer Musik verdichten sie die Stimmung der Szenen, die sich auf der Bühne abspielen. Kloppenburg kündigt an:. „Von energetisch-elektronischen Songs über Momente von cooler Gelassenheit bis hin zu orchestralen Arrangements mit emotionaler Tiefe ist alles dabei.“

Dass das funktioniert, zeigen die Erfahrungen der Bühnendarsteller. Asya Pritchard, die in die Rolle der frostigen Titelheldin schlüpft, berichtet davon, welche Wirkung die Musik speziell in einer Szene auf sie hat. Sie sagt: „,Mein bisheriger Lieblingsmoment im Stück geschieht relativ am Ende.“ An dieser Stelle vermittelten die Figuren die Gefühle, die sich im Laufe der Reise in ihnen angebahnt hätten, nur durch Blicke, die sie miteinander austauschten. Dieser sehr intensive und emotionale Moment werde von ihrem bisherigen Lieblingssong „So wie‘s mal war“ unterstützt. „Darin gibt es eine Stelle, in der die Figuren gleichzeitig durcheinander singen, und das ist, als würden die ganzen Gedanken und Gefühle im Raum umherschwirren. Das ist mein persönliches Highlight“, so Pritchard, die ihr Debüt beim Theater Liberi in der vorigen Saison als Olivia Clayton in „Tarzan – das Musical“ hatte.

Tiefe Freundschaft lässt kleine Heldin über sich selbst hinauswachsen

In der Rolle der mutigen, neugierigen Gerda ist Franziska Wagner zu sehen. Um ihren besten Freund Kay (gespielt von Falko Mäbert) zu retten, der an einem stürmischen Winterabend urplötzlich verschwindet, bricht das Mädchen zu einer waghalsigen Reise auf.

Denn Kay ist dem Bann der Schneekönigin verfallen, die sein Herz in Eis verwandelt und ihn mit in ihr geheimnisvolles Reich genommen hat. Dort angekommen, lernt Gerda allerlei kuriose Gestalten kennen, macht zudem eine exzentrische Bekanntschaft und gerät an eine äußerst schräge Bande, die von einem gewissen Schlawuzi-Joe (Fynn Knorr) angeführt wird.

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Doch von all diesen Begebenheiten lässt sie sich nicht beirren, denn Gerda glaubt fest daran, dass es ihr gelingt, ihren Freund aus dem Palast der Schneekönigin zu befreien. Ihr Ziel rückt dank der Hilfe von unerwarteter Seite in greifbare Nähe, doch es bleibt ein Kampf gegen die Uhr.

Produktion des Musicals ist aufwendig und erfordert lange Vorlaufzeit

Produzent Lars Arend erläutert, dass die Planung der Stücke etwa eineinhalb Jahren in Anspruch nimmt. An der Entstehung und Umsetzung des „Schneekönigin“-Musicals sind mehr als 100 Personen beteiligt. Die Kostüme sind aufwendig gestaltet und müssen auch ganz praktische Erfordernisse wie einen schnellen Kleiderwechsel erfüllen, weil die Darsteller oft mehrere Rollen übernehmen. Gleiches gilt für die Bühnenelemente, die wandelbar und so konzipiert sein müssen, dass sie auf unterschiedlich großen Bühnen funktionieren und zugleich leicht auf- und abzubauen sind.

Was das Musical im Kern ausmacht, beschreibt Regisseurin Pommert so: „Wir gehen auf eine wilde und farbenfrohe Reise voller unerwarteter Begegnungen. Wir fühlen eine Freundschaft, die alle Grenzen überschreitet, verlieben uns in ein lebendig gewordenes Kuscheltier und verstehen eine Schneekönigin, die uns entgegen aller Erwartungen tief in ihr Herz schauen lässt.“

Karten zu 27,– und 33,– (Ki. b. 14 J. 2,– Erm.) sind unter theater-liberi.de erhältlich.