Bad Oldesloe. B75 in Bad Oldesloe ist nach starken Regenfällen gesperrt. Historische Schmiede steht unter Wasser. Feuerwehr bricht Einsatz ab.

Pumpen dröhnen in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, 2. und 3. Januar, durch den Oldesloer Ortsteil Blumendorf. Sie arbeiten gegen die Wassermassen an, die sich einen Hang westlich der B75 hinunter über die Bundesstraße ergießen. Das Wasser bedroht nicht nur die Straße, sondern auch die nahegelegene, historische Schmiede des Gutes Blumendorf. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk (THW) sind mit einem Großaufgebot stundenlang im Einsatz.

In dem denkmalgeschützten Reetdachhaus, das um 1800 errichtet wurde, befindet sich heute eine Wohnung. Dessen Bewohner hatte gegen 22 Uhr am Dienstagabend die Feuerwehr alarmiert, als das Wasser vor seinem Haus immer weiter anstieg. Bislang waren vor allem Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt von Überschwemmungen betroffen, doch nun haben sie auch Stormarn erreicht.

B75 bei Bad Oldesloe nach starken Regenfällen wegen Überflutung gesperrt

Mehrere Straßen und Radwege im Kreis mussten am Dienstag und Mittwoch aufgrund nicht abfließender Wassermassen gesperrt werden. An der B75 sei die Lage aber besonders bedrohlich, sagt Bad Oldesloes Gemeindewehrführer Olaf Klaus, der auch Stormarns Kreiswehrführer ist.

„Wir waren mit den Wehren aus Bad Oldesloe, Mollhagen und Seefeld vor Ort“, sagt er. Außerdem seien die Ortsgruppen des THW aus Bad Oldesloe und Bad Segeberg sowie ein Fachberater aus Mölln hinzugezogen worden, außerdem Helfer der Stormarner Brandschutzbereitschaft mit einer Großpumpe.

Die B75 bleibt südlich von Bad Oldesloe bis auf Weiteres gesperrt.
Die B75 bleibt südlich von Bad Oldesloe bis auf Weiteres gesperrt. © HA | Filip Schwen

Feuerwehr muss Einsatz nach fünf Stunden erfolglos abbrechen

Die Feuerwehrleute versuchten, mit einem Damm aus Sandsäcken vor der Eingangstür ein Eindringen des Wassers in das Fachwerkhaus zu verhindern. Doch das alles nützte nichts. Gegen 3.30 Uhr am Mittwochmorgen geben die Einsatzkräfte auf. „Irgendwann haben wir entschieden, den Einsatz abzubrechen. Die Wassermassen waren einfach zu groß“, sagt Klaus. Am Morgen habe es dann eine Krisenbesprechung mit Vertretern der Feuerwehr, der Stadt, des Kreises und des THW gegeben. „Das Ergebnis war, dass wir derzeit nicht mehr machen können, als zu warten, bis das Wasser abgeflossen ist.“

Die B75 ist seit Dienstagabend zwischen der Autobahnanschlussstelle Bad Oldesloe-Süd und dem Bahnübergang Blumendorf voll gesperrt. Autofahrer zwischen Stormarns Kreisstadt und Bargteheide sollen über die A21 ausweichen. Am Mittwochnachmittag stand die B75 im Bereich der Linkskurve an der Gutsschmiede noch rund einen Meter tief unter Wasser – während es weiter regnete. In Form eines reißenden Stroms ergoss sich das lehmbraune Regenwasser über den Fuß- und Radweg in einen Graben auf der östlichen Straßenseite.

Die B75 steht am Mittwochnachmittag noch immer etwa einen Meter tief unter Wasser.
Die B75 steht am Mittwochnachmittag noch immer etwa einen Meter tief unter Wasser. © HA | Filip Schwen

Es ist noch unklar, wann die B75 wieder freigegeben werden kann

Wann die B75 wieder freigegeben werden kann, ist noch unklar. Nachdem das Wasser abgelaufen sei, müsse zunächst der Zustand der Straße untersucht werden. „Es besteht die Befürchtung, dass die Fahrbahn unterspült worden sein könnte“, sagt Klaus. Ist das der Fall, könnte die wichtige Nord-Süd-Verbindung möglicherweise noch tagelang nicht befahrbar sein. Laut Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV), der für den Unterhalt der Bundesstraßen in Schleswig-Holstein zuständig ist, ist eine Beurteilung des Fahrbahnzustands derzeit noch nicht möglich. Der Radweg sei bereits an einem Durchlass unterspült.

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Auch die historische Schmiede samt der Wohnräume steht weiterhin unter Wasser. Das Haus sei derzeit unbewohnbar, sagt Bad Oldesloes Gemeindewehrführer Klaus. „Der Bewohner wurde durch die Stadt zunächst in einer anderen Unterkunft untergebracht.“ Es sei noch unklar, welche Folgen das Wasser für den Zustand des historischen Gebäudes habe.

Das Wasser ergießt sich über den Radweg in einen Graben am östlichen Straßenrand.
Das Wasser ergießt sich über den Radweg in einen Graben am östlichen Straßenrand. © HA | Filip Schwen

Am zweiten Weihnachtstag war der Abschnitt schon einmal überschwemmt

Es ist bereits das zweite Mal binnen weniger Tage, dass der Abschnitt der B75 überflutet ist. Am zweiten Weihnachtstag war nach starken Regenfällen ebenfalls Wasser auf die in einer Senke liegende Straße gelaufen. Damals war es Feuerwehr und THW mithilfe von Pumpen und Sandsäcken gelungen, die historische Schmiede zu schützen und die Fahrbahn von Wasser zu befreien.

„Das Wasser kann nicht versickern, weil die Böden so gesättigt sind, dass sie den Niederschlag nicht mehr aufnehmen können“, sagt Klaus. Der Regen laufe über die Felder und durch ein angrenzendes Waldstück den Hang hinunter. Normalerweise werde es von der Beste aufgenommen, doch der Flusslauf sei den Wassermassen ebenfalls nicht mehr gewachsen.

Der Radweg an der B75 wurde vom ablaufenden Wasser unterspült.
Der Radweg an der B75 wurde vom ablaufenden Wasser unterspült. © HA | Filip Schwen

Auch weitere Straßen in Stormarn sind wegen Überflutung gesperrt

Neben der B75 sind laut LBV zurzeit noch weitere Verbindungen in Stormarn wegen Überflutung gesperrt, darunter die Kreisstraße 94 zwischen Pölitz und Rümpel sowie der Radweg entlang der Kreisstraße 61 zwischen Bad Oldesloe und Rümpel. Auch hier ist noch unklar, wie lang die Sperrung andauern wird.

Die Wettervorhersage verheißt indes nichts Gutes: Auch am Donnerstag und Freitag soll es in Bad Oldesloe und Umgebung weiter regnen. Zum Wochenende sollen zusätzlich die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken und Winterwetter nach Stormarn bringen.