Bad Oldesloe. Stormarn hat für die Einführung von Telenotfallmedizin gestimmt. Das soll das System entlasten und für mehr Sicherheit sorgen.
Der Name klingt auf den ersten Blick sperrig: Telenotfallmedizin. Doch was sich dahinter verbirgt, könnte die Rettungssanitäter im Kreis Stormarn erheblich entlasten und für die Bevölkerung für mehr Sicherheit sorgen. Einstimmig haben die Mitglieder des Kreistages am Freitag für die Einführung eines Telenotfallmedizinsystems gestimmt.
Rettungssanitäter sollen demnach bei Notfalleinsätzen künftig per Telefon oder Videoanruf Ärzte um Rat fragen können. Die sitzen in Zentralen in den Rettungsleitstellen in Kiel und Lübeck, die dafür eingerichtet werden. Die medizinischen Ansprechpartner können helfen, wenn zum Beispiel noch kein Notarzt vor Ort ist, weil der nächste verfügbare noch mit einem anderen Einsatz zu tun hat oder wegen Verkehrsbehinderungen länger zur Einsatzstelle braucht.
Der Kreis Stormarn ist Teil eines Modellprojekts zur Telenotfallmedizin
In Schleswig-Holstein ist der Kreis Stormarn mit der Einführung des Telenotfallmedizinsystems Teil einer Modellregion. „Die Telenotfallmedizin wird nicht im ganzen Land, sondern in Teilen eingeführt“, so Landrat Henning Görtz. Nach einer Auswertung von Pilotprojekten in Greifswald und Straubing hat der gemeinsame Bundesausschuss im Juli 2021 empfohlen, die Etablierung von telemedizinischen Strukturen auch in anderen Bundesländern zu überprüfen.
Seit 2021 proben etwa die niedersächsischen Landkreise Goslar und Northeim das System, zogen mittlerweile ein positives Zwischenfazit. In Niedersachsen soll die Telenotfallmedizin weiter ausgeweitet werden. In Schleswig-Holstein wird das System gemeinsam von den Landkreisen Stormarn, Herzogtum Lauenburg, Ostholstein und Plön sowie den Städten Kiel, Lübeck, Flensburg und Neumünster eingeführt. Kostenträger sind die Krankenkassen.
Die Patienten- und Mitarbeitersicherheit soll verbessert werden
„Durch die zusätzliche ärztliche Unterstützung kann die Patienten- und Mitarbeitersicherheit wesentlich verbessert werden“, heißt es in der Begründung des Genehmigungsantrages. Die per Telefon zugeschalteten Notärzte sollen zum Beispiel bei der Entscheidung helfen, ob und welche Schmerzmittel verabreicht werden oder ob Patienten, die keine akuten Notfälle sind, ins Krankenhaus gebracht werden sollen.
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Doch nicht nur die Sanitäterinnen und Sanitäter sollen die Möglichkeit haben, Notärzte per Telefon oder Video um Rat zu fragen. Wenn bei Rettungseinsätzen Notärzte vor Ort sind, sollen diese die Möglichkeit haben, einen Kollegen zu konsultieren – um eine zweite Meinung einzuholen oder die Weiterversorgung zu besprechen. Auch neuen Notärztinnen und Notärzten soll so die Einarbeitung erleichtert werden.
Durch die fachliche Unterstützung erhoffen sich die Verantwortlichen zudem eine erhöhte Verfügbarkeit von Notarteinsatzfahrzeugen. Bevor das System im Alltag erprobt wird, wird das Rettungsdienstpersonal entsprechend geschult. Auch die technischen Voraussetzungen müssen geschaffen werden. Der Vertrag tritt zum 1. Januar 2024 in Kraft und soll zunächst bis Ende 2028 laufen. Eine Verlängerung und Ausweitung sind möglich. Weitere Vertragsparteien, also Landkreise und Städte, können beitreten.
AfD-Kandidaten scheitern im Kreistag erneut
Ergebnislos blieb in der Kreistagssitzung indes erneut der Tagesordnungspunkt „Wahl der Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden der ständigen Ausschüsse“, der über eine Stunde Zeit in Anspruch nahm. Bereits zum dritten Mal standen Vorschläge der Alternativen für Deutschland (AfD) zur Wahl, die in drei Wahlgängen in geheimer Wahl keine Mehrheit fanden. Die AfD schlug erneut Arnulf Fröhlich als Vorsitzenden des Hauptausschusses und Heiko Bartels als stellvertretenden Vorsitzenden für den Jugendhilfeausschuss vor.
Im ersten Wahlgang erhielt Fröhlich elf Ja-Stimmen und 46 Nein-Stimmen bei zwei Enthaltungen. Bartels erhielt elf Ja-Stimmen und 45 Nein-Stimmen bei drei Enthaltungen. Im zweiten Wahlgang gab es für Fröhlich elf Ja- und 47 Neinstimmen bei einer Enthaltung und für Bartels zehn Ja- und 47 Nein-Stimmen bei einer Enthaltung. Im dritten Wahlgang hatte sich die Zahl der abgegebenen Stimmen von 59 auf 60 erhöht, wobei in der Abstimmung für den Hauptausschuss-Vorsitzenden eine ungültige Stimme dabei war. Das Ergebnis lautete: zehnmal Ja und 48-mal Nein bei einer Enthaltung für Fröhlich und zwölfmal Ja und 46-mal Nein bei zwei Enthaltungen für Bartels.
Die AfD stellt nach der Kommunalwahl am 14. Mai im aktuellen Kreistag fünf von 66 Abgeordneten. Damit steht ihnen der Vorsitz in einem der Ausschüsse zu. Aktuell ist FDP-Fraktionschef Thomas Bellizzi als gewählter Stellvertreter Interimschef des Hauptausschusses.