Bad Oldesloe. Konsum, Müll, Umweltverschmutzung: Wer sein Verhalten überdenkt, kann nachhaltig und trotzdem schön feiern, meint unsere Autorin.

Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Klimafreundlichkeit und Müllvermeidung – kommen Sie bei diesen Begriffen in Weihnachtsstimmung? Vermutlich nicht. Dabei ist gerade die Adventszeit ein guter Anlass, das eigene Konsumverhalten einmal kritisch zu hinterfragen. Denn ausgerechnet zum Fest der Liebe gerät die Liebe zur Natur und der Schutz unserer Ressourcen leicht in Vergessenheit.

Es ist gar nicht so schwer, ein nachhaltigeres Weihnachtsfest zu feiern. Unsere Redaktion hat ein paar Tipps zusammengestellt, wie Sie mit einem kleineren ökologischen Fußabdruck durch den Advent kommen können. Und wenn Sie im Stillen immer noch denken: „Früher war mehr Lametta“, nehmen Sie sich doch ein Beispiel an der Weihnachtsgeschichte: Als Jesus in der Krippe lag, hing kein Lametta über ihm. Die Geschenke, die er bekam, waren in wiederverwendbare Gefäße und Kisten verpackt. Und die Tiere im Stall landeten auch nicht als Weihnachtsbraten auf dem Teller.

Geschenke fantasievoll verpacken und Müll reduzieren

Ein liebevoll verpacktes Geschenk ist ein schöner Hingucker auf dem Gabentisch. Wer damit punkten und zugleich die Natur schonen will, sollte beschichtetes, glänzendes oder metallisiertes Geschenkpapier links liegenlassen. Denn es kann problematische Stoffe wie beispielsweise anorganische Pigmente aus Cadmium-, Blei- oder Chromverbindungen enthalten. Eine Alternative ist umweltfreundliches Packpapier, das beispielsweise mit Kartoffeldruck im Nu zur individuellen Verpackung wird, Recyclinggeschenkpapier oder auch alte Zeitungen. Mit dekorativen Drucken wie Plakate oder Kalenderseiten wird ein Geschenk kunstvoll verpackt. Bereits vorhandenes Papier zu nutzen ist allemal besser als Neukauf, denn die Papierherstellung verbraucht sehr viel Energie und Holz.

Diese in braunes Packpapier verpackten und mit Naturmaterialien wie Tannenzweigen und Zapfen verzierten Päckchen machen was her.
Diese in braunes Packpapier verpackten und mit Naturmaterialien wie Tannenzweigen und Zapfen verzierten Päckchen machen was her. © picture alliance / Zoonar | Olga Simonova

Neutrale Kartons lassen sich mit ein bisschen Kreativität in kleine Kunstwerke verwandeln. Als Geschenkband kommen am besten Bastbänder und solche aus Naturmaterialien, Kordeln, Wolle und Stoffschleifen zum Einsatz, die wiederverwendet werden können. Als Dekoration dienen Zweige, Zapfen, getrocknete Blätter, Sterne aus Stroh, gefilzte Ornamente. Ideal sind Verpackungen, die sich im nächsten Jahr wiederverwenden oder anderweitig benutzen lassen.

Besonders nachhaltig und für doppelte Freude sorgt eine Verpackung, die selbst Teil des Präsents ist. Handtücher und Schals finden dazu ebenso Verwendung wie dekorative Keksdosen und gläserne Behälter. Aus Stoffresten lassen sich Geschenkbeutel fertigen. In Ländern wie Korea und Japan kommen gewebte Geschenktücher zum Einsatz, die kunstvoll geknotet werden. Zu dieser Technik finden sich im Internet viele Anleitungen.

Beim Weihnachtsessen ist die Regionalität Trumpf

Wer nicht auf den Weihnachtsbraten verzichten will, sollte sein Augenmerk auf ökologische Tierhaltung und Regionalität legen. Das gilt im Besonderen für die klassische Weihnachtsgans. Denn die meisten der Gänse, die zur Weihnachtszeit hierzulande verkauft werden, stammen nicht aus Deutschland und werden unter erbärmlichen Bedingungen gehalten. Sie werden in Rekordzeit gemästet, teilweise qualvoll maschinell zwangsernährt und lebendig gerupft. Die Aufzucht einer Gans aus Freilandhaltung ist zudem klimaschonender als aus Massentierhaltung.

Artgerechtes Gänseleben: Die Gänse auf dem Hof von Matthias Gfrörer, Geschäftsführer der Gutsküche auf dem Hof Wulksfelde, haben viel Freilauf.
Artgerechtes Gänseleben: Die Gänse auf dem Hof von Matthias Gfrörer, Geschäftsführer der Gutsküche auf dem Hof Wulksfelde, haben viel Freilauf. © Sven Schomburg | sven schomburg

Oder wie wäre es mit heimischem Wild, das bis zur Erlegung ein artgerechtes Leben führen konnte? Bei Fisch ist Karpfen aus heimischer Produktion eine gute Wahl, denn er gehört nicht zu den überfischten Arten. Für alle, die ihr besonderes Augenmerk aufs Tierwohl oder eine pflanzenbasierte Ernährung legen, empfiehlt sich ein Festmahl ohne Fleisch. Noch besser ist es, wenn dabei regionale Sorten wie die typischen Wintergemüse verwendet werden.

Ein Weihnachtsbaum muss nicht immer grün sein

Bis zu 30 Millionen Weihnachtsbäume werden jedes Jahr in Deutschland verkauft. Die gute Nachricht: Etwa 90 Prozent davon stammen aus Deutschland. Die kurzen Transportwege wirken sich positiv auf die Ökobilanz aus. Beim konventionellen Anbau kommen jedoch oft Pestizide, Herbizide und Mineraldünger zum Einsatz. Weihnachtsbäume mit FSC-, Naturland- oder Bioland-Siegel sind hingegen nicht gespritzt. Das schont die Artenvielfalt. Empfehlenswert sind auch heimische Bäume aus Durchforstungsmaßnahmen und von Sonderflächen unter Strom- oder auf Leitungstrassen. Infos dazu gibt es beim Förster oder dem Forstamt.

Auch ein Weihnachtsbaum aus Holz kann schön dekoriert zum Blickfang werden. Ein Vorteil: Er nadelt nicht.
Auch ein Weihnachtsbaum aus Holz kann schön dekoriert zum Blickfang werden. Ein Vorteil: Er nadelt nicht. © picture alliance / dpa Themendienst | Franziska Gabbert

Wer besonders kreativ ist, kann sich einen Weihnachtsbaum aus Naturmaterialien bauen. Kommen hierbei Steckverbindungen zum Einsatz, lassen sich die Teile leicht wieder zusammenlegen und bis zum Fest im nächsten Jahr platzsparend verstauen. Ist der Christbaum aufgestellt, geht es ans Schmücken: Papiersterne, Anhänger aus Salzgebäck, kleine Holzfiguren, Ketten aus getrockneten Orangenschalen sind eine gute Wahl und lassen sich leicht selbst herstellen. Auch Nüsse, Zapfen, Samen, naturbelassen oder verziert, eignen sich für die Dekoration. Ältere kennen das vielleicht noch aus ihrer Kindheit: Ein schöner Baumschmuck sind auch kleine rote Äpfel und selbst gebackene Lebkuchenherzen.

Lichterketten im Außenbereich nachts ausschalten

Lichterglanz und Kerzenschein sorgen in der dunklen Winterszeit für eine stimmungsvolle Atmosphäre. Kerzen enthalten neben Erdöl (Paraffin) aber häufig Stearin, einen industriell hergestellten Kerzenrohstoff. Weniger bekannt ist, dass auch vielfach Palmöl verwendet wird. Wer die Natur schonen will, greift zu Kerzen aus Bienenwachs, die das RAL-Gütezeichen tragen. Das Qualitätssiegel garantiert, dass bei der Produktion ausschließlich gesunde und umweltverträgliche Inhaltsstoffe, Dochte und Lacke verwendet werden.

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Soll es eine Lichterkette sein, dann am besten eine mit energiesparenden LED, um den Stromverbrauch zu reduzieren. Doch Vorsicht: Für viele günstige Varianten, die derzeit überall im Angebot sind, werden Batterien benötigt. Sinnvoller sind Lichterketten mit Stecker. Kommen sie im Außenbereich zum Einsatz, sollten sie in den Nachtstunden ausgestellt werden, um die extrem empfindlichen Schwachlichtsensoren nachtaktiver Tiere nicht unnötig zu belasten.

Hilft Fehlkäufe zu vermeiden: Der gute alte Wunschzettel

Nicht jedes Geschenk macht Freude. Die Zeit nach Weihnachten ist die Zeit der Retouren. Um das zu vermeiden, können Wunschzettel innerhalb der Familie und im Freundeskreis nützlich sein. Zum einen reduziert sich damit der Zeitaufwand bei der Suche nach dem passenden Präsent, zum anderen die Zahl der Geschenke, die schlimmstenfalls im Abfall landen. Zusätzliche Pluspunkte in Sachen Nachhaltigkeit kann sammeln, wer die Einkäufe nicht online tätigt, sondern den lokalen Handel unterstützt.

Eine Puppenstube wie diese lässt sich mit ein bisschen handwerklichem Geschick selbst herstellen. Vielleicht finden sich im Keller oder auf dem Dachboden noch Puppenmöbel aus der eigenen Kindheit zum Einrichten.
Eine Puppenstube wie diese lässt sich mit ein bisschen handwerklichem Geschick selbst herstellen. Vielleicht finden sich im Keller oder auf dem Dachboden noch Puppenmöbel aus der eigenen Kindheit zum Einrichten. © picture alliance / CHROMORANGE | Horst Schunk

Selbst gemachte Geschenke sind Unikate mit persönlicher Note. Die Bandbreite reicht von Klassikern wie selbst eingekochter Marmelade, Fotoalben, in denen besonders schöne Momente festgehalten sind, über selbst gefertigte Puppenstuben bis hin zu einem liebevoll gestalteten Gutschein für ein gemeinsames Erlebnis. Das kann ein Wochenendtrip, eine Vorlesestunde, ein Kochabend oder der Besuch einer kulturellen Veranstaltung sein. Denn Zeit zu schenken gehört zu den Dingen, die nicht käuflich, aber desto kostbarer sind.

Was beim Kauf von Goldschmuck zu beachten ist

Apropos kostbar: Glänzender Goldschmuck kommt zu Weihnachten oft auf den Gabentisch. Weniger glanzvoll ist der Abbau von Gold, für den Arbeiter in vielen Ländern der Erde ausgebeutet werden und der massive Umweltzerstörungen zur Folge hat. Wer diese Zustände nicht noch befördern will, sollte auf Schmuck aus Altgold zurückgreifen. Ein Leitfaden zum Thema Uhren und Schmuck für Verbraucher stellt der die Stiftung World Wide Fund for Nature (WWF) auf ihrer Website wwf.ch bereit.

Wer Kindern eine Freude machen will, sollte zu robustem, altersgerechtem Spielzeug in schadstoffgeprüfter Qualität greifen wie unlackiertem Vollholzspielzeug, das die Fantasie der Kinder anregt. Batteriebetriebene Spielwaren schaden hingegen der Umwelt und stellen für Kinder oft eine Reizüberflutung dar.