Ahrensburg. Mitglieder packten in Ahrensburg Hilfspakete für notleidende Familien. Wer bei Aktion mitmachen will, kann eigene Päckchen befüllen.
Eigentlich hat das Holzland Wulf in Ahrensburg bereits seit einer Stunde geschlossen, trotzdem ist alles hell erleuchtet und drinnen herrscht rege Betriebsamkeit. Die Menschen, die sich zu später Stunde an einem kalten Winterabend dort versammelt haben, sind jedoch keine Kunden. Sie gehören dem Rotary Club Großhansdorf an und wollen bei diesem Treffen gemeinsam Geschenke verpacken. Es sind Hilfspakete, mit denen sich der Serviceclub erstmals an der Aktion Weihnachtstrucker der Johanniter beteiligt.
Der Inhalt der Päckchen ist genau vorgeschrieben, sogar die Packmaße sind aus logistischen Gründen festgelegt. Die Kartons zum Verpacken stellen die Johanniter. Es sind genau 20, entsprechend dem 20-jährigen Bestehen, das der Club in diesem Jahr gefeiert hat. Die Kartons stehen– zum Befüllen bereit – auf den beiden Tischen im Eingangsbereich. Hinein gehören Reis, Zucker, Mehl, Nudeln, Speiseöl, Multivitamintabletten, Kekse, Schokolade, Seife, Zahnbürsten und Zahnpasta. Auch an die Kinder ist gedacht: In diesem Fall mit Stiften und einem Stickerbuch zum Selbstgestalten. Die Pakete werden an notleidende Familien in Osteuropa, der Ukraine und Deutschland verteilt.
Die Rotarier haben die Aktion gut vorbereitet: Einen Teil der Waren hat Clubpräsidentin Sigrid Mayer-Jendrek eingekauft, den anderen haben Holzland-Geschäftsführer Wulff und seine Frau Janine besorgt. An jedem Platz liegt eine Packliste zum Abgleich. Die Waren stehen auf fahrbaren Gitterwagen bereit. Als sich alle ans Packen machen, wird es wuselig. Das veranlasst Gründungsmitglied Gernot Brenscheidt zu einer klare Ansage: „Wir machen das effizient und industriell“, sagt er. Ganz so glatt läuft es dann aber trotzdem nicht. „Wer hat denn die Fünf-Kilogramm-Säcke Reis gekauft?“, fragt Brenscheidt in die Runde. Für jedes Paket ist ein Kilo vorgesehen und Umverpacken geht jetzt nicht.
Rotary Club packt für Weihnachtstrucker: Mit ein bisschen Chaos zum Ziel
Kurzerhand zieht Thies Boelsen noch einmal los, Reis kaufen. Praktisch, dass ein Edeka-Markt direkt nebenan liegt. Andrea Peter-Brenscheidt überprüft den Inhalt eines Kartons: „Leute, ich hab hier noch einen Karton komplett ohne Nudeln“, ruft sie den anderen zu. Monika Schmitz organisiert noch eine Packung. Währenddessen wirft Clubpräsidentin Sigrid Mayer-Jendrek einen Blick in einen anderen Karton und wundert sich: „Wieso sind hier zwei Packungen Zahnbürsten drin?“ Zahnpasta jedoch nicht. Sie fragt herum, was sonst noch fehlt.
Boelsen, der inzwischen mit dem Reis zurückgekehrt ist, wird noch einmal losgeschickt, Nudeln und Zahnpasta holen. Er will es ganz genau wissen: „Soll ich Spaghetti oder Fusilli mitbringen und auch Zahnpasta für Kinder“, fragt er. Daran wird der Unterschied zwischen Schenkenden und Beschenkten deutlich: Denn für Menschen, denen es an dem Wichtigsten mangelt, dürfte sich eine solche Frage kaum jemals stellen. Trotz kleiner Hindernisse sind bereits nach einer Stunde alle 20 Pakete vollständig gepackt und werden zusammen mit zwei weiteren privat gespendeten Päckchen auf einer Palette in einen Transporter verladen. „Im Chaos liegt die Kraft“, sagt Präsidentin Mayer-Jendrek schmunzelnd.
Im Augenblick ist Bedarf für eine solche Unterstützung besonders hoch
Der Rotary Club Großhansdorf beteilige sich zum ersten Mal an den Johanniter-Weihnachtstruckern, berichtet sie. Nachdem sie das Projekt den Mitgliedern vorgestellt habe, sei es einstimmig angenommen worden. Uwe Wulff stimmt der Auftakt optimistisch. Er gibt das Ziel vor: „Das nächste Mal sind wir mit 40 Paketen dabei.“ Monika Schmitz ergänzt: „Wir haben vor ein paar Jahren schon einmal über so eine Aktion gesprochen.“ Dabei sei es dann zunächst geblieben. „Ich finde gut, dass wir das jetzt auch anpacken“, so Schmitz. Die sogenannten Hands-on-Aktionen gehören zur DNA der Rotarier: „Wir machen ganz viel selbst“, sagt Schmitz.
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„Wir wissen, dass es im Augenblick besonders viel Bedarf für eine solche Benefizaktion gibt“, so Schmitz weiter. Peter Claus Schmidt fügt hinzu: „Als Serviceclub ist es unser Leitmotiv zu helfen.“ Im krassen Gegensatz dazu stehe der ganze Materialismus am Black Friday. „Dieser Massenwahn ist ja furchtbar“, findet der Rotarier. „Wir wollen hingegen etwas zurückgeben.“ Man müsse auch mal an die Tafeln denken, die die große Nachfrage gar nicht mehr bewältigen könnten. „Wir sollten einmal überlegen, sie mit einer Spende zu unterstützen“, regt er an. Clubmeister Olaf Hinz pflichtet ihm bei: „Wir haben auch in Deutschland große Not. Wir denken alle, das sie weit entfernt ist, aber es zeigt sich, dass sie auch vor unserer Haustür stattfindet.“ Zudem sei sei ein schönes Gefühl, etwas Gutes zu tun. „Ich versuche das in mein Leben zu integrieren.“
Pakete der Rotarier gehen nach Rumänien, Republik Moldau oder Ukraine
Von den Sammelstellen in Bad Oldesloe und Hamburg-Wandsbek aus werden die Pakete aus Stormarn in ein Lager nach Wunstorf bei Hannover transportiert. Von Wunstorf aus geht es weiter nach Bistritz in Rumänien, in die Ukraine und die Republik Moldau. Laut Berenike Matern, Sprecherin des Landesverbands Nord der Johanniter-Unfall-Hilfe, bestücken die Johanniter auch vier Tafeln in Schleswig-Holstein in Schönberg, Schleswig, Flensburg und Kropp. Welche Pakete das sind, werde vor Ort in den Regionen entschieden, wo der Bedarf vorhanden ist. 2022 seien von den Weihnachtstruckern insgesamt 67.645 Päckchen verteilt worden, 1584 davon hierzulande.
Wer sich mit einem Paket beteiligen will, kann es bis zum 15. Dezember an den Sammelstellen abgeben oder von zu Hause aus ein virtuelles Päckchen befüllen. Nähere Infos dazu und eine Liste der Abgabestellen finden sich unter johanniter.de/juh/weihnachtstrucker/