Ahrensburg. Laut aktuellem DAK-Gesundheitsreport steigen Fehlzeiten um fast ein Fünftel auf 5,3 Prozent. Es gibt aber auch eine gute Nachricht.

Heiserkeit, Halsweh, Husten – Erkältungskrankheiten haben in diesem Jahr Hochkonjunktur. Das lässt sich auch anhand der Zahlen belegen, die die Krankenkasse DAK-Gesundheit in ihrem neuen Gesundheitsreport für den Kreis Stormarn vorgelegt hat. Demnach ist der Krankenstand im ersten Halbjahr 2023 auf 5,3 Prozent angestiegen. 2022 hatte er im gleichen Zeitraum 4,5 Prozent betragen, was einen Zuwachs um fast ein Fünftel bedeutet. Immerhin steht Stormarn im Vergleich mit Schleswig-Holstein etwas besser da: Landesweit liegt der Wert bei 5,7 Prozent.

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres haben Ärztinnen und Ärzte den Stormarner DAK-Versicherten 74 Prozent mehr Bescheinigungen wegen Arbeitsunfähigkeit (AU) ausgestellt als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die durchschnittliche Krankheitsdauer ist hingegen gesunken: 2022 betrug sie 13,4 Tage, 2023 waren es 9,1. Überraschend ist, welche Altersgruppe den größten Anstieg bei den Fehltagen verzeichnet: Es sind nicht die Älteren, sondern die 30- bis 39-Jährigen. Ein Grund könnte darin liegen, dass es in dieser Gruppe im vorigen Jahr die wenigsten Krankschreibungen gegeben hat und sie sich jetzt wieder auf Normalniveau einpendelt.

Stormarner melden sich öfter krank: Hauptgrund sind Atemwegsinfektionen

Etwa 19.000 Stormarner sind bei der DAK versichert, in ganz Schleswig-Holstein sind es circa 240.000 Versicherte. Die gesetzliche Krankenkasse zählt zu den größten deutschlandweit. André Bargmann, Chef des DAK-Servicezentrums in Ahrensburg, sagt: „Ein Krankenstand von 5,3 Prozent bedeutet immerhin, dass von 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an jedem Tag von Januar bis Juni insgesamt 53 krankgeschrieben waren.“ Etwa die Hälfte der Beschäftigten habe im ersten Halbjahr mindestens eine Krankschreibung (51,9 Prozent) gehabt. Nach Angaben der Krankenkasse wird „eine so hohe Quote gewöhnlich erst am Ende eines Jahres erreicht“.

Als Hauptverursacher für den gestiegenen Krankenstand identifiziert der Gesundheitsreport Atemwegsinfekte wie beispielsweise Erkältungen und Bronchitis, die mit 85 Prozent eklatant zugenommen haben. An zweiter Stelle nennt er psychische Erkrankungen. Beschwerden, die von Krankheiten des Bindegewebes oder des Muskel-Skelett-Systems herrühren, sind ebenfalls ein Grund. „Generell verbergen sich hinter überdurchschnittlichen Steigerungen der AU-Tage oft schwere Erkrankungen mit langen Fehlzeiten wie zum Beispiel psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Bandscheibenvorfälle“, heißt es vonseiten der Krankenkasse. Insgesamt betrachtet nehme die Zahl der Fälle in beiden Sparten jedoch leicht ab.

Fehlzeiten wegen Corona sanken um mehr als die Hälfte

Positiv: Im Gegensatz zu den Erkältungskrankheiten waren die Coronainfektionen laut Statistik in den ersten beiden Quartalen 2023 rückläufig. Die Zahlen liefern allerdings nur ein unvollständiges Bild. Zum einen ist die Krankheit nicht mehr meldepflichtig, wodurch die meisten Tests entfallen, zum anderen können die Symptome leicht mit einem grippalen Infekt verwechselt werden. Nach Analyse der DAK sind die offiziellen Fehlzeiten durch Corona um mehr als die Hälfte von 58 auf rund 24 Fehltage je 100 Beschäftigte gesunken.

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Der hohe Krankenstand in Stormarn wirkt sich negativ auf die Arbeitsbedingungen aus. Das hat eine gemeinsame Sonderanalyse von DAK und dem Berliner Iges Institut, einem Forschungs- und Beratungsinstitut für Gesundheitsfragen, ergeben, für die eine repräsentative Forsa-Umfrage in Auftrag gegeben wurde. Demnach sind mehr als ein Drittel der Beschäftigten in Schleswig-Holstein (37 Prozent) im eigenen Arbeitsbereich regelmäßig mit Personalmangel konfrontiert. Je intensiver, desto mehr steigt die Arbeitsbelastung für diejenigen, die im Einsatz sind. Die Folgen sind absehbar: Durch den zunehmenden Termin- und Leistungsdruck, übergangene Pausenzeiten und anfallende Überstunden haben die Betroffenen ein erhöhtes Gesundheitsrisiko.

Ahrensburger DAK-Chef sieht Arbeitgeber in der Pflicht

Die Überlastung führt vielfach zu Erschöpfungszuständen und Beschwerden, die wiederum Krankschreibungen zur Folge haben können. Mehr als 34 Prozent der Befragten, die regelmäßig für ihre Kollegen einspringen müssen, gaben an, dass sie unter nächtlichen Schlafstörungen leiden. Bei Menschen, die in ihrem persönlichen beruflichen Umfeld nicht mit personellen Engpässen zu tun haben, sind es hingegen nur fünf Prozent.

„Unsere aktuelle Halbjahresanalyse für 2023 zeigt, dass die Fehlzeiten auch nach dem Ende der Pandemie ein wichtiges Thema für die Unternehmen und Betriebe vor Ort bleiben“, erläutert André Bargmann. Und weiter: „Wir müssen die Situation von Menschen, die unter Personalmangel arbeiten, besonders im Blick behalten.“ Es zeichne sich schon jetzt ab, dass die damit verbundenen Belastungen sich auf den Krankenstand auswirkten. Bargmann appelliert an die Arbeitgeber, mit entsprechenden Maßnahmen gegenzusteuern. „Firmen und Betriebe in Stormarn sollten auch im eigenen Interesse verstärkt auf den Gesundheitsschutz ihrer Mitarbeitenden achten und weitere Ressourcen ins betriebliche Gesundheitsmanagement investieren.“