Oststeinbek. Einrichtung besteht aus zwei Bauwagen. Betrieb ist vorerst eingestellt. Personal hat gekündigt, weil es mit Umzug nicht vorangeht.
Die beiden umgestalteten und mit Holz verkleideten Bauwagen neben der Walter-Ruckert-Sporthalle in Oststeinbek werden schon seit rund drei Monaten nicht mehr genutzt. Sie dienten als Naturkindergarten für Drei- bis Sechsjährige. Dem Träger, den Johannitern, ist das komplette Personal abhanden gekommen. Es hat gekündigt. Deshalb ist der Betrieb vorübergehend eingestellt. Laut Bürgermeister Jürgen Hettwer kam es dazu wegen der ungeklärten Standortfrage. Die Betreuungskräfte waren mit den örtlichen Gegebenheiten unzufrieden. Eine andere Stelle auszuwählen, gestaltet sich schwierig. In der Politik gibt es Streit.
Eigentlich sollte die Einrichtung an der Straße Birkenhain nahe der Feldmark ihren Platz haben. „Das war die anfängliche Idee, wegen Anwohnerprotesten kam es nicht dazu“, berichtet der Verwaltungschef. Als Übergangslösung stellte die Gemeinde die Bauwagen zwischen Tennisanlage, Sporthalle sowie der Kita der Elbkinder Vereinigung auf. Dort wird der Naturkindergarten seinem Namen aber nicht gerecht. Die Bauwagen sind von Gebäuden umzingelt sowie von Baustellen umgeben. In Sichtweite wird gerade die neue Grundschule errichtet, und nebenan entstehen weitere Tennisplätze.
Fläche an der Straße Lägerfeld verfehlt im ersten Anlauf die Mehrheit
Das war offenbar auch Eltern ein Dorn im Auge. Die Betreuungsstätte mit Kapazität für 16 Kinder wurde zuletzt nur noch von einem halben Dutzend Jungen und Mädchen besucht. Sie sind nun in anderen Kitas in Oststeinbek sowie in Glinde untergebracht. Seit September 2021 hatten die Johanniter mit den Kleinen unter anderem Erkundungen im Forellenbachpark unternommen und Ausflüge zu einer Streuobstwiese gemacht. Das Bauwagen-Projekt kostete mehr als 190.000 Euro, den Löwenanteil davon zahlte Oststeinbek. Es gab einen Zuschuss in Höhe von 60.000 Euro.
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Die evangelische Hilfsorganisation will weitermachen. „Aus ihrer Sicht ist eine Fläche in Verlängerung der Straße Lägerfeld gegenüber dem Friedhof in Ordnung. Die Johanniter sind guter Dinge, bei Verlegung dorthin Personal zu finden“, sagt Hettwer. Das Areal ist in Privatbesitz, Oststeinbek würde es pachten. Vertragsmodalitäten mit dem Eigner hat der Bürgermeister bereits geklärt. Eine Vorlage der Verwaltung, die Sache anzugehen, fand im jüngsten Kultur-, Sozial- und Jugendausschuss aber keine Mehrheit. Es gab einen Patt. Das bedeutet wiederum: gescheitert. Wählergemeinschaft (OWG) und SPD stimmten dafür, CDU und Grüne dagegen. Das Rathaus wollte ein Bauleitplanverfahren einleiten und 45.000 Euro für Arbeiten wie zum Beispiel Gründung der Fundamente einwerben.
Verwaltung ließ Bodengutachten zur Prüfung der Standfestigkeit erstellen
Auch an diesem Standort gibt es Kritik von Anwohnern. Sie äußerten bei einer Beteiligung im Juni Bedenken mit Blick auf Bodenverhältnisse, Verkehr und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Vieles hat die Verwaltung ausgeräumt. Sie ließ ein Bodengutachten zur Prüfung der Standfestigkeit erstellen. Ergebnis: Der Grund ist geeignet für Bauwagen. Mit dem Landwirt, der in dem Bereich Getreide, Raps und Kartoffeln anbaut, wurde ebenfalls Kontakt aufgenommen. Er sicherte zu, dass während des Kitabetriebs nicht gespritzt wird. „Auch erfolgt das Auftragen 50 Zentimeter über dem Boden, sodass die Mittel nur auf der gewünschten Fläche aufkommen und nicht verstreut werden“, heißt es in der Vorlage. Zudem holte man sich eine Einschätzung der Landwirtschaftskammer. Die weist bei Anwendung mit Pflanzenschutzmitteln auf einen Zwei-Meter-Mindestabstand zu einem Kindergartengelände hin. Auch das ist machbar.
Dass in der Straße Lägerfeld die Schranke am östlichen Ende vorverlegt sowie eine Anpassung der Beschilderung vorgenommen werden soll, wurde bereits im Juni beschlossen. Weitere verkehrliche Belange will die Verwaltung im Zuge des Bauleitplanverfahrens prüfen. Die Grünen haben vorerst dagegen votiert wegen eines eigenen Antrags. Inhalt: die Verlegung der Bauwagen an den Birkenhain – jenem Standort, an dem eine Ansiedlung schon einmal missglückt ist. Als Vorteile dieser Stelle nennen sie das viele Grün in der Umgebung, eine Obstbaum- sowie Blühwiesen. Der Platz sei gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar. Es gebe dort keine Gefährdung durch Straßenverkehr, der Boden gelte als unbelastet. Ein weiterer Pluspunkt: Es ist gemeindeeigenes Land. Die Partei schlägt vor, Vorbehalte gegen den Standort bei einer Informationsveranstaltung auszuräumen.
CDU will Verlegung nur im Einvernehmen mit Anliegern
Mit ihrem Vorhaben scheiterten die Grünen jedoch. Die Zustimmung der Wählergemeinschaft reichte nicht. „Es ist schade, dass wir noch keine Einigung erzielt haben und sich Anwohner an beiden Standorten dagegen wehren“, sagt Grünen-Gemeindevertreter Jan Schwartz. „Wir favorisieren weiterhin den Birkenhain, suchen aber einen Kompromiss.“ Womöglich schwenken er und seine Mitstreiter doch auf die Lägerfeld-Variante um. Das könnte bereits am kommenden Montag im Bauausschuss geschehen. Dort steht der Vorschlag der Verwaltung auf der Tagesordnung.
Rudi Hametner, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft, sagt: „Die derzeitige Situation wird sich auflösen. Wir sind am vermitteln und gehen davon aus, dass man es am Lägerfeld hinkriegt.“ Er kann damit nur gemeint haben, die Grünen zu überzeugen. Denn mit der CDU ist bei diesem Thema keine gemeinsame Sache zu machen. Sie hatte beide Vorschläge abgelehnt. „Wenn wir die Naturkita verlegen, dann muss das im Einvernehmen mit den Anliegern geschehen“, sagt Fraktionschef Patrick Klose. Sein Vorschlag: die Prüfung anderer Standorte. „Und wenn sich dann nichts ergibt, muss man eingestehen, dass ein Naturkindergarten aufgrund der örtlichen Gegebenheiten keinen Sinn macht.“