Bad Oldesloe. Mitarbeiter berichten von angeblichen Plänen im Kreisgesundheitsausschuss. Diese hätten weitreichende Folgen. Das sagt die Klinik.
Ein Gerücht sorgt derzeit für Unruhe unter der Belegschaft der Asklepios-Klinik Bad Oldesloe: Demnach zieht die Geschäftsführung in Erwägung, die chirurgische Abteilung in der Kreisstadt zu schließen. Das hätte nicht nur unmittelbare Folgen für die Mitarbeiter, sondern auch für die Gesundheitsversorgung in der Region. Denn mit einem Aus für die Chirurgie stünde wohl auch die Notaufnahme in ihrer derzeitigen Form zur Disposition.
Die Spekulationen haben inzwischen auch die Stormarner Kreispolitik erreicht. In der Bürgerfragestunde während der jüngsten Sitzung des Sozial- und Gesundheitsausschusses des Kreistags warnten mehrere Mitarbeiter des Krankenhauses, darunter auch Ärzte, eindringlich vor den Auswirkungen, sollten die angeblichen Pläne der Geschäftsführung in die Tat umgesetzt werden.
Gerüchte um Asklepios-Klinik Bad Oldesloe: Chirurgie vor der Schließung?
Eine Schließung der Chirurgie würde demnach bedeuten, dass die chirurgische Grund- und Regelversorgung in Bad Oldesloe nicht mehr möglich sei und Patienten selbst bei simplen Brüchen weite Wege nach Lübeck, Hamburg oder Bad Segeberg auf sich nehmen müssten. Schul- und Arbeitsunfälle könnten dann nicht mehr in der Kreisstadt behandelt werden. Grund für die Pläne der Geschäftsführung sollen finanzielle Überlegungen sein.
Asklepios möchte die Gerüchte nicht kommentieren. Auf Anfrage unserer Redaktion gibt es von Konzernsprecher Mathias Eberenz weder eine Bestätigung noch ein Dementi. „Wir äußern uns zu laufenden Krankenhausplanungsangelegenheiten grundsätzlich nicht“, sagt er. Das Unternehmen beteilige sich nicht an Gerüchten, sondern kommuniziere Tatsachen, sobald es Entscheidungen gebe. Auch der Betriebsrat äußert sich auf Anfrage nicht.
Landrat verfolgt die Spekulationen mit großer Sorge
Gerd Prüfer (SPD), Vorsitzender des Sozial- und Gesundheitsausschusses, zeigt sich angesichts der Gerüchte alarmiert. „Krankenhausschließungen sind derzeit ja in ganz Schleswig-Holstein ein Thema, das beobachte ich mit großer Sorge“, sagt er. Denn es gebe schon jetzt Probleme, gesetzlich vorgeschriebene Hilfsfristen einzuhalten. Eine Schließung der Chirurgie bedeute, dass Rettungswagen die Oldesloer Klinik nicht mehr anfahren könnten, so Prüfer, der auch stellvertretender Landesvorsitzender des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Hamburg ist. Noch, so betont der SPD-Politiker, handele es sich aber nur um Gerüchte.
Stormarns Landrat Henning Görtz verfolgt die Spekulationen nach eigenen Angaben sehr aufmerksam. „Das ist eine Diskussion, die uns als Kreisverwaltung große Sorge bereitet“, sagt er. Bislang habe sich die Geschäftsführung der Klinik auch ihm gegenüber nicht zu den Gerüchten geäußert. Es gebe aber regelmäßig Gespräche zwischen der Leitung des Krankenhauses und der Kreisverwaltung.
Landeskrankenhausplan müsste wohl angepasst werden
Von einem Tag auf den anderen könne Asklepios die chirurgische Abteilung in Bad Oldesloe gar nicht auflösen, weil die Klinik in die Versorgungsstrukturen des Landes eingebunden sei, sagt Görtz. „Das geht nur im Zuge einer Abstimmung mit der Landeskrankenhausplanung.“ Der Krankenhausplan wird vom Landeskrankenhausausschuss beschlossen, dem Vertreter der Klinikbetreiber, der Krankenkassen und der Kommunen angehören. Er weist den Krankenhäusern Versorgungsfunktionen in verschiedenen Bereichen zu.
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An den Vorgaben könnte es jedoch bald Änderungen geben, wenn die Krankenhausreform umgesetzt wird, welche die Bundesregierung plant. Nach dem Willen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sollen künftig nicht mehr alle Kliniken das gesamte Leistungsspektrum anbieten, sondern sich auf bestimmte Bereiche wie Kardiologie oder die Behandlung von Schlaganfällen konzentrieren.
Gesundheitsminister Lauterbach plant Krankenhausreform
Kleinere Krankenhäuser sollen Leistungen nur noch anbieten und abrechnen können, wenn sie dafür qualifiziert sind. Lauterbach verweist auf Studien, die belegen, dass die Qualität der Behandlung in spezialisierten Kliniken steigt. Die Reform sieht vor, dass die Länder die Kliniken dazu in Leistungsgruppen einteilen.
Gleichzeitig sollen bundesweite Mindeststandards an die medizinische Ausstattung und das Personal festgelegt werden. Kleine Häuser wie die Klinik in Bad Oldesloe mit ihren 136 Betten und etwa 300 Mitarbeitern müssten dann möglicherweise Abteilungen schießen. Lauterbach möchte mit der Reform die Unterfinanzierung im Krankenhaussektor bekämpfen. Kritiker warnen, das Paket führe zu einer Zentralisierung der Versorgung und begünstige große Kliniken. Nach Angaben der im Ausschuss anwesenden Krankenhausmitarbeiter sind bezüglich der Zukunft der Chirurgie in Bad Oldesloe bereits informelle Gespräche zwischen der Geschäftsführung und dem Land für Ende November anberaumt worden.
Kreispolitiker bestellen Klinikleitung zum Rapport ein
Sollten sich die Gerüchte bewahrheiten, werde er sich gegenüber Asklepios und dem Land für den Erhalt der chirurgischen Abteilung starkmachen, kündigt Stormarns Landrat an. „Das ist nicht nur in unserem Interesse, damit die Versorgung im Raum Bad Oldesloe aufrechterhalten bleibt, sondern auch, weil eine Schließung ganz erheblich Auswirkungen auf die Organisation des Rettungswesens hätte, für das wir als Kreis die Verantwortung tragen“, sagt Görtz.
Die Kreispolitik drängt indes auf eine Klarstellung seitens der Klinikleitung. Der Sozial- und Gesundheitsausschuss hat die Geschäftsführung zu seiner nächsten Sitzung eingeladen. Dann soll die Geschäftsführung Stellung zu den Gerüchten beziehen.