Reinbek. Der Beirat setzt sich erneut für einen Außenposten der Glinder Beratungsstelle in der Stadt ein. Die Argumente dafür und dagegen.
Wenn Kinder kein gutes Gefühl mehr dabei haben, die betagte Mutter allein in ihrer Wohnung zu lassen, dann wird es Zeit, sich Hilfe zu suchen. Welche Hilfen es gibt, wissen die drei Mitarbeiterinnen des Pflegestützpunkts des Kreises Stormarn. Unabhängig, neutral, individuell und kostenlos beraten sie über Möglichkeiten der Hilfen im Alltag, über Kosten und Anträge – am Telefon und auch persönlich. Jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat sind die Expertinnen jeweils für zwei Stunden in Bad Oldesloe, Ahrensburg und im Glinder Gutshaus vor Ort.
Dem Reinbeker Seniorenbeiratsvorsitzendem Heinz-Dieter Weigert ist das zu wenig. Deshalb macht sich sein Beirat mit Unterstützung des Behindertenbeirats erneut dafür stark, dass in Reinbek eine Außenstelle eingerichtet wird. Einen entsprechenden Antrag stellt der Beirat in der nächsten Sitzung des Sozialausschusses am 1. März. „Der Weg für Reinbeker Pflegebedürftige und ihre Angehörigen ohne private Fahrmöglichkeiten in entfernte Beratungsstellen ist zu weit. Auch sind oft Beratungen nur vor Ort sinnvoll“, heißt es in der Begründung.
Pflegestützpunkt: Im Nachbarkreis gibt es sechs Anlaufstellen
Stormarn sollte sich den benachbarten Kreis Herzogtum Lauenburg zum Vorbild nehmen, wo der sagt Weigert. Die Raumfrage wäre in Reinbek schnell geklärt: „Wir würden unseren frisch polierten Raum im Jürgen-Rickertsen-Haus zur Verfügung stellen.“ Es ist nicht das erste Mal, dass der Seniorenbeirat sich für eine Außenstelle stark macht. „Doch dann kam die Pandemie, das Rickertsen-Haus wurde Impfzentrum, und Glinde erhielt den Vorzug“, bedauert Weigert.
Es ist auch nicht das erste Mal, dass Gerd Prüfer (SPD), Vorsitzender des Sozialausschusses, seine Bedenken einbringt: „Eine dauerhafte Außenstelle macht in meinen Augen wenig Sinn. Laut Statistik werden mehr als 80 Prozent aller Beratungsgespräche telefonisch geführt“, sagt Prüfer. Wer ein Vier-Augen-Gespräch wünsche, den besuchten die Mitarber sogar zu Hause. Das Angebot sei bereits niedrigschwellig genug, ein Ausbau nicht notwendig, „zumal es meist die Kinder sind, die die Informationen einholen. Und die sind fast alle mobil.“
Pflegestützpunkt: Drei Hausbesuche im Jahr 2020
Der Bedarf an Beratung aber ist groß. Im ersten Jahr der Pandemie, 2020, gab es 1517 Beratungen -- davon 68 persönlich, 211 schriftlich sowie 1235 telefonisch. In nur drei Fällen besuchten die Mitarbeitern die Ratsuchenden zu Hause.
Ähnliche Zahlen erwartet Edith Ulferts, Fachbereichsleiterin Gesundheit und Soziales beim Kreis, für das vergangene Jahr 2021. Die werden gerade ausgewertet und im nächsten Kreissozialausschuss vorgestellt. Fakt aber ist, dass die Zahl der persönlichen Beratungsgespräche an den Außenstandorten in der Pandemie nur wenig aussagekräftig sein dürfte, da die Mitarbeiter ihre Kontakte reduzieren sollten. Mit niedrigen Inzidenzen wird sich das wieder ändern. Deshalb rechnet Ulferts in den nächsten Monaten mit einem Ansturm auf den Pflegestützpunkt: „Viele Angehörige haben in der Pandemie abgewartet und sich nicht getraut, für pflegebedürftige Familienmitglieder einen Platz im Seniorenheim zu suchen. Das wird sich jetzt ändern.“
Pflegestützpunkt: Kreis Stormarn sucht Personal
Damit der Ansturm bewältigt werden kann und weil die Gesellschaft demografisch immer älter wird, erhält das vierköpfige Team Unterstützung. Eine weitere halbe Stelle wurde genehmigt, finanziert zu jeweils einem Drittel vom Land, von den Krankenkasse und dem Kreises.
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Bevor die Stelle ausgeschrieben werden kann, muss der Haushaltsauschuss im Landtag noch zustimmen. Ulferts hofft, dass sie sie zeitnah, möglichst noch im Frühjahr, besetzen kann. In der Vergangenheit war die Zahl der Bewerber groß. Ebenso groß war die Fluktuation unter den Mitarbeitern, hatte der Pflegestützpunkt lange Zeit Probleme, seinen Aufgaben nachzukommen. Seit einiger Zeit aber gibt es Kontinuität im Team. „Die legen eine große Kompetenz an den Tag“, sagt Seniorenbeirats-Vorsitzender Weigert. Kompetenz, von der die Reinbeker profitieren sollen.