Stubben. Kulturverein bereitet sich auf Ansturm der Aussteller und Besucher bei Kult-Flohmarkt vor. Was die besondere Atmosphäre ausmacht.

Kann eine kleine Gemeinde auf dem platten Land mit einem Flohmarkt Besucher ins Dorf locken? Was sich völlig unspektakulär anhört, nimmt in Stubben ungeahnte Dimensionen an. Denn am letzten Sonntag im August reihen sich in der Ortsmitte durchschnittlich rund 200 Verkaufsstände dicht an dicht – das sind in etwa halb so viele, wie das Dorf Einwohner hat.

Dem örtlichen Kulturverein ist es gelungen, den Flohmarkt zu einem Ereignis mit Kultstatus zu machen, das über die Grenzen von Stormarn und dem Herzogtum Lauenburg hinaus bekannt ist. Langschläfer sind im Nachteil: Wer den Kult-Flohmarkt am Sonntag, 27. August, in voller Pracht erleben will, sollte frühzeitig vor Ort sein.

Kult-Flohmarkt Stubben: Um vier Uhr morgens kommen die Ersten an

Das gilt in besonderem Maße für Anbieter, die sich die besten Plätze sichern wollen. Mareike Manke, zweite Vorsitzende des Vereins, kennt das aus Erfahrung. Sie sagt: „Ab morgens um vier Uhr sind bereits die Ersten da und warten darauf, dass sie ihre Stände auf dem Dorfplatz aufbauen können.“ Bei Beginn des Aufbaus um sechs Uhr habe sich oft schon eine lange Warteschlange gebildet. Nach Angaben des Vereins zeigt Google-Maps dann bereits eine rote Stauregion um und bei Stubben an.

Wer noch nicht gefrühstückt hat, kann sich mit belegten Brötchen und Kaffee vom Kultmobil eindecken. Bis acht Uhr haben die Standbetreiber Zeit für den Aufbau. Viele Dorfbewohner nutzen die Gelegenheit, um gut erhaltene Dinge, für die sie keine Verwendung mehr haben, an den Mann, die Frau oder das Kind zu bringen. Kinder, die hingegen ihre Spielsachen verkaufen oder tauschen möchten, können diese – ohne Zahlung einer Standgebühr – auf Decken anbieten. Alle anderen Verkäufer zahlen zehn Euro für den ersten Meter, für jeden weiteren werden fünf Euro berechnet. Autos sind inklusive.

Kulturverein will Charme des Kult-Flohmarkts bewahren

Die Stände werden auf dem Stubbener Dorfplatz und der daneben liegenden Rasenfläche aufgebaut. Aussteller, die zu spät kommen, könnten allerdings das Nachsehen haben. In den Vorjahren war die vorhandene Platzkapazität auf dem Kult-Flohmarkt nahezu ausgeschöpft.
Die Stände werden auf dem Stubbener Dorfplatz und der daneben liegenden Rasenfläche aufgebaut. Aussteller, die zu spät kommen, könnten allerdings das Nachsehen haben. In den Vorjahren war die vorhandene Platzkapazität auf dem Kult-Flohmarkt nahezu ausgeschöpft. © Holger Schwär

Der Flohmarkt steht nicht ausschließlich den Dorfbewohnern, sondern allen privaten Anbietern offen. Professionelle Händler sind nicht zugelassen. „Damit unser Flohmarkt so schön bleibt wie bisher, ist der Verkauf von Neuware nicht gestattet“, heißt es vonseiten der Vereins. Denn der Charme und der ursprüngliche Charakter, bei dem der Fokus mehr auf der Gemeinschaft und dem Spaß an der Sache als auf reiner Gewinnorientierung liegt, sollen erhalten bleiben.

Auch spontan Entschlossene können noch mitmachen, eine Anmeldung ist nicht vorgesehen. Jeder Fleck auf dem Dorfplatz belegt? Kein Problem, meint Mareike Manke. „Auf der Wiese ist auch noch Platz.“ Mitglieder des Flohmarktteams ziehen die Standgebühr direkt bei den Standbetreibern ein. Autos könnten auf dem kostenlosen Parkplatz auf einer Koppel mitten im Dorf abgestellt werden. Die Freiwillige Feuerwehr Stubben ist vor Ort, um die Pkw-Fahrer einzuweisen.

Die Original Oetjentaler spielen Schlager und Blasmusik

Das Kultbistro ist direkt am Feuerwehrhaus aufgebaut. „Mit einer Grillstation, Bierwagen und einem Kaffeestand“, sagt Manke. Im Angebot sind Leckereien vom Grill, hausgemachte Salate, Kuchen, Eis und Getränke. Helfer bereiten am Vortag die Salate zu, die Kuchen backen und spenden die Dorfbewohner. So können die Besucher nicht nur in Ruhe stöbern, sondern kommen auch kulinarisch auf ihre Kosten.

Wer eine Auszeit von der Schnäppchenjagd oder dem Trubel braucht, kann sich bei Livemusik im Kultbistro entspannen und stärken. Angekündigt als musikalisches Highlight ist der Auftritt der Original Oetjentaler, einer Spaßkapelle, die ihr Publikum mit Schlagern und Blasmusik unterhält. Alle, die ihren Stand nicht unbeaufsichtigt lassen wollen, versorgen der Nachwuchs des Kulturvereins und die Jugendfeuerwehr mit dem Kultmobil mit Snacks und Getränken.

Reinerlös wird für kulturelle Veranstaltungen verwendet

Die Mitglieder des Kulturvereins und die Feuerwehr geben alles, damit sich die Gäste wohlfühlen und ihren Aufenthalt genießen. Und auch der Nachwuchs hilft mit. „Für die Kinder und Jugendlichen ist das Ehrenamt eine Selbstverständlichkeit“, meint Manke. Selbst unbeständiges Wetter tut der guten Stimmung erfahrungsgemäß keinen Abbruch. Nur tagelanger Dauerregen vor dem Termin kann das Aus für den Flohmarkt bedeuten. Doch danach sieht es in diesem Jahr nicht aus.

Und wann ist das Fest zu Ende? Mareike Manke sagt: „Ab 14 Uhr wird langsam wieder abgebaut.“ Ein festgelegten Zeitpunkt für den Schluss der Veranstaltung gibt es nicht. Der ist dann, wenn alles wieder eingepackt ist und sich alle zufrieden und gesättigt mit neuen Errungenschaften, Eindrücken oder auch nach erfolgreichen Verkäufen auf den Heimweg machen. Der Verein bittet Ortskundige, die den Flohmarkt nicht besuchen wollen, Stubben weiträumig zu umfahren, da es immer wieder zu Staus kommen kann.

Nach Angaben des Kulturvereins kommt der Reinerlös der Veranstaltung der Dorfgemeinschaft zugute. Mit dem Geld werden beispielsweise Veranstaltungen für alle Generationen wie Theater, Kutschfahren und Ausflüge finanziert. Etwa ein Achtel der Stubbener engagiert sich im Kulturverein. Der Flohmarkt ist eine Erfolgsgeschichte, die beweist, dass auch ein kleines Dorf etwas Großes auf die Beine stellen kann. Voraussetzung ist ein guter Zusammenhalt und die Bereitschaft, sich zu engagieren. Der Spaß kommt dann ganz von selbst.