Bad Oldesloe. Das besondere Jubiläum feiert die Feuerwehr mit einem Tag der offenen Tür am Sonnabend, 2. September. Das ist geplant.
Es war der 31. Juli 1873. Eine Handvoll Männer aus dem Turnerverein in Bad Oldesloe tat sich zusammen und rief eine Freiwillige Turnerfeuerwehr ins Leben. Das geschah nicht aus Jux und Tollerei und auch nicht aus Langeweile. Denn die Zeiten vor 150 Jahren waren andere, die Angst vor Bränden groß.
Am 22. Mai 1798 hatte eine große Brandkatastrophe die heutige Stormarner Kreisstadt bis ins Mark erschüttert. Innerhalb von zwei Stunden brannten zwei Drittel aller Häuser der Stadt nieder. Dieser Schock saß noch immer tief. Noch dazu wurde drei Jahre vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr, 1870, jene Garnison aufgelöst, deren Truppen im Ernstfall zur Brandbekämpfung eingesetzt worden waren. Die Angst vor einem erneuten verheerenden Brand wuchs.
In 150 Jahren haben sich die Aufgaben der Feuerwehr Bad Oldesloe verändert
Also nahmen die motivierten Männer die Sache selbst in die Hand. Turnlehrer Johannes Sievers wurde der erste Hauptmann der neu gegründeten Wehr. Aus Spenden und Mitgliederbeiträgen wurden ein Schlauchwagen, vier Hakenleitern und drei Ansatzleitern angeschafft.
„Mittlerweile haben sich die Aufgaben einer Feuerwehr verändert“, sagt Oldesloes Gemeindewehrführer Olaf Klaus. War es früher in erster Linie die Brandbekämpfung, seien heute technische Hilfeleistungen, die Bergung bei Verkehrsunfällen oder auch Einsätze bei extremen Wetterphänomenen wie Sturm oder Starkregen das Haupteinsatzgebiet der rund 80 aktiven Mitglieder. Klaus: „Der vorbeugende Brandschutz hat sich verbessert und Häuser sind weniger brandanfällig. Deshalb müssen wir heutzutage seltener zum Löschen kommen.“
1888 bestand die Feuerwehr aus 55 aktiven und 60 passiven Mitgliedern
Das war kurz nach der Gründung aber noch ganz anders. 1879 trennte sich die Feuerwehr von den Turnern und wurde eigenständig. Im selben Jahr bekämpfte sie das erste Großfeuer in Schmachthagen und kurz darauf das zweite, als die Wolkenweher Mühle abbrannte.
Die Wehr wuchs rasch. 1888 bestand sie bereits aus 55 aktiven und 60 passiven Mitgliedern. 1892 wurde der Kreisfeuerwehrverband Stormarn gegründet. Die Oldesloer Feuerwehr war eine von 33, die sofort beitrat. An vielen historischen Ereignissen waren die Kameraden der heutigen Kreisstadt beteiligt. So zum Beispiel 1893, als die Cholera in Hamburg wütete und zehn Oldesloer Wehrmitglieder die Hamburger Chaussee, die heutige Bundesstraße 75, sperrten und damit verhinderten, dass die Seuche nach Bad Oldesloe eingeschleppt wurde.
Nach dem Bombenangriff am 24. April 1945 war die Wehr drei Tage im Einsatz
19 Oldesloer Feuerwehrmänner kämpften im Ersten Weltkrieg an der Front. Acht von ihnen kehrten nicht in die Heimat zurück. 1929 wurde mit 14 Kameraden die Ortswehr Seefeld gegründet, 1932 folgten die Ortswehren Poggensee und Rethwischfeld. 1933 mussten sich alle Mitglieder der Wehr per Unterschrift in den Dienst der nationalsozialistischen Regierung stellen. 1934 wurden die Wehren Bad Oldesloe, Poggensee und Seefeld zu einer Gemeindewehr zusammengefasst.
Während des Zweiten Weltkriegs war die Wehr bei zahlreichen Großeinsätzen in Hamburg, Kiel und Geesthacht dabei. Nach dem schweren Bombenangriff auf Bad Oldesloe am 24. April 1945 war die Wehr drei Tage lang im Einsatz, um die vielen Toten und Verletzten zu bergen und die zahlreichen Brände zu löschen. 700 Menschen verloren bei dem Angriff acht Tage vor Kriegsende ihr Leben. Auf dem Bahnhof war ein Munitionszug in die Luft geflogen, zahlreiche Häuser wurden durch Bomben und Feuersbrünste zerstört.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges brach die Feuerwehr fast zusammen
Es folgten auch danach schwere Zeiten. Nach Kriegsende brach die Feuerwehr fast zusammen. Nur noch ein Drittel der Feuerwehrleute war übrig. Fast das gesamte Inventar der Wehr wurde gestohlen oder vernichtet. Auch das ein Jahr zuvor angeschaffte Löschgruppenfahrzeug wurde gestohlen. Zwar bekam die Wehr von der englischen Besatzungsmacht ein anderes Fahrzeug zur Verfügung gestellt. Trotzdem kämpften beim ersten Großbrand nach dem Krieg die wenigen verbliebenen Feuerwehrmänner vergebens gegen die Flammen, als das Hotel Tivoli, der spätere Oldesloer Hof, abbrannte.
1948 ein kleiner Lichtblick: Trotz katastrophaler finanzieller Lage wurde das 75-jährige Bestehen gefeiert. Sieben junge Männer traten der Feuerwehr bei. 1949 hatte die Wehr wieder 35 Mitglieder, sechs weitere kamen dazu. 1954 wurde Otto Oellrich Ortswehrführer und blieb es bis 1983. „Er hat das Feuerwehrwesen in Bad Oldesloe entscheidend geprägt“, so Olaf Klaus. 2011 wurde er wegen seiner Verdienste um die Feuerwehr zum Ehrenbürger der Stadt Bad Oldesloe ernannt. Am 28. Februar 2017 starb er im Alter von 96 Jahren.
Am 6. Februar 1965 wurde die Jugendfeuerwehr gegründet
Am 6. Februar 1965 wurde die Jugendfeuerwehr Bad Oldesloe gegründet. 30 Jugendliche folgten einem öffentlichen Aufruf. Im gleichen Jahr wurde die Feuerwehr zu einem der schwersten Verkehrsunfälle ihrer Geschichte gerufen. Auf der Bundesstraße 404 mussten die Männer aus zwei Fahrzeugwracks sieben Tote bergen. Zwei Großfeuer bekämpfte die Feuerwehr im Jahr 1971: Im Kraftfutterwerk Ströh am Bahnhof breitete sich rasant ein Großbrand aus. Die Löscharbeiten dauerten zehn Stunden, die Nachlöscharbeiten mehrere Wochen. Kurz darauf brannte es auf dem Gutshof Altfresenburg. Ein Bullenstall mit einem 80 Meter langen Dachboden, auf dem riesige Mengen Heu und Stroh lagerten, stand in Flammen. Zwölf Wehren waren im Einsatz.
1972 wurde nach der Eingemeindung von Rethwischfeld auch die dortige Ortswehr Teil der Gemeindefeuerwehr Bad Oldesloe, der dann insgesamt 140 Mitglieder angehörten. 1973 wurde die noch heute bestehende Feuerwache an der Lübecker Straße bezogen, die in diesem Jahr 50 Jahre alt wird. 1,4 Millionen Mark hatte sie gekostet. Das Blaue Haus an der Hude, das einst städtisches Gefängnis war, bevor die Wehr es als Unterkunft zugewiesen bekam, war zu klein geworden.
1995 wird die Feuerwehr erstmals auch für Frauen geöffnet
1995 wurde die Feuerwehr erstmals auch für Frauen geöffnet. „Aktuell hat die Feuerwehr sechs weibliche Mitglieder“, so Klaus. Doch die Tendenz ist steigend: „In der Jugendfeuerwehr ist das Geschlechterverhältnis der 30 Mitglieder fast ausgeglichen“, so Jugendfeuerwehrwart Arne Mundt. 2002 war ein Rekordjahr für die Feuerwehr. Erstmals fuhr sie über 300 Einsätze, nämlich insgesamt 327. Der Trend setzte sich fort. 2013 verzeichnete die Oldesloer Feuerwehr 343 Einsätze – so viel wie nie zuvor.
Die Einsatzzahlen steigen weiter: 2017 waren es 421, im vergangenen Jahr 2022 wurde mit 476 ein neuer Rekordwert erreicht. Grund waren unter anderem die Unwettereinsätze der kurz aufeinanderfolgenden Stürme. „Heutzutage fahren wir normalerweise zwischen 300 und 350 Einsätze pro Jahr“, so Olaf Klaus. Der letzte Großbrand beschäftigte die Wehr im September 2022. In einem Wohn- und Geschäftshaus in der Hindenburgstraße in der Oldesloer Innenstadt war ein Feuer ausgebrochen.
150 Jahre Feuerwehr Bad Oldesloe werden am Sonnabend, 2. September, gefeiert
Hat sich über die Jahre doch einiges geändert – eine Sache ist stets gleich geblieben: die Leidenschaft der ehrenamtlichen Kameradinnen und Kameraden. Ohne sie hätte die Freiwillige Feuerwehr ohne doch nie so lange Bestand gehabt. „Für mich ist es das schönste Ehrenamt, das es gibt“, so Gemeindewehrführer Olaf Klaus. „Es ist unglaublich schön, die Kameradschaft zu erfahren und für die Menschen der Stadt etwas Gutes zu tun“, sagt Oldesloes stellvertretender Ortswehrführer Thomas Neumann, der die Jubiläumsfeier federführend organisiert hat. Denn 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Bad Oldesloe sollen gebührend gefeiert werden.
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Am Sonnabend, 2. September, findet nach einer Feierstunde für geladene Gäste von 13 bis 17 Uhr auf dem Gelände der Feuerwache (Lübecker Straße 38) ein Tag der offenen Tür statt. „Es gibt drei spektakuläre Vorführungen“, so Thomas Neumann. Besucherinnen und Besucher können Zeuge einer technischen Hilfeleistung bei einem Verkehrsunfall, einer Übung der Jugendfeuerwehr und dem Löschen einer simulierten Fettexplosion sein.
Dazu gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm. Unter anderem kann eine Fotoausstellung mit historischen Bildern, die bereits in der Sparkasse zu sehen war, besichtigt werden. Die Jugendfeuerwehr bietet Spiele für kleine Gäste an, es stehen eine Fotobox und eine Hüpfburg zur Verfügung, außerdem kann die Feuerwehrkleidung anprobiert werden. Auch der Förderverein der Feuerwehr stellt sich vor. Ein gastronomisches Angebot ist vorhanden. Es gibt Kaffee, selbst gebackenen Kuchen und Grillgut. Die Organisatoren und Feuerwehrleute freuen sich, nach mehreren Jahren Pause endlich wieder einen Tag der offenen Tür anzubieten. Olaf Klaus: „Wir freuen uns auf jeden, der vorbeikommt und mit uns das besondere Jubiläum feiert.“