Oststeinbek/Glinde. Warum die BürgerStiftung Oststeinbek ihre Satzung zugunsten Bedürftiger geändert hat.

Renate Vorbeck, Vorsitzende der BürgerStiftung Oststeinbek, war wieder einmal im Nachbarort, um bei der wöchentlichen Ausgabe von Lebensmitteln der Glinder Tafel dabei zu sein. „Da war eine ältere Dame mit Rollator, der ich beim Bewältigen der Stufen helfen wollte“, sagt Vorbeck. „Ich ging auf sie zu, und sie hielt sofort schützend die Hände über die Tüten, die die Tafelmitarbeiter ihr ausgehändigt hatten. Als hätte sie Angst, dass ich sie ihr wegnehme“, berichtet Vorbeck. Diese Erfahrung machte der seit Jahrzehnten engagierten Oststeinbekerin einmal mehr bewusst, wie wertvoll das Angebot der Tafel und wie dringend notwendig die ehrenamtliche Arbeit ist. Weil es eben nicht für jeden selbstverständlich sei, das Nötigste zum Leben selbst einzukaufen.

Ein Drittel aller Tafeln verhängen Aufnahmestopp

Rund 100 Menschen kommen regelmäßig einmal pro Woche ins Gutshaus Glinde. Im Keller ist die Ausgabestelle der Tafel. „Hinter jedem einzelnen Kunden stehen im Schnitt weitere drei bis vier Familienmitglieder, die so versorgt werden“, sagt Alfons Stanetzek, Vorsitzender der Glinder Tafel. Die Nachfrage sei weit größer: Jede Woche müsse Stanetzek schweren Herzens mindestens vier Anfragen ablehnen. Bundesweit musste fast ein Drittel der mehr als 960 Tafeln einen Aufnahmestopp verhängen.

„Die Lage der von Armut Betroffenen hat sich durch die Pandemie, den Ukrainekrieg und die gestiegenen Kosten drastisch verschlimmert“, sagt Jochen Brühl, Vorsitzender von Tafel Deutschland. Die Zahl der Kunden sei im bundesweiten Durchschnitt um 50 Prozent gestiegen.

Vorbeck erhielt 2021 Verdienstmedaille

Umso dankbarer ist Alfons Stanetzek für die Unterstützung von Renate Vorbeck. Durch regelmäßige Spenden über die von ihr 2010 mitbegründete BürgerStiftung Oststeinbek ist sie unter anderem ein Garant dafür, dass der aktuelle Kundenstamm ausreichend versorgt werden kann. „Wir können längst nicht alle Lebensmittel, die wir von den Supermärkten abholen dürfen, weitergeben“, sagt Stanetzek. Vor der donnerstäglichen Ausgabe um 14.15 Uhr sortieren er und seine Vereinskolleginnen und -kollegen schimmliges Obst und Gemüse, vertrocknete Salate und faulige Pilze aus, prüfen Haltbarkeitsdaten und Verpackungen.

Mit den Lebensmittelspenden der Oststeinbeker Stiftung hat die Glinder Tafel das Glück, genügend frische Produkte sowie haltbare Lebensmittel weitergeben zu können. „Ich liebe sie für ihr Engagement und dass sie sich so unmittelbar einbringt“, sagt Alfons Stanetzek über Renate Vorbeck, die in ihrer freien Zeit neben der Arbeit für die BürgerStiftung auch für die Kinderkrebshilfe um Spenden wirbt. Dafür erhielt sie 2021 die Verdienstmedaille und damit eine der höchsten Anerkennungen, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht.

Mildtätigkeit war bislang nicht verankert

Ihr Antrieb, sich für andere Menschen einzusetzen, geschehe vor allem aus großer Dankbarkeit heraus. Sie sagt: „Das Leben vieler Menschen, die um Essen Schlange stehen, ist alles andere als leicht und häufig von Schicksalsschlägen geprägt. Man selbst wird demütig und lernt zu schätzen, dass es einem gut geht.“

Vorbeck hat in der Stiftung eine Satzungsänderung durchgesetzt. In den Statuten war Mildtätigkeit als Stiftungszweck bisher nicht vermerkt. „Ich habe es auf Umwegen trotzdem immer geschafft, der Tafel etwas zukommen zu lassen“, sagt Vorbeck mit einem Augenzwinkern. Jetzt ist auch die formelle Grundlage geschaffen. Wer der BürgerStiftung Oststeinbek Geld spendet, unterstützt neben regionalen Projekten der Jugend- und Altenpflege, der Heimatpflege und -kunde sowie Kunst, Kultur und Sport auch die Glinder Tafel.

Vorbeck lobt die Zusammenarbeit mit der Dachorganisation, der Bürger-Stiftung Stormarn. Diese übernimmt den gesamten Verwaltungsaufwand – wie auch für die anderen derzeit sechs Bürgerstiftungen und 33 Stiftungsfonds. Die Bürger-Stiftung Stormarn hat außerdem ein Auge auf die optimale Geldanlage, berät in rechtlichen und organisatorischen Dingen.

Jörg Schepers, Referent der Bürger-Stiftung Stormarn und Ansprechpartner für Stifter, sagt: „Wer unter unser Dach kommt, profitiert von einem reichen Erfahrungsschatz. Gerade die regionalen Bürgerstiftungen können sich gegenseitig unterstützen und beleben, Netzwerke bilden, Ideen austauschen und untereinander Rat einholen.“ Wer im Kreis Stormarn etwas bewegen und sich mit Zeit, Ideen oder Geld engagieren wolle, sei in der Gemeinschaft bestens aufgehoben.

Der Weg zum Ehrenamt

Wollen Sie die Bürger-Stiftung Stormarn finanziell und/oder aktiv ehrenamtlich unterstützen? Das Stiftungsbüro ist unter Telefon 04537/707 00 13 und E-Mail info@buerger-stiftung-stormarn.de zu erreichen. Ansprechpartner sind Jörg Schepers, Susanne Dox und Geschäftsführer Jörg Schumacher. Details zur Bürgerstiftung Oststeinbek und weiteren regionalen Initiativen finden sich auf der Homepage www.buerger-stiftung-stormarn.de.

Spenden für die Glinder Tafel (www.glinder-tafel.de) sind auf das Konto mit der IBAN DE55 2135 2240 0135 8397 10 bei der Sparkasse Holstein möglich. Wer mithelfen möchten, kann eine E-Mail an a,stanetzek@glinder-tafel.de schreiben.