Bad Oldesloe/Ratzeburg. Polizeidirektion Ratzeburg stellt Verkehrssicherheitsbericht 2022 für Stormarn vor. Wo Statistik stärkste Zuwächse verzeichnet.
Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle im Kreis Stormarn ist 2022 um 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Verkehrssicherheitsbericht hervor, den die Polizeidirektion Ratzeburg jetzt vorgelegt hat. Polizeihauptkommissar Mirco Tensfeldt, Leiter des Sachgebietes Verkehr, sagt: „Das ist eine Entwicklung, die schon in den letzten zehn Jahren zu beobachten war. Nur in der Pandemiezeit gab es einen Rückgang. Wir bewegen uns zwar noch nicht wieder ganz auf dem Vor-Corona-Niveau, die Tendenz zeichnet sich aber deutlich ab.“
2022 verzeichnete die Polizei ein Plus von 348 Verkehrsunfällen. In diesem Zeitraum ereigneten sich insgesamt 6241 gegenüber 5893 Unfällen im Jahr 2021. Unterteilt man sie in innerhalb und außerhalb geschlossener Ortschaften, ergibt sich ein überraschendes Bild: Zwar ist die Zahl der Verkehrsunfälle innerorts von 3988 (2021) auf 3970 (2022) um 0,5 Prozent leicht gesunken. Außerorts zeichnet sich aber ein erheblicher Zuwachs ab: Waren es im Jahr zuvor noch 1905 Verkehrsunfälle, so stieg deren Zahl 2022 auf 2271 und damit um 19,2 Prozent.
Mehr Verletzte, aber generelle Tendenz ist rückläufig
Ähnlich drastisch angestiegen sind die Unfälle mit Personenschäden: Auch hier ein deutliches Plus von 18,8 Prozent auf 796 (+ 126). Dadurch bedingt nahm auch die Zahl der Verletzten zu: 830 Menschen kamen 2021 bei Verkehrsunfällen im Kreisgebiet zu Schaden. Im vorigen Jahr waren es 1004 Verletzte, 2019 hingegen waren es 1025, 2014 sogar 1119. Drei weitere Menschen erlitten tödliche Verletzungen.
Im Hinblick auf einen Zehn-Jahres-Zeitraum konstatiert Mirco Tensfeldt bei der Anzahl verletzter Personen „eine Wellenbewegung mit Einbruchszahlen in der Pandemiezeit“. Im Mittel zeige sich jedoch, dass die Tendenz hierbei generell rückläufig sei. Dass die Zahl der Verletzten innerhalb eines Jahres derart gestiegen ist, führt Tensfeldt vor allem darauf zurück, dass durch Corona in 2021 ein geringeres Verkehrsaufkommen verzeichnet worden sei.
Bei Unfällen mit Kindern gibt es einen massiven Zuwachs
Die Pandemie sei auch ein Grund für den immensen Zuwachs an Unfällen, an denen Kinder beteiligt waren. „Das ist eine Entwicklung, die wir mit großer Sorge sehen“, sagt Tensfeldt. Kinder seien 2021 massiv aus dem Straßenbild und damit aus dem Verkehrsgeschehen verschwunden. „Dadurch, dass sie kaum Möglichkeiten hatten, nach draußen zu gehen, und an den Wohnsitz gebunden waren, sind natürlich die Zahlen gestiegen.“ Hinzu gekommen sei, dass die Polizei während der Pandemie keine Präventivmaßnahmen und keinen Verkehrsunterricht an Schulen erteilen könnte. „Es ist spürbar, dass die Kinder sich in Bezug auf die Verkehrskompetenz nicht in dem Maße entwickeln konnten.“
Die Gesamtzahl der Kinderunfälle hat sich 2022 um 41 auf 106 (von 65 in 2021) erhöht. Insgesamt waren 110 Kinder in Unfälle verwickelt – und alle trugen Verletzungen davon. Mehr als die Hälfte von ihnen (58) war mit dem Rad unterwegs. Immerhin: Bei der Beteiligung von Radfahrern jeden Alters sank die Zahl der Unfälle leicht von 261 auf 236. Allerdings stieg auch hier die Zahl der Verletzten deutlich um 65 auf 315. Ein Radfahrer wurde getötet.
Die Mehrzahl der Fahrradunfälle ohne Fremdbeteiligung
In die Statistik für Radfahrer fließen allerdings auch solche Unfälle ein, an denen keine weiteren Verkehrsteilnehmer beteiligt sind. „Bei dem größten Teil handelt es sich um Unfälle, bei denen Radfahrer alleinbeteiligt sind“, erläutert Polizeihauptkommissar Tensfeldt. „Wenn beispielsweise jemand stürzt, weil er alkoholisiert ist oder einen Fahrfehler gemacht hat.“ Er könne keine Zahlen dazu nennen, wie viele der betroffenen Radler auf E-Bikes unterwegs gewesen seien.
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Im Gegensatz zu den Radunfällen geht es „bei den Zahlen für Unfälle mit Fußgängerbeteiligung nur um Unfälle mit Fahrzeugen“, so Tensfeldt. Auch in der Gruppe der Fußgänger gab es mit 71 (2021: 51) deutlich mehr Verletzte. Insgesamt waren sie 2022 in 73 Unfälle verwickelt (2021: 48). Senioren haben in Stormarn wesentlich mehr Kfz-Unfälle verursacht: Die Zahl ist 2022 um 64 Fälle auf 243 gestiegen. Dabei wurden 166 Personen verletzt. Zwei Menschen kamen ums Leben.
Junge Fahrer verursachen weniger Unfälle als Senioren
Fahrer im Alter von 18 bis 24 Jahren gelten oftmals als besonders risikofreudig. Die Anzahl der Unfälle mit jungen Fahrern als Verursacher zeigt zwar eine leichte Aufwärtstendenz (+13 auf 164), die Zahl der dabei verletzten Personen ist aber leicht gesunken. Bemerkenswert ist, dass junge Fahrer für wesentlich weniger Verkehrsunfälle verantwortlich sind als Senioren, bei denen die Fallzahlen zudem stärker gestiegen sind.
Alkohol spielte bei 75 Unfällen (+ 12) eine Rolle. Bei Verkehrskontrollen und -unfällen stellte die Polizei in Gänze mehr Fälle von unerlaubtem Alkohol- und Drogenkonsum als im Vorjahr fest. 31.920-mal gingen Fahrer den Beamten in die Blitzerfalle, weil sie mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs waren. Laut Polizeisprecherin Jacqueline Fischer fließen Messungen fest installierte Blitzer nicht in die Statistik ein. Sie bezieht sich nur auf das mobile Lichtschrankenmessgerät, das Kreis und Polizei in Kooperation betreiben. Als einzige Gemeinde ist Tangstedt nicht im Verkehrssicherheitsbericht für Stormarn aufgeführt, da sie in die Zuständigkeit der Polizeidirektion Segeberg fällt.