Bad Oldesloe. Oldesloer Klaus E. Spieldenner veröffentlicht neuen Krimi. „Elbgrab“ spielt im Alten Elbtunnel in Hamburg.
Er liegt mehr als 20 Meter unter der Erde und verbindet auf 426,5 Metern die St.-Pauli-Landungsbrücken mit der Elbinsel Steinwerder: der Alte Elbtunnel. 1911 in Betrieb genommen, ist die hell gekachelte Röhre längst zur Sehenswürdigkeit avanciert. Wo sich heute Touristen und Hobbyfotografen tummeln, da verschwand in den 1990er-Jahren eine Frau. Mitten unter der Elbe verliert sich ihre Spur.
Das ist der Ausgangspunkt im neuen Krimi von Autor Klaus E. Spieldenner aus Bad Oldesloe, der ab sofort im Buchhandel erhältlich ist. Für Mitte März ist werktags vormittags im Elbtunnel eine Buchpräsentation im kleinen Rahmen geplant. Wer dabei sein möchte, kann sich unter elbgrad@hamburg-krimi.de melden. Es ist bereits der neunte Hamburg-Krimi des gebürtigen Saarländers. Nachdem es in „Elbgier“ auf die Reeperbahn ging und auch die Elbphilharmonie, das Chilehaus oder der Dom schon eine Rolle in seinen Büchern spielten, ist nun der Alte Elbtunnel als Ort des Geschehens an der Reihe.
Der Alte Elbtunnel stand schon lange auf Spieldenners Wunschliste
„Der stand schon lange auf meiner Wunschliste“, sagt Spieldenner. „Es gibt in Hamburg fünf bis zehn Orte, die wirklich Freude machen. Der Alte Elbtunnel ist einer davon.“ Dabei gestaltete sich das Schreiben rund um den 112 Jahre alten Tunnel gar nicht so einfach. „Man muss nur einmal einen Blick in die glatte Röhre werfen, um zu erkennen, dass es quasi unmöglich ist, hier eine Leiche zu verstecken“, so der Autor.
Doch davon ließ er sich nicht beirren. Die Recherche spielt im Entstehungsprozess aller seiner Werke stets eine große Rolle. Bevor Spieldenner über irgendeinen Ort schreibt, muss er diesen erst einmal gründlich ausgekundschaftet haben. So war es bei der Elbphilharmonie, beim ehemaligen Star-Club auf der Reeperbahn oder auch beim Chilehaus. Und auch der Alte Elbtunnel bildet da keine Ausnahme.
Für seine Recherche hat der Autor einen Blick hinter die Kulissen geworfen
„Ich habe die Hamburg Port Authority gefragt, ob ich einen Blick hinter die Kulissen werfen darf“, so der 68-Jährige. Das durfte er. Als er bei der Sanierung der Weströhre zusah, erzählte ihm ein Mitarbeiter von ehemaligen Kriechkellern, durch die Versorgungsleitungen verlegt wurden. Da wurde der Autor hellhörig. „Das war meine Schlüsselinformation, die mich in drei Monaten 426 Buchseiten schreiben ließ“, sagt er.
Trotzdem spielt „Elbgrab“ natürlich nicht nur in Europas erstem Unterwassertunnel. Um für Recht und Ordnung zu sorgen, ist Spieldenners Kommissarin Sandra Holz wieder so ziemlich überall unterwegs. Doch eines ist anders als in den Vorgängerromanen: „In einem extra für die Hamburg-Krimis komponierten Lied heißt es: Manchmal, da wird es ihr zu viel“ so der Autor. Dieser Punkt scheint allmählich erreicht zu sein.
Der Krimi macht auch auf Arbeitsbedingungen von Polizisten aufmerksam
Denn nach einer schweren Verletzung durch die Rote Armee Fraktion im vorherigen Krimi muss Kommissarin Holz sich regenerieren – und das tut sie zunächst auch. War sie als Leiterin der Mordkommission doch über lange Zeit übermäßig beansprucht, wird sie zu Beginn des neuem Krimis versetzt – und zwar in die Abteilung für ungelöste Kriminalfälle, auch Cold Cases genannt. Doch schnell wird klar: Eine echte Verschnaufpause ist ihr auch hier nicht vergönnt.
So fiktiv die Handlung in Spieldenners neuestem Krimi doch ist, so real ist ihr Hintergrund: „Die Überlastung der Hauptfigur deckt sich mit aktuellen Meldungen über Polizei- und Kriminalbeamte, die hier im Land übermäßiges leisten“, so der Autor. Viele werden im Laufe ihres Berufslebens mit Grenzerfahrungen konfrontiert, teils mit traumatischen Folgen. Auf die teils sehr fordernden Arbeitsbedingungen und die hohen Burn-out-Raten unter Landes- und Bundespolizisten möchte Spieldenner mit seinem neuen Krimi aufmerksam machen.
Ein schriftstellerisches Burnout ist noch nicht in Sicht
Obwohl er selbst am laufenden Band neue Bücher produziert – ein schriftstellerisches Burn-Out ist bei dem Wahl-Oldesloer nicht in Sicht. Seinen neuesten Krimi „Elbgrab“ hat er in drei Monaten zu Papier gebracht. „10.000 Zeichen am Tag müssen es schon sein“, sagt er über sein Schreibpensum. Dazu zwingen muss er sich nicht – im Gegenteil. „Wenn ich so richtig in der Geschichte drin bin, kann ich gar nicht aufhören.“ Dann sei es meistens seine Frau, die sagt: „Jetzt ist aber mal gut.“
Ganz so manisch wie früher schreibe er aber heute nicht mehr. „Früher bin ich teilweise nachts aufgestanden zum Schreiben“, sagt er. Nach einer intensiven Schreibphase landete er vor einigen Jahren gar auf der Intensivstation. Das sei heute anders. Immerhin hat der Vater und mittlerweile Großvater durch seine in Hamburg lebenden Kinder und Enkelkinder allen Grund, sich auch mal eine Schreibpause zu gönnen. „An manchen Tagen stehen einfach andere Dinge an. Dann sagt meine Frau: Heute schaltest du den Laptop mal aus, sonst lasse ich mich scheiden“, sagt er und lacht. Das macht Spieldenner dann auch.
Der nächste Roman wird weniger kriminell und mehr humorvoll
2013 und 2014 startete der einstige Bundeswehrsoldat mit zwei Oldenburg-Krimis die Reihe um Kommissarin Sandra Holz, die mittlerweile eine große Leserschaft gefunden hat. Für Fans der Figur gibt es deshalb zunächst einmal weniger gute Nachrichten: Denn den nächsten Roman hat der eifrige Autor zwar bereits fertiggestellt – nur sind Hauptfigur und Genre dieses mal anders.
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„Das kann doch nicht dein Ernst sein“ heißt das baldige Werk, in dem der gerade einmal 1,59 große Ernst Groß sich auf eine Reise von Hamburg nach Polen begibt. Leserinnen und Leser können sich in fernerer Zukunft also auf eine weniger kriminelle, dafür aber humorvolle Roadnovel freuen. Das hat der Autor auch ganz bewusst so entschieden: „Zu den aktuellen Zeiten, in denen Krieg und Corona herrschen, fällt es mir zunehmend schwerer, düstere Geschichten zu schreiben.“