Bargteheide. Wie Gleichstellungsbeauftragte aus dem Kreis Stormarn mit einer neuen Kampagne an ihre Geschlechtsgenossinnen appellieren.

Frauen sind in der Kommunalpolitik noch immer deutlich in der Unterzahl – auch in Stormarn. Im Kreistag sind immerhin 25 der insgesamt 64 Abgeordneten weiblich, in der Stadtverordnetenversammlung Ahrensburg aber nur zwölf von 40, in Bad Oldesloe elf von 33, in den Stadtvertretungen Bargteheide und Reinbek zehn von 32 und sieben von 31. An diesem Missverhältnis sollte sich schon bei den bevorstehenden Kommunalwahlen am 14. Mai etwas ändern, finden sieben Gleichstellungsbeauftragte aus dem Kreisgebiet. Sie haben nun eine Kampagne gestartet, um mehr Frauen für ein Mandat zu begeistern.

Frauen-Anteil liegt deutlich unter einem Drittel

„In fast allen Städten und Gemeinden Stormarns liegt der Frauen-Anteil in den lokalen Parlamenten deutlich unter einem Drittel. Dabei leben in ganz Deutschland aktuell sogar mehr Frauen als Männer“, sagt Anna Roggensack, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bargteheide.

Maria Graaff-Willemsen, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Reinbek, sieht einen wesentlichen Grund in den stark differierenden Lebenswelten von Frauen und Männern. „Die klassische Rollenverteilung, in der sich Frauen vorrangig um die Kinder, den Haushalt und die Einkäufe kümmern, ist noch immer weit verbreitet“, sagt sie. Hinzu komme, dass es immer weniger Frauen gebe, die nichtberufstätig seien. Beruf und Familie zu vereinbaren sei an sich schon sehr herausfordernd. „Das schränkt den Zeitfonds für ein kommunalpolitisches Engagement natürlich ein“, so Graaff-Willemsen.

Idee stammt aus Kreis Rendsburg-Eckernförde

Dabei seien es gerade Frauen, die als Vertreterinnen in Elterngremien an Schulen und Kitas sowie durch ihre Mitgliedschaft in Vereinen und Initiativen bestens vernetzt sind im gesellschaftlichen Leben der Kommunen, so Jasna Makdissi, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Ahrensburg. „Dass sie mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen in Stadt- und Gemeindevertretungen so deutlich unterrepräsentiert sind, ist in vielerlei Hinsicht ein Nachteil“, sagt Makdissi. So würden die Bedürfnisse bestimmter sozialer Gruppen nicht ausreichend berücksichtigt, was nicht zuletzt zulasten eines fairen und gerechten Interessensausgleichs gehe.

Um hier mehr Aufklärungsarbeit zu leisten und für ein größeres kommunalpolitisches Engagement von Frauen zu werben, haben die Stormarner Gleichstellungsbeauftragten eine Idee aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde aufgegriffen. Dort wurde bereits vor Monaten ein „fliegender Koffer“ etabliert, gefüllt mit speziellen Medien zum Thema.

Je drei Wochen an jedem Standort zu finden

„In unserem Koffer finden sich aktuell 24 Bücher und acht DVDs“, berichtet Saskia Betke, Gleichstellungsbeauftragte des Amts Trittau. Neben Biografien gehören dazu wissenschaftliche und soziologische Titel, feministische Bücher und Filme über Frauen in der Politik. „Unser Konzept sieht vor, dass der Koffer je drei Wochen lang einen gut sichtbaren Platz in den Stadtbibliotheken erhält. Dort sollen sich Frauen dann inspirieren lassen und können das Buch oder den Film ihrer Wahl dann über die jeweilige Bibliothek bestellen, damit das Koffer-Sortiment komplett bleibt“, erklärt Betke.

Es bedürfe darüber hinaus aber auch einer neuen, sensibleren Gesprächskultur und einer veränderten Ansprache von Frauen, um ihnen den Einstieg in kommunale Entscheidungsgremien zu erleichtern, sagt die Bargteheiderin Anna Roggensack. Nicht zuletzt müssten sich die Rahmenbedingungen für solch ein ehrenamtliches Engagement ändern.

„Ich denke da etwa an hybride Ausschusssitzungen, die auch online verfolgt werden können, an mehr Sitzungsdisziplin, damit sie zeitlich nicht unnötig ausufern, bis hin zu einem Babysitter-Service, falls der Partner oder andere Familienmitglieder mal nicht einspringen können“, erläutert Roggensack.

Alle Infos zur Kampagne und eine Kontaktübersicht zu den Gleichstellungsbeauftragten finden sich zudem im Flyer „Mitreden, Mitentscheiden, Mitgestalten“, der dem fliegenden Koffer beiliegt. Seine nächsten Stationen: ab 10. März in Bad Oldesloe, ab 31. März in Reinbek, ab 21. April in Ahrensburg und ab 12. Mai in Trittau.