Bargteheide. Die Kultusministerin sagt der Emil-Nolde-Schule in Bargteheide die Hilfe der Landesregierung zu. Rund 500.000 Euro Schaden.
Elf Tage nach dem Brandanschlag auf die Emil-Nolde-Schule hat Schleswig-Holsteins Kultusministerin Karin Prien jetzt den Tatort in Bargteheide besucht. Bei einem Gespräch mit dem Kollegium der Grundschule sprach die CDU-Politikerin von einer „sinnlosen Tat“, die nach den Entbehrungen während der Corona-Pandemie für einen „neuen Notstand“ gesorgt habe. „Wichtig ist, die Schüler mit ihren Emotionen aufzufangen und ihnen mögliche Ängste und Vorbehalte zu nehmen“, so Prien.
Polizei schätzt Schaden auf halbe Million Euro
Wie bereits berichtet, waren am 30. Januar bislang unbekannte Täter gegen 20.30 Uhr durch einen Nebeneingang gewaltsam in die Grundschule eingedrungen und hatten in einem Lehrmittelraum im Obergeschoss ein Feuer gelegt. Durch den Löscheinsatz der Feuerwehr wurden zudem die angrenzende Schulbücherei und der Lagerraum für die Musikinstrumente sowie das Schulsekretariat und ein Besprechungsraum im Erdgeschoss in Mitleidenschaft gezogen. Der entstandene Schaden wird durch die Polizei auf rund 500.000 Euro geschätzt.
Innerhalb kürzester Zeit hatte das Kollegium der Emil-Nolde-Schule das Distanzlernen und eine Notbetreuung für die 235 Grundschüler organisiert. Seit Beginn dieser Woche werden die acht Klassen der Jahrgänge eins bis drei in Container-Klassenräumen der benachbarten Dietrich-Bonhoeffer-Schule unterrichtet, die vierten Klassen lernen vorübergehend in drei Räumen der Johannes-Gutenberg-Schule am Freizeitbad.
Tiefer Einschnitt ins Sicherheitsgefühl der Schüler
„Die Situation ist eine große Belastung für alle Beteiligten“, sagt Schulleiterin Andrea Aust. Insbesondere für die Jüngsten habe der Brandanschlag „einen tiefen Einschnitt in ihr Sicherheitsgefühl“ bedeutet. Das sei auch in vielen Gesprächen mit Eltern zum Ausdruck gekommen. „Eine Mutter hat mir berichtet, dass ihr Sohn nur noch brennende Häuser malt. Teilweise haben die Kinder große Probleme bei der Verarbeitung des Geschehens“, so Aust.
Das zeigte auch eine kleine Galerie im Foyer der Grundschule, die sich die Kultusministerin gemeinsam mit Bürgermeisterin Gabriele Hettwer, Bürgervorsteherin Cornelia Harmuth und der Schulleitung anschaute. In zahlreichen gemalten Bildern und kleinen Aufsätzen haben die Schüler in dieser Woche ihre Eindrücke und Gedanken zu Papier gebracht.
Vorfreude auf Rückkehr in eigene Klassenräume
Neben der Trauer und der Wut über die Brandstiftung und ihre Folgen dokumentiert sich in den Zeichnungen und Wortbeiträgen indes auch die Vorfreude auf die Rückkehr in die eigenen Klassenräume und der Wille, sich nicht unterkriegen zu lassen.
Prien sagte der Grundschule die Solidarität der Landesregierung und konkrete Hilfe zu. „Wenn es einen erhöhten Bedarf an schulpsychologischer Betreuung gibt, stehen wir ihnen zu Seite“, versprach die Ministerin. Daneben müsse die Rückkehr zu einem normalen Schulbetrieb jetzt höchste Priorität haben.
Schwere Sachbeschädigung bei weiterem Einbruch
Diskutiert wurden auch mögliche Konsequenzen aus den zuletzt gehäuften Übergriffen auf den Bargteheider Schulcampus. Am 30. Januar, wenige Stunden vor dem Brandanschlag, war es gegen 3 Uhr bereits zu einem weiteren Einbruch in die Grundschule sowie zum Wurf eines Molotowcocktails gegen eine Hauswand des Kopernikus-Gymnasiums gekommen. Ob es einen direkten Zusammenhang zwischen allen drei Taten gibt, ist Gegenstand weiterer Ermittlungen. Die Motive und Hintergründe sind noch nicht aufgeklärt.
Bei dem Einbruch in den frühen Morgenstunden des 30. Januar war es bereits zu erheblichen Sachbeschädigungen in der Emil-Nolde-Schule gekommen. Feuerlöscher waren von der Wand gerissen und deren Inhalt in den Fluren verteilt worden. „Die Beseitigung des Schaumpulvers war bereits sehr aufwendig. Die Brandstiftung hatte dann aber eine ganz andere Dimension, weil dadurch unter anderem unsere Schulbibliothek und der Theaterfundus in hohem Maße betroffen waren“, berichtete Schulleiterin Andrea Aust.
Ministerin will keine „amerikanischen Verhältnisse“
In der Kommunalpolitik sind daraufhin bereits einschneidende Maßnahmen diskutiert worden, von einer kompletten Einzäunung des gesamten Schulcampus bis zu einer Videoüberwachung. Bürgermeisterin Gabriele Hettwer hat indes „hektischem Aktionismus“ im Austausch mit Prien erneut eine Absage erteilt. „Ich glaube nicht, dass wir jetzt alles umkrempeln und infrage stellen sollten. Ich halte es für sinnvoller, an wichtigen Punkten nachzurüsten und nachzujustieren“, so die Rathauschefin.
In dieser Haltung wurde sie von der Kultusministerin unterstützt. „Wir wollen hier keine amerikanischen Verhältnisse, wo Schulen zu Hochsicherheitsbereichen werden“, so Karin Prien. Ein Schulcampus sollte jenseits des Schulbetriebs auch sozialer, generationenübergreifender Treffpunkt sein. Zumal über das Bargteheider Gelände ohnehin Wege verlaufen, die unter anderem das Seniorendorf und die Lohe-Siedlung mit der Innenstadt verbinden.
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Unterdessen laufen die Reinigungsarbeiten einer auf Brandsanierung spezialisierten Fachfirma auf Hochtouren. Nach umfangreichen Raumluftmessungen sind die Klassenräume am Donnerstag wieder freigegeben worden. Lediglich der Fachmittelraum, in dem das Feuer gelegt worden war und der in der Folge völlig ausbrannte, ist durch die Kripo Ahrensburg weiter gesperrt und durch eine zusätzliche Luftschleuse abgeschottet.
„Zum Glück verfügen unsere Klassenräume offenbar über solide Türen, die auch alle ordnungsgemäß verschlossen waren“, sagt Andrea Aust. Deshalb sei der Brandgeruch in den Klassenräumen verhältnismäßig gering gewesen. „Ich gehe davon aus, dass alle Klassen ab Montag wieder einziehen und wir damit zum geregelten Schulalltag zurückkehren können“, so die Schulleiterin.