Barsbüttel. Beiratswahl im Februar. Die Kandidaten stellten sich im Rathaus der Öffentlichkeit vor. Es wurden ambitionierte Ziele formuliert.

Vielerorts wird über mangelndes ehrenamtliches Engagement geklagt. In Glinde zum Beispiel gibt es keinen Seniorenbeirat mehr. Eine Arbeitsgruppe mit drei Personen, die als Ersatz eingesetzt wurde, hat sich vor Kurzem nach zweimonatiger Tätigkeit auch schon wieder aufgelöst. Nachbar Barsbüttel bleibt von derartigen Problemen verschont. Dort existiert ein solches Gremium und fungiert als Sprachrohr für ältere Menschen. Es wird fortbestehen. Für die Wahl haben sich genug Kandidaten gemeldet. Neun Personen gehen ins Rennen um die sieben Plätze. Für zwei von ihnen bleibt nur die Rolle des Ersatzspielers.

Jetzt haben sich die Bewerber auf einem Treff im Rathaussaal der Öffentlichkeit vorgestellt. An diesem Nachmittag sind rund 30 Besucher gekommen – mehr als bei den Sitzungen der Gemeindevertretung. Bürgermeister Thomas Schreitmüller ist auch da, betont die Wichtigkeit eines Seniorenbeirats. Dieser wird von Menschen ab einem Alter von 60 Jahren bestimmt. 4363 Wahlberechtigte gibt es in der Kommune, das ist über den Daumen gepeilt jeder dritte Barsbütteler. Jene, die Verantwortung übernehmen wollen oder es auch schon machen, sitzen mit einer Ausnahme in der ersten Reihe. Vier Mitglieder des aktuellen Gremiums treten erneut an. Die Redezeit ist auf fünf Minuten begrenzt. Es wird nach alphabetischer Reihenfolge vorgegangen.

Grünen-Fraktionsvorsitzender will auch mitmachen

Zweiter in der Vorstellungsrunde ist Joachim Germer. Man kennt ihn als Mitbegründer des Grünen-Ortsverbands. Das war 1986. Der 81-Jährige mischt noch immer mit, steht an der Spitze der Fraktion. „Der Beirat ist auch für die Politik wichtig“, sagt Germer. Die Seniorenvertreter werden in Ausschüssen und im Gemeindeparlament angehört. Germer hält sich kurz. Was das Publikum noch erfährt: Er hat sich zu einer Kandidatur entschieden, weil kurz vor Ende der Bewerbungsfrist eine Person fehlte, damit eine Wahl überhaupt zustande kommt.

Dass jetzt ausreichend Personal vorhanden ist, daran hat Christine König den größten Anteil. Die 74-Jährige trommelte zum Beispiel auf den Seniorenweihnachtsfeiern in den Ortsteilen. Das war mühsam. Sie erhielt zahlreiche Absagen und begründet das so: „Die Leute haben zu viel Respekt, weil sie nicht wissen, was sich dahinter verbirgt.“ König ist seit vergangener Woche offiziell Vorsitzende des Beirats. Vorgängerin Margarete Hoffmann hatte sich zurückgezogen. Das Miteinander im Gremium war nicht optimal, heißt es hinter vorgehaltener Hand.

Für König ist Arbeit mit und für andere Senioren eine Herzensangelegenheit. Das merken alle Besucher, als die Frau ans Rednerpult tritt. „Ich wünsche mir einen fairen und respektvollen Umgang untereinander“, sagt sie und nennt zugleich Dinge, die sie verändern möchte. „Ich will mehr Beratung in Barsbüttel haben, zum Beispiel beim Thema Hospiz. Wünschenswert wären zudem ein Trauercafé sowie eine Schuldnerberatung.“ Zudem möchte sie unbedingt ein Heft erstellen lassen mit Veranstaltungstipps für ältere Leute. Im Publikum gibt es dafür Kopfnicken. Der Seniorenbeirat hatte 2021 versucht, den Kreis zu überzeugen, eine Außenstelle des Pflegestützpunktes Stormarn in Barsbüttel einzurichten. Das misslang. König holte andere Beratungsangebote in den Ort, organisiert mit einem Team die Seniorenmesse. Wichtig sei ihr gewesen, dass es für den Beirat Bewerber aus allen vier Ortsteilen gibt, sagt sie den Besuchern.

Die Stimmen werden am 23. Februar ausgezählt

Während einige Kandidaten in wenigen Sätze ihre Motivation für ein Mitmachen schildern, nutzt Jutta Kobe das Zeitkontingent aus und gibt viel Privates preis. Die 66-Jährige hat unter anderem als Softwareentwicklerin gearbeitet, leidet seit 1990 unter Rheuma und war zeitweise auf einen Rollstuhl angewiesen. „Ich kenne die Probleme von Schwerbehinderten“, sagt sie. Kobe erzählt von einer Ernährungsumstellung in 2019 und dem damit verbundenen Verlust von 20 Kilogramm Körpergewicht. Sie ist Mitglied im Chor sowie im Bürgerverein, war Gründungsmitglied des Fördervereins Schwimmhalle Barsbüttel.

Für Regina Meyer-Brookman wäre die Mitarbeit im Seniorenbeirat das erste Ehrenamt. Als die 67-Jährige das Wort ergreift, wird es unterhaltsam. Ihre Präsentation ist durch Witz und Charme geprägt. Sie ist ausgebildete Gymnasiallehrerin, hat aber nie in dem Job gearbeitet. Die hauptamtliche Tätigkeit in Vereinen ist ihre Sache – noch immer. Derzeit sind es 20 Stunden pro Woche für die Familienbetreuung Barsbüttel. Der Verein organisiert seit April 2022 ein Seniorencafé im Bürgerhaus immer dienstags von 16 bis 17.30 Uhr. Bis zu 25 Gäste erfreuen sich jedes Mal bei Kaffee, Tee und Kuchen. Und dann ist da noch Wilfried Oberrath, der dem aktuellen Beirat angehört. Er trägt einen Anzug und Krawatte, sagt: „Ich habe in den vergangenen vier Jahren viel gelernt und neige dazu, kurze und schnelle Wege zu gehen.“

Nach rund einer Stunde ist die Vorstellungsrunde beendet. Alle waren auf Harmonie bedacht und haben verdeutlicht, dass es ihnen um die Sache geht. „Ich habe die Erkenntnis gewonnen, dass Personen dabei sind, die uns voranbringen“, sagt König über die Veranstaltung. Die Kandidaten haben noch Zeit, in ihrem Umfeld um Unterstützung zu werben. Die Wahlunterlagen verschickt die Verwaltung dieser Tage. Sie müssen bis zum 23. Februar um spätestens 12 Uhr im Rathaus abgegeben werden. An jenem Tag werden die Stimmen auch ausgezählt. Die konstituierende Sitzung des neuen Beirats ist am 9. Mai. Mitglieder sind für vier Jahre im Amt. Bei der letzten Seniorenbeiratswahl 2018 lag die Beteiligung übrigens bei 28 Prozent.