Bargteheide. Beim Konzert in Bargteheide erlebt Publikum Vielfalt an Stilen und Ausrichtungen. Diese Formationen treten beim Bigband-Sonntag auf.
Mit dem Wort Bigband verbinden viele vor allem die Ära des Swing. Doch das Spektrum umfasst so viel mehr als das. Beim Bigband-Sonntag am 29. Januar im Kleinen Theater Bargteheide kann das Publikum gleich vier Bigbands ganz unterschiedlicher Ausrichtung erleben. Das Format geht auf eine Idee von Organisator Norbert Ohl zurück, der im Vorstand des Theatervereins aktiv ist und die Veranstaltung moderiert. Die Marstall BigBand aus Ahrensburg eröffnet das Konzert, gefolgt von Jazzpirin, Stadtteil-Bigband von Eidelstedt und Schnelsen. Nach einer kurzen Pause geht es weiter mit den beiden Hamburger Formationen Primera Diversión und conFUSION.
Norbert Ohl steht nicht nur als Moderator auf der Bühne, er spielt auch Altsaxofon bei Jazzpirin. Für die Qualität seines Spiels spricht, dass sein Hund zu seinen Füßen liegt, wenn er zu Hause übt. Jazzpirin sei keine Bigband im klassischen Sinne, zum Repertoire gehörten auch Chansons wie beispielsweise „La Mer“ des französischen Chansonniers Charles Trenet. Bei der Stimme von Sängerin Sonja Resmerowski kommt er ins Schwärmen. „Besonders liebe ich es, wenn Sonja auf Französisch singt“, sagt er.
Bands über Kontakte in die Jazzszene gefunden
Für ihren Auftritt in Bargteheide haben die Musiker ein „ziemlich kompliziertes Stück“ einstudiert: „Spain“ von Chick Corea. Auf der Programm stehen außerdem Songs wie „Hip To Be Square“ von Huey Lewis & the News, „Day Tripper“ von den Beatles, aber auch klassische Stücke und neuere Arrangements.
Um 11 Uhr geht es los, jeder Auftritt dauert etwa 35 bis 40 Minuten. Ohl sagt: „Wir lassen bewusst die Türen zum Saal offen, damit sich jeder ein Getränk holen und jederzeit wieder reinkommen kann.“ Die passenden Bands zu finden, sei ihm durch persönliche Kontakte in der Jazzszene nicht schwergefallen. „Ich kenne Mitglieder aller eingeladenen Bands und achte bei der Zusammenstellung darauf, dass nach Möglichkeit unterschiedliche Stile vertreten sind.“
Einige Positionen müssen mit Profis besetzt sein
Horst Jurkschat spielt das erste Tenorsaxofon in der 14 Mitglieder starken Marstall BigBand, deren Bandbreite den Kern die klassischen Jazzliteratur, Latin und Popstücke umfasst. Vor allem Musik der 60er- und 70er-Jahre und von Künstlern wie John Coltrane und Miles Davis, Antônio Carlos Jobim („The Girl from Ipanema“), aber auch Count Basie und Duke Ellington hat es den Musikern angetan. „Swing ist nicht unser Schwerpunkt, aber man muss ihn spielen können“, sagt Jurkschat. Zwei der Stücke, auf die das Publikum sich freuen kann, sind „Boogie Down“ von Al Jarreau und „Birdland“ von Joe Zawinul.
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Oliver Curth ist Pianist, Bandleader und Gründer von Primera Diversión. Der Name ist ein spanisches Wortspiel, das in etwa mit erstklassigem Vergnügen (in Anlehnung an die höchste Fußball-Spielklasse Primera Division) übersetzt werden kann. Und genau darum geht es den vielen erfahrenen Musiker von 30 Jahren an aufwärts plus jungem Sänger – eine Mischung aus ambitionierten Amateuren und Profis. Denn sie versprühen bei ihren Auftritten karibische Lebensfreude. Die Band hat sich auf Salsa, Latin und Latin Jazz spezialisiert. Curth sagt: „Es gibt bestimmte Positionen, die müssen mit Profis besetzt werden.“ Daher würden auch gute Musiker eingekauft wie für den Auftritt in Bargteheide Trompeter Steve Wiseman.
Feurige Nummern und mitreißende Melodien
Der Bandleader hat als Musiklehrer fünf Jahre in Kolumbien gearbeitet und „den Spirit der Musik nach Deutschland hinübergerettet“. Die Chilischote im Namenslogo steht für feurige, temperamentvolle Nummern. „Chan Chan“ vom Buena Vista Social Club zählte ursprünglich nicht dazu, kommt aber in der Version von Primera Diversión so rüber. „Wir fallen mit unsrer Ausrichtung ein bisschen raus aus dem Programm“, meint Curth. Früher sei er mal Mitglied bei conFUSION gewesen und weiß: „Die spielen auch keinen Swing.“
Das bestätigt Nils Zurawski, der sich um die organisatorischen Aufgaben der 2001 gegründeten Band kümmert. „Wir wollen wirklich keinen Swing spielen und“ – anders als der Name es vermuten lasse – „auch keinen Fusionjazz, stattdessen moderne Bigband-Stücke.“ Teilweise in Arrangements von eigenen Bigbandleitern und gekauften wie im Fall eines isländischen Kollegen.
„Der Oberbegriff Jazz wird bewusst gesprengt“
Die Musik hebe sich von dem ab, was andere Bands machen. „Der Oberbegriff Jazz wird hier bewusst gesprengt und macht Platz für eine faszinierende Melange aus zeitgenössischen Musikstilen“, lässt die Band auf ihrer Homepage verlauten. Zum Beispiel Frank-Zappa-Nummern wie „Village Of The Sun“, „eine schöne Gesangsnummer“, oder das an Beyoncés bekannten Song „Crazy In Love“ angelehnte Stück „Are You My Woman“, aus dem das für den Hit verwendete Bläserintro stammt. Das Repertoire besteht neben Soul, Funk und Rock im Bigband-Modus außerdem aus Film- und Fernsehmusik. Letzteres würde bei dem Konzert in Bargteheide allerdings den Rahmen sprengen.
Seit 2003 ist Zurawski dabei, spielt Tenorsaxofon. Dirigent Pirkka Karppinen und sein Kollege Hans-Christian Stephan, der außerdem mit Bands wie Meute und Diazpora spielt, sind die Profis. In Bargteheide steht allerdings ein anderer am Pult: Stefan Schröter, und auch einige andere Gastmusiker springen für verhinderte Kollegen ein. Zunächst steht erst mal eine Probe für das Konzert an. Weitere sind nicht geplant. Viele der Musiker sind schon lang zusammen und brauchen nur eine kleine Auffrischung vor dem Auftritt.
Big Band-Sonntag – Bands in Concert So 29.1., 11.00, Kleines Theater Bargteheide, Hamburger Straße 3, Eintritt Erw. 13,–, Ki. 10,–, Karten unter kleines-theater-bargteheide.de (dort auch Liste aller Vvk.-Stellen) und im KulturServiceBüro im Kleinen Theater