Trittau. In der Komödie „Der Vorname“ führt vermeintlicher Scherz zu Konflikt ungeahnten Ausmaßes. Unangenehme Wahrheiten kommen ans Licht.

Dieses Treffen in familiärer Atmosphäre hatten sich die Beteiligten wohl anders vorgestellt. In gemütlicher Runde bei einem schönen Essen, einer Flasche Wein und guten Gesprächen den Abend ausklingen zu lassen, das war der Plan. Statt dessen ist am gedeckten Tisch ein Konflikt mit heftigen Wortgefechten entbrannt, bei dem sich die Anwesenden plötzlich scheinbar unversöhnlich gegenüberstehen. Was ist passiert?

Das neue Theaterstück der Trittauer Laienspieler mit dem Titel „Der Vorname“ ist eine zeitgenössische französische Komödie, die die Zuschauer mit messerscharfen Dialogen, einem auf den Punkt gebrachten Spiel und überraschenden Wendungen in den Bann zieht. Die Premiere ist für Sonnabend, 18. Februar, geplant. Details zu weiteren Vorstellungen und zum Kartenvorverkauf finden sich im Infokasten.

Absichtliche Provokation setzt das Geschehen in Gang

Die Handlung spielt in der Wohnung des Literaturprofessors Pierre (Piet Huntermann) und seiner Frau Elisabeth (Sarah Junges), die von allen nur Babou gerufen wird. Ihre Gäste sind Elisabeths Bruder Vincent (Marcel Koenig) und seine schwangere Frau Anna (Pia-Milena Kähne) sowie Posaunist Claude (Rolf Wilke), ein langjähriger Freund der Familie.

Vincent, ein selbstverliebter Provokateur, nutzt die Gunst der Stunde, um die kleine Runde durch eine vermeintliche Neuigkeit einmal so richtig aufzumischen. Er genießt die vorhersehbaren Reaktionen, die er damit hervorgerufen hat. Noch hat es den Anschein, dass er die Kontrolle über das Geschehen hat, doch das trügt. Der Schwelbrand unter der Oberfläche ist entfacht und bislang unausgesprochene Wahrheiten kommen im Lauf des Geschehens auf den Tisch.

Anspruch von Regisseurin und Schauspielern ist hoch

Bei den Proben auf der Bühne des Forums im Gymnasiums Trittau sind die Darsteller konzentriert bei der Sache. Für Bettina Korger ist es das zwölfte Stück, bei dem sie Regie führt. Routiniert beobachtet sie von den Stufen des Forums aus, ob Mienenspiel, Betonung und Körperhaltung stimmig sind. Korger sagt über das Stück: „Vincent nimmt sich alles heraus, verschreckt die anderen und macht sich aus allem einen Witz.“ Trotzdem werde ihm immer wieder alles verziehen und keiner traue sich etwas zu sagen. Doch ein Abend ändere alles. „Das Interessante an dieser Komödie mit Hintergrund ist, dass ausgesprochen wird, was in jedem schlummert.“ Die Karten werden auf den Tisch gelegt, und nicht nur Vincent, „jeder bekommt seine Abreibung“.

Die Proben laufen seit März 2021. Korger sagt: „Wir haben so früh angefangen, weil wir nicht wussten, wie sich Corona entwickelt.“ Anfangs hätten sie nur wenige Szenen geprobt statt ganze Blöcke. Vorgeschaltet waren die Leseprobe und die Charakterbesprechungen, denn die Darsteller müssen erst in ihre Rolle finden. „Es geht darum, wie ich die Spieler sehe, wie sie sich selbst und die anderen Rollen einschätzen.“ Ihr Anspruch sei hoch, das gelte ebenso für die Darsteller. Es sei wichtig, „dass alle auf der Bühne präsent sind“, daher habe sie zeitlich mit einkalkuliert, dass Spieler ausfallen könnten. „Den ein oder anderen hat Corona doch erwischt.“ Zudem sei es schöner, locker und mit Puffer zu proben, als den Stoff im ungünstigsten Fall „im Krampf auf Bühne zu bringen“. Denn alle Spieler hätten ein Berufs- und ein Privatleben und vielleicht weitere Hobbys. Das Theaterspielen dürfe nicht in Stress ausarten. „Sonst springen sie mir ab.“

Tagesform entscheidet, ob die Proben vorankommen

Außerdem seien die Probentage nicht alle gleich. „Ich weiß zum Beispiel jetzt schon, dass die nächste Probe super laufen wird.“ Grund: Sie sei am Sonnabend und statt sich wie sonst nach einem anstrengenden Arbeitstag noch abends um 19 Uhr zu treffen, könnten die Darsteller ganz entspannt mit freiem Kopf nach einem späten Familienfrühstück starten.

Korger, seit 25 Jahren Mitglied im Theaterverein, ist dessen Vorsitzende und Geschäftsführerin. An ihre erste eigene Regiearbeit erinnert sie sich noch gut. Die Komödie „Die Hochzeitsreise“ wurde 2001 aufgeführt. Das Humorlevel war allerdings ein ganz anderes als im neuen Stück, das eher einer tiefenpsychologischen Studie gleicht. Ambitionen, selbst im Rampenlicht zu stehen, hatte Korger nie. „Auch wenn viele sagen, es ist zu anstrengend: Mir war von Anfang an klar, dass Regie mein Ding ist. Die Option, auf der Bühne zu stehen, gibt es bei mir nicht.“

Nächste Regisseurin steht schon in den Startlöchern

Das Team: oben Katharina Salem (Requisite), Rolf Wilke, Mitte v. l.: Piet Huntermann, Marcel Koenig, Ingo Heitmann (Technik), unten v. l.: Sandra Scharfenberg (Souffleuse), Sarah Junges, Pia-Milena Kähne, Julia Körber, Bettina Korger
Das Team: oben Katharina Salem (Requisite), Rolf Wilke, Mitte v. l.: Piet Huntermann, Marcel Koenig, Ingo Heitmann (Technik), unten v. l.: Sandra Scharfenberg (Souffleuse), Sarah Junges, Pia-Milena Kähne, Julia Körber, Bettina Korger © Elvira Nickmann

Bei ihrer Arbeit wurde Bettina Korger schon oft von einer Assistentin unterstützt. „Das ist sehr hilfreich. Denn sobald man den Blick von der Bühne nimmt und etwas notieren will, ist die Szene durch.“ Doch diesmal ist etwas anders, denn es gibt keine Assistentin, die sich still im Hintergrund hält, sondern erstmals ein Regieteam. Sie hat zwar die Leitung, tauscht sich aber zu allen relevanten Belangen mit Julia Körber aus. „Sie hat gesagt, dass sie gern Regie führen will, sich aber noch nicht so richtig herantraut.“ Also schlug Korger vor, sie an die Hand zu nehmen.

„Ich bespreche mich mit Julia öffentlich vor der Gruppe, das finden die Spieler toll.“ Beide seien sich sehr ähnlich in der Regieführung. „Als ich nicht da war, hat sie mir viel abgenommen, das ist super gelaufen“, lobt Korger. Und auch sonst profitiert sie von der Teamarbeit. „Ich allein kann nicht alle fünf Gesichter auf der Bühne gleichzeitig im Blick haben. Gerade der Spieler, der nichts sagt, muss spielen, da muss ich eine Reaktion im Gesicht und der Körperhaltung sehen.“ Sie könne sich vorstellen, künftig die Rollen mit ihrer Regiepartnerin zu tauschen. „Dass ich im Hintergrund bleibe und unterstütze. Ich sehe Julia als die nächste Regisseurin im Verein.“ Bis es soweit ist, hat Körber noch eine andere Aufgabe übernommen: Als Erzählerin führt sie in die Geschichte ein und hält auch den Abspann.

Die Saal-Atmosphäre im Bürgerhaus ist gemütlicher

Die relativ altershomogen angelegten Rollen wurden auf das Alter der Darsteller angepasst. „Man muss sich etwas einfallen lassen, wenn man Spieler hat, die nun einmal soundso alt sind“, so Korger. Vincent wurde beispielsweise kurzerhand vom älteren zum jüngeren Bruder von Elisabeth und vom gleichaltrigen Freund zum ehemaligen Nachhilfeschüler von Pierre. Bei den Proben ist von den vorgenommenen Anpassungen nichts zu spüren. Sie ändern nichts am eigentlichen Inhalt, die Rollen bleiben stimmig und werden von den Darstellern glaubwürdig in Szene gesetzt.

In diesem Jahr muss der Verein auf seine gewohnte Spielstätte im Bürgerhaus verzichten. Die Atmosphäre im Saal mit den roten Plüschsitzen ist bei der aktuellen Pandemielage ein bisschen zu kuschelig. Die Laienspieler vermissen ihr Zuhause nicht nur wegen des Ambiente. Sie haben ihr Lager in dem Gebäude, konnten dort alles auf der Bühne stehen lassen und mussten nicht jedes Mal neu aufbauen. „Daher haben wir alles so minimalistisch gehalten wie möglich. Das meiste spielt sich ohnehin am Tisch ab“, so Korger.

Und der Wechsel hat einen Vorteil, der nicht zu unterschätzen ist: Weil mehr Plätze zur Verfügung stehen, können mehr Besucher das Stück sehen. Denn in der Vergangenheit waren Aufführungen oft nach kurzer Zeit ausverkauft. So ganz ohne Stress geht es aber für das Team dann aber zuletzt doch nicht ab. Vier Wochenenden in Folge, insgesamt achtmal, spielen die Darsteller vor Publikum. Eigentlich müssten alle Beteiligten die freie Zeit danach herbeisehnen, doch Korger sagt: „Meist stellt sich dann als Erstes die Frage: Was mache ich denn jetzt am Wochenende?“

Komödie wird an acht Terminen aufgeführt

Die Premiere von „Der Vorname“ ist am Sonnabend, 18. Februar. Außerdem wird das Stück am Sonntag, 19. Februar, sowie jeweils am Sonnabend und Sonntag, 25./26. Februar, 4./5. März und 11./12. März, gezeigt. Einlass ist ab 18.30 Uhr, alle Vorstellungen beginnen um 19 Uhr im Gymnasium Trittau, Heinrich-Hertz-Straße 7 (Zugang auch über die Straße Im Raum). Der Kartenvorverkauf startet am Montag, 16. Januar. Tickets kosten 13 Euro und können in Trittau bei TUI (Kirchenstraße 36) gekauft werden, als Zahlungsmittel wird nur Bargeld akzeptiert. Der Online-Vorverkauf läuft über trittauer-laienspieler.de.