Hamburg. Interne Differenzen und finanzielle Schieflage im Jazz-Club am Alten Steinweg. Nun soll die Kulturbehörde helfen.
Steht der legendäre Cotton Club am Alten Steinweg vor dem Aus? Die Sorge ist jedenfalls groß und dabei waren die Zeichen doch vor wenigen Monaten noch so positiv. Zur Erinnerung: Nach mehr als 60 Jahren ging Betreiber Dieter Roloff (79) im März in den Ruhestand und übergab die Leitung an die Freunde Helge Sachs, Patrick Mader und Marinus van Eldik. Im Abendblatt-Gespräch erklärten die drei damals, man wolle „die Tradition des Cotton Club pflegen, ihn in Dieter Roloffs Sinne erhalten, aber natürlich auch behutsam weiterentwickeln“.
Sieben Monate später sind Freundschaften teilweise sehr belastet und Schulden in sechsstelliger Höhe angehäuft. Die Lage ist so prekär, dass der Verein Swinging Hamburg, der sich eng mit dem Cotton Club verbunden fühlt, einen Brief an Hamburgs Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher schrieb und um Hilfe bat, um diese Institution des Jazz, die weit über Hamburg hinaus bekannt ist, zu erhalten.
Cotton Club: Viele Rechnungen waren nicht bezahlt
Helge Sachs ist inzwischen der letzte der drei ehemaligen Gesellschafter, der noch in das operative Geschäft des Cotton Clubs eingebunden ist. Er berichtet von unterschiedlichen Auffassungen in Sachen Renovierung und Honorarpolitik bei der Buchung von Bands. Sachs hat viel privates Geld eingebracht, unklar sei, so sagt er, ob er davon jemals wieder etwas sehen werde. Zum Zeitpunkt der Trennung der Gesellschafter habe der Kontostand des Cotton Club etwa 2000 Euro betragen, „aber zahlreiche Rechnungen waren noch nicht bezahlt“.
Neben internen Differenzen war zuletzt auch die Publikumsresonanz ein Problem. Manche Veranstaltungen, etwa eine Boogie Night, liefen sehr gut, manchmal kamen abends aber auch nur zehn Besucherinnen und Besucher. Davon ließen sich die laufenden Kosten nicht decken. Um die Betriebskosten zu reduzieren, erledige er inzwischen viele Büroarbeiten abends oder am Wochenende selbst, so Sachs. Unterstützt werde er dabei von Dieter Roloff.
Cotton Club bittet Kulturbehörde um Hilfe
Um der Krise zu begegnen, habe man inzwischen die Kulturbehörde um Hilfe gebeten. Diese teilt auf Abendblatt-Anfrage mit: „Der Cotton Club gehört sicherlich über die Grenzen Hamburgs hinaus zu den traditionsreichsten Adressen für Jazz-Musik. Der Club bekommt regelmäßig Zuwendungen aus dem Live Concert Account. Zudem hat er Corona-Hilfen vom Bund und von der Stadt erhalten und bekommt im kommenden Jahr erstmals auch Mittel aus dem Musikstadtfonds.“ Die Kulturbehörde sei derzeit auch über das Jazzbüro im Kontakt mit dem Betreiber, um Möglichkeiten einer Unterstützung auszuloten.
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Für Helge Sachs immerhin ein Hoffnungsschimmer. Er sagt: „Jeder, den ich spreche, will den Cotton Club erhalten, jetzt geht es darum, auch konkret etwas dafür zu tun.“