Glinde. Nur sechs Monate hat es gedauert, bis die Marke von 70.000 Besuchern erreicht wurde. Wie noch mehr Hamburger angelockt werden sollen.

  • Die im Juni eröffnete Wellness-Oase Vabali Spa hat einen sehr guten Start hingelegt
  • Seit Eröffnung kamen rund 70.000 Gäste nach Glinde
  • Für Gäste aus Hamburg ist eine spezielle Kooperation geplant

Der Parkplatz vor dem Gebäudekomplex an der Straße In der Trift in Glinde ist auch an diesem Nachmittag mitten in der Woche gut gefüllt. An den Autos sind verschiedene Kennzeichen zu erkennen: WL zum Beispiel, was für Winsen Luhe steht. Andere Fahrer kommen aus Ratzeburg, Stade – natürlich sind da auch Fahrzeuge aus Stormarn. HH ist in der Mehrzahl. Aber die Gäste sind nicht nur in der Region beheimatet. Hagenow, Berlin, Emden, selbst aus Dänemark ist Kundschaft angerückt. Die Menschen besuchen das Vabali Spa, eine Wellness-Oase, die am 26. Juni dieses Jahres eröffnet hat.

Rund 60 Millionen Euro haben die Brüder Stephan und Markus Theune in das Projekt investiert – und offenbar eine gute Standortwahl getroffen. „Wir waren schon nach zwei Monaten wirtschaftlich rentabel“, sagt Geschäftsführer Cornelius Riehm.

Wellness-Oase Vabali Spa: 70.000 Besucher seit Eröffnung

Laut dem 45-Jährigen haben es sich bislang rund 70.000 Gäste gut gehen lassen in der Anlage neben dem Golfclub. „Das hat unsere Erwartungen weit übertroffen. Wir hatten mit 20 bis 25 Prozent weniger Aufkommen gerechnet.“ Und die Aussichten sind dank der Wetterlage bestens. „Temperaturen um den Gefrierpunkt, Nieselregen und womöglich Schnee, da wollen viele Leute in die Sauna“, so Riehm. 500 Besucher können sich parallel entspannen. Der Tagestopwert liegt bei 1000, natürlich verteilt von morgens bis abends. Es gab einen Einlassstopp, Wartende wurden mit Glühwein und Sekt versorgt.

Am Wochenende ist die Frequenz am höchsten. Das gilt auch für das integrierte Hotel, das an Sonnabenden oft ausgebucht ist. Im Schnitt liegt die Auslastung bei 68 Prozent, die vier Suiten sind stets belegt. Das dreigeschossige Übernachtungshaus hat 80 Zimmer.

Vabali Spa: Besucher im Schnitt 40 Jahre alt

Die Temperatur im Innenpool beträgt 30 Grad. Das Schwimmen ist nur ohne Kleidung erlaubt.
Die Temperatur im Innenpool beträgt 30 Grad. Das Schwimmen ist nur ohne Kleidung erlaubt. © Roland Magunia/Funke Foto Services

Der Schwerpunkt liegt auf Wellness, namensgleiche Anlagen betreiben die Theunes bereits seit Längerem in Berlin und Düsseldorf. Diese verfügen jedoch über kein Hotel. „Der Vorteil an Glinde ist, dass wir diesbezüglich nicht so viel Konkurrenz wie mitten in Hamburg haben“, sagt Riehm. Was an seiner Sechsmonatsbilanz auch interessant ist: Das Durchschnittsalter der Kunden ist etwa 40 Jahre, es sind mehr Frauen als Männer anzutreffen.

Das Vabali Spa erstreckt sich über 36.000 Quadratmeter und ist im Stil eines balinesischen Dorfes gehalten. 13 Saunen, Dampfbäder, mit Wasserbetten ausgestattete Ruheräume, Kaminzimmer, Entspannungsbecken sowie ein 1000-Quadratmeter großer Naturschwimmteich sind Bestandteil der imposanten Anlage. Die benötigt natürlich viel Energie.

Aber mit dem Einsparen ist das so eine Sache an Tagen mit vielen Gästen. Zumal der Außenpool im Winter beheizt wird. Die Temperatur beträgt genauso wie drinnen im Schwimmbecken 30 Grad. „Bei geringen Besucherzahlen unter der Woche nehmen wir auch mal zwei Saunen raus, mehr geht aber nicht“, sagt Riehm. Trotz Energiekrise und Mehrkosten für zum Beispiel Strom: Die Eintrittspreise sind stabil, eine Erhöhung ist nicht geplant.

Vabali Spa plant Shuttle-Service von Hamburg nach Glinde

Der Geschäftsführer hat noch ein ganz anderes Thema im Fokus: die Rekrutierung von Personal. 250 Arbeitsplätze soll es in der Wellness-Oase geben, bislang konnten 170 Stellen besetzt werden. Die Fluktuation ist zwar gering, berichtet Riehm, neue Mitarbeiter zu gewinnen sei aber schwer.

Ausgeschrieben sind zum Beispiel Positionen als Frühstückskoch, Massagetherapeut und in der Finanzbuchhaltung. Anreize hat er geschaffen: So können Vollzeitkräfte wählen, ob sie ihre Arbeitszeit auf vier oder fünf Tage in der Woche verteilen. „Und wir veranstalten Mitarbeiterpartys, die zum guten Betriebsklima beitragen, verteilen darüber hinaus Tankgutscheine.“ Noch immer helfen Kollegen von den anderen beiden Vabali-Standorten aus.

Um attraktiver als Arbeitgeber zu werden, will Riehm einen Shuttle-Service von Hamburg nach Glinde anbieten. Und auch für Kunden plant er Neues, beabsichtigt ab kommenden Sommer eine Kooperation mit einem Carsharinganbieter. Die Gespräche seien weit gediehen. Wer aus Hamburg mit einem solchen Fahrzeug kommt, kann es aber nicht in Glinde stehen lassen. Er muss damit zurück ins Gebiet der Hansestadt.

Saunachef Stephan Pepper zeigt Mitarbeiterin Daniela Meyer Techniken, wie man mit dem Handtuch Wasserdampf beim Aufguss verteilt. Das Vabali Spa will als Arbeitgeber noch attraktiver werden.
Saunachef Stephan Pepper zeigt Mitarbeiterin Daniela Meyer Techniken, wie man mit dem Handtuch Wasserdampf beim Aufguss verteilt. Das Vabali Spa will als Arbeitgeber noch attraktiver werden. © HA | René Soukup

Wellness-Oase war in Glinder Politik umstritten

In der Glinder Politik war das Wellness-Projekt umstritten. Der Bebauungsplan wurde nicht einheitlich abgesegnet. Unter anderem machten sich Entscheider Sorgen über zusätzlichen Verkehr. Befürchtungen, es könnte zu Staus an der Ecke Möllner Landstraße/Sönke-Nissen-Allee kommen, haben sich nicht bestätigt.

Vom Vabali Spa möchte auch der Golfclub profitieren. Bislang verweilen die Gäste des Hotels vornehmlich in der Anlage. Demnächst will Riehm Buchungen für den Platz auch im eigenen Haus offerieren, um Kunden auf seinen Nachbarn aufmerksam zu machen.

Eine Mitarbeiterin beim Aufguss in der Sauna. Das Team wurde unter anderem in Düsseldorf eingearbeitet.
Eine Mitarbeiterin beim Aufguss in der Sauna. Das Team wurde unter anderem in Düsseldorf eingearbeitet. © Roland Magunia/Funke Foto Services

Wellness-Oase Vabali Spa setzt auf Exotik auch beim Mobiliar

Der hatte reichlich Vorarbeit geleistet, damit die Theunes in Glinde aktiv werden können. Golfanlagen-Betreiber Jens Lessau kämpfte in den politischen Gremien für die B-Planänderung. Wobei es zu dem Engagement der Brüder über Umwege kam. Eigentlich hatte Lessau mit dem Projektentwickler Siegfried Reddel geplant. Der präsentierte in Glinde auch ein Spa-Konzept, fand allerdings keine Investoren. Lessau machte den Grundstücksverkauf jedoch davon abhängig, dass die Finanzierung gesichert ist. Reddel zog sich zurück, 2018 verkündeten die Theunes ihren Einstieg. Im Herbst des darauffolgenden Jahres war Baustart.

Mobiliar und Dekorationen wurden vorwiegend in Indonesien gekauft, rund 50 Container verschifft. Wegen Corona kam es zu Lieferengpässen. Deshalb war die für Anfang 2022 angepeilte Eröffnung nicht zu halten. Die Investoren verspürten jedoch keinen Zeitdruck. Sie sind gut im Geschäft. Ihr Unternehmen macht einen Jahresumsatz von 60 Millionen Euro.