Glinde. Ministerpräsident Daniel Günther fordert, dass die Saunen im Winter kalt bleiben. Warum der Spa-Chef trotzdem cool bleibt.
Wegen der Gaskrise hat Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) Wellnesshotels aufgefordert, ihre Saunalandschaften in der Wintersaison zu schließen. Saunabesuche seien ein Luxus, auf den man angesichts steigender Energiekosten freiwillig verzichten solle, so Günther. Obgleich der Ministerpräsident betonte, dass es keine gesetzlichen Vorgaben geben werde, hagelte es vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) heftige Kritik.
Cornelius Riehm blickt indes gelassen auf die Situation. Er ist Geschäftsführer des Vabali Spa, das im Juni nach knapp drei Jahren Bauzeit in Glinde eröffnet hat. Auf 36.000 Quadratmetern befinden sich neben einem Hotel 13 Saunen, Dampfbäder, Pools, ein 1000 Quadratmeter Naturteich und mehr.
Energiekrise: Wellness-Oase will Beitrag leisten
Doch wer glaubt, dass die Energiekrise dem Geschäftsführer schlaflose Nächte bereitet, der irrt. „Wir sind optimistisch, dass die Gasspeicher gefüllt bleiben und es gar nicht erst zu einer Krise kommt“, sagt Riehm. Bürger und Industrie tun, so der Geschäftsführer weiter, aktuell ihr Möglichstes, um Energie zu sparen. Und auch die Glinder Wellness-Oase möchte ihren Beitrag leisten. „Das Wasser wird momentan nicht beheizt, ist aber wegen der Sonnenenergie trotzdem warm, und ein Teilbereich der Saunalandschaft ist nicht in Betrieb“, so Riehm. „Wir tun, was wir können und für sinnvoll halten.“
Die Saunen jedoch komplett zuschließen, kommt für ihn aktuell nicht infrage. Von Günthers Vorschlag habe er sich auch nicht wirklich angesprochen gefühlt. Riehm: „Wir sind eine Wellnessanlage mit angeschlossenem Hotel. Das ist etwas anderes, als wenn das Hotel das Hauptprodukt ist und ein kleiner Saunabereich dazugehört. Bei uns ist es umgekehrt.“
Kunden des Vabali Spa sollen Preissteigerungen nicht merken
Ohnehin wundert sich der Geschäftsführer darüber, dass momentan ein so großes Augenmerk auf die Saunabranche gelegt werde. Riehm: „Auf das ganze Land gesehen ist der Gasverbrauch der Saunabranche minimal. Die Branche ist nicht groß. Würden wir alle Saunen abstellen, würde das keinen großen Effekt bringen. Wenn man andere Industriezweige reduziert, hat man glaube ich mehr gewonnen, als wenn man auf so kleine Branchen guckt.“
Übrigens: Für die Kunden soll sich abgesehen von möglichen Anpassungen der Wassertemperatur und dem kleinen Teil des Saunabereiches, der aktuell nicht in Betrieb ist, nichts ändern. Sie sollen von der Krise möglichst nichts zu spüren bekommen. „Der geschlossene Teilbereich soll den Kunden nicht auffallen“, sagt Riehm. Dadurch, dass die Anlage sehr groß sei, gelinge das auch. Riehm: „Wir wollen mit der Bereichsschließung auch kein Geld sparen, sondern wir wollen unserem Auftrag nachkommen, für die Gemeinschaft Gas zu sparen.“
Mit Einschränkungen hat der Chef schon Erfahrung
Die Preissteigerungen, die auch das Vabali Spa deutlich zu spüren bekommt, sollen nicht an den Kunden weitergeben werden, Preiserhöhungen seien nicht geplant. „Wir hoffen, dass es ähnlich wie in der Corona-Krise Hilfen vom Staat geben wird“, sagt der Geschäftsführer.
Apropos Corona: Auch mit pandemiebedingten Einschränkungen und Schließungen hat Cornelius Riehm, der auch Geschäftsführer des Vabali Spa in Berlin ist, Erfahrung. Der Spa-Chef ist also krisenerprobt. „Es bringt nichts, sich abends ins Bett zu legen und nur darüber nachzudenken, was eventuell passieren könnte. Wir versuchen einfach optimistisch nach vorne zu schauen und sind auch der Meinung, dass wir das alles irgendwie meistern werden“, so Riehm.
Energiekrise und Corona: Geschäftsführer bleibt Optimist
Auch, dass die Coronakrise noch nicht vorbei ist, macht dem Geschäftsführer keine Bauchschmerzen. „Ich persönlich glaube nicht, dass wir noch einmal schließen müssen.“ Und selbst wenn, wird Riehm Ruhe bewahren. „Wir haben auch damals niemandem gekündigt und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterbezahlt. So konnten wir danach direkt wieder voll durchstarten.“
Voll durchgestartet ist übrigens auch die neue Anlage in Glinde, die seit Ende Juni Besucherinnen und Besucher aus Hamburg und Umgebung, aber auch aus sämtlichen Bundesländern und zum Beispiel dem dänischen Ausland empfängt. „Wir sind überwältigt von dem Start“, so Riehm. „Wir bekommen extrem positiven Zuspruch und verzeichnen Rekordzahlen gegenüber unseren anderen Anlagen.“ Konkrete Zahlen nannte der Geschäftsführer aber nicht.
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Das Feedback im Internet und vor Ort sei ausgesprochen positiv, auch der Standort in Glinde funktioniere gut. „Die Leute kommen bei gutem und bei schlechtem Wetter“, so Riehm. Viel funktioniere über Mundpropaganda. „Die Gäste, die hier einen tollen Tag hatten, erzählen ihren Freunden und Bekannten davon. Das ist wahnsinnig viel wert.“ Das Resümee nach zwei Monaten kann sich also mehr als sehen lassen. „Das hatten wir so nicht erwartet“, sagt der Geschäftsführer. Sein Ziel lautet dementsprechend: Weitermachen. Riehm: „Wir wollen noch mehr perfekte Momente kreieren.“