Ahrensburg. Statistikamt Nord hat eine Bilanz der ersten sechs Monate dieses Jahres gezogen. Risiko für Pedelec-Fahrer deutlich gestiegen.

Das Statistikamt Nord hat jetzt eine Bilanz des Unfallgeschehens im ersten Halbjahr 2022 gezogen. Die gute Nachricht: Die Zahl der in Schleswig-Holstein polizeilich erfassten Straßenverkehrsunfälle liegt noch nicht wieder auf dem Niveau wie vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie 2019. „Nach vorläufigen Zahlen kam es in den ersten sechs Monaten landesweit zu insgesamt 39.057 Verkehrsunfällen. Das sind 12,3 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2019“, so die Amtssprecherin Alice Mannigel. Die schlechte Nachricht: Deutlich mehr Radfahrer sind bei Unfällen im Straßenverkehr verletzt worden. 2158 Verunglückte bedeuteten ein Plus von 9,2 Prozent.

Diese Tendenzen gelten auch für den Kreis Stormarn. Hier wurden im ersten Halbjahr 3489 Verkehrsunfälle registriert, ein Minus von neun Prozent in Relation zum Vergleichszeitraum 2019, als es 346 Unfälle mehr waren. Rückläufig war auch die Zahl jener Unfälle, bei denen Personen zu Schaden kamen. Sie sanken sogar um 12,2 Prozent von 492 auf 432.

Keine Verkehrstoten im ersten Halbjahr

Am erfreulichsten ist aber: Starben im ersten Halbjahr 2019 noch drei Menschen auf den Straßen des Kreises, so kam es bis Ende Juni dieses Jahres zu keinem einzigen tödlichen Unfall in Stormarn. Deutlich gesunken sind auch die Zahlen der Verunglückten. In den ersten sechs Monaten 2019 waren es noch 662, von denen 86 schwer und 573 leicht verletzt wurden. Im ersten Halbjahr 2022 waren es 563 (minus 15 Prozent), von denen 71 (minus 17,4 Prozent) und 492 leicht verletzt wurden (minus 14,1 Prozent).

Fahrende und Mitfahrende von Personenkraftwagen stellen weiter die meisten Unfallopfer. Im Vergleich zu den ersten beiden Quartalen 2019 konnte in diesem Jahr vorerst ein Rückgang um 19,8 Prozent von 393 um 78 auf 315 Verletzte verzeichnet werden. Noch deutlicher ist der Rückgang von verunglückten Motorrad- und Mofafahrern, nämlich um 23,6 Prozent von 55 um 13 auf 42.

Viel mehr verletzte Pedelec-Fahrer

Eine ähnlich positive Tendenz hat sich auch für Fahrradfahrer abgezeichnet. Allerdings mit einer deutlichen Einschränkung. „Hierbei gibt es eine gegenläufige Entwicklung zwischen Unfallbeteiligten auf herkömmlichen Fahrrädern und Fahrrädern mit Elektroantrieb“, sagt Mannigel. Weshalb die Statistik inzwischen hier auch zwei gesonderte Kategorien führt.

Bei einem Frontalzusammenstoß auf der Bundesstraße 404 bei Trittau wurden eine Frau und ein Mann verletzt.
Bei einem Frontalzusammenstoß auf der Bundesstraße 404 bei Trittau wurden eine Frau und ein Mann verletzt. © HA | Christoph Leimig

Verunglückten im ersten Halbjahr 2019 noch 138 „konservative“ Radfahrer im Kreisgebiet, so waren es in den ersten beiden Quartalen dieses Jahres nur 117, ein Rückgang um 15,2 Prozent. Bei den Nutzern von Pedelecs und E-Bikes sieht es indes ganz anders aus. Hier stehen 25 Verletzte mehr zu Buche als noch 2019, eine Zunahme um 38,9 Prozent.

Zahl der verletzten Fußgänger ist gestiegen

Auch landesweit geht die Schere bei diesen Unfallopfern immer weiter auseinander. Während die Zahl der Verunglückten mit herkömmlichen Fahrrädern gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 um 7,0 Prozent sank, von 1680 auf 1563, hat sie sich bei Fahrern von Pedelecs und E-Bikes von 297 auf 595 verdoppelt.

Gestiegen ist unterdessen auch die Zahl der im Straßenverkehr verletzten Fußgänger. Waren es in Stormarn in den ersten sechs Monaten 2019 noch 26, so waren es im ersten Halbjahr dieses Jahres 30, eine Zunahme von 15,4 Prozent. Landesweit war hier ein Rückgang um 12,2 Prozent zu verzeichnen, von 449 auf 394 Betroffene.

Viele Unfälle in den Stormarns Städten

Der weitaus größte Teil aller Unfälle dürfte sich auch im zu Ende gehenden Jahr innerhalb geschlossener Ortschaften ereignen. Hier waren im Vorjahr 7078 verzeichnet worden, während es außerorts 3902 waren. Diese Zahl war im Vergleich zu 2020 deutlich gestiegen, nämlich um 294 (8,1 Prozent). Dennoch haben überregionale Verkehrsverbindungen wie etwa die Autobahnen 1 und 24 oder die momentan über weite Abschnitte gesperrte Bundesstraße 404 nur einen überschaubaren Anteil am Stormarner Unfallgeschehen.

Als bekannte Unfallschwerpunkte gelten vor allem markante innerstädtische Knotenpunkte in Ahrensburg, Bad Oldesloe, Bargteheide, Reinfeld und Glinde. „Mit je sechs Unfällen rangierten im Vorjahr der Kreisverkehr Kornkamp Süd in Ahrensburg und der Kreisverkehr Ratzeburger Straße/B 208 an der Spitze“, sagt Jacqueline Fischer, Sprecherin der für den Kreis zuständigen Polizeidirektion in Ratzeburg.

Mit je fünf Unfällen folgten 2021 die Alte Landstraße/Wurth/Augusta-Stolberg-Straße in Bargteheide und die Möllner Landstraße/L 94/Stormarnstraße in Oststeinbek dicht auf. Je vier Unfälle wurden am Kreisverkehr Eilbergweg/Wöhrendamm in Großhansdorf, an der Kreuzung Ostring/Beimoorweg/Bahntrasse in Ahrensburg, der Hamburger Straße/B 75/Ortsausgang Richtung Bad Oldesloe in Reinfeld sowie dem Reinbeker Weg/K 26/Schlehenweg in Glinde aufgenommen.

„Die Unfallschwerpunkte werden im Rahmen der Unfallkommission ständig betrachtet und bewertet“, so Fischer. Da es sich bei den Unfallursachen aber zum überwiegenden Teil um individuelle Fehler der Fahrer gehandelt habe, stünden sie erst einmal weiter nur unter Beobachtung. Über bauliche und/oder verkehrsrechtliche Maßnahmen werde, abhängig vom weiteren Unfallgeschehen, frühesten bei der nächsten Bewertung befunden.