Grönwohld/Groß Zechen. Wegen mangelhafter Pflege sollen drei Tiere des Bäckerkönigs, der ein Gestüt in Grönwohld betreibt, verendet sein. So reagiert er.
Was ist dran an den Tierquälerei-Vorwürfen gegen Bäckerkönig Manfred von Allwörden? Wie jüngst bekannt wurde, ermittelt die Lübecker Staatsanwaltschaft wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz gegen den 61-Jährigen, der sich mit seinem Gestüt in der Gemeinde Grönwohld (Kreis Stormarn) als Züchter einen Namen in der Pferdesport-Szene gemacht hat.
Von Allwörden soll es versäumt haben, seine Tiere regelmäßig zu entwurmen, weshalb drei Pferde infolge von Unterernährung verendet seien. Auch gegen drei Mitarbeiter des Gestüts wird laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft ermittelt.
Nun hat der Bäckerkönig Stellung zu den Vorwürfen bezogen. „Ich übernehme die volle Verantwortung für den Tod der Pferde“, sagt er gegenüber unserer Zeitung. „Ich liebe meine Pferde und bedauere das, was geschehen ist, zutiefst“, beteuert von Allwörden. Der Darstellung des 61-Jährigen zufolge handelt es sich um Einzelfälle. „Alle anderen Tiere sind wohl genährt und es geht ihnen gut“, sagt der Züchter.
Pferdezüchter von Allwörden äußert sich zu Tierquälerei-Vorwürfen
Von Allwörden, der bis zur Übernahme durch die Edeka Handelsgesellschaft Nord vor Kurzem gemeinsam mit seinem Bruder Ralf die gleichnamige Bäckereikette in fünfter Generation führte, bewirtschaftet den Grönwohldhof seit Anfang 2012. Das Gestüt hat sich in vier Jahrzehnten einen Ruf als Geburtsort erfolgreicher Wettkampfpferde gemacht und ist auf Holsteiner spezialisiert. Mehr als 1000 Pferde gehören zum Zuchtbetrieb, jedes Jahr werden rund 150 Fohlen geboren.
Der Anschuldigung, nicht ausreichend für eine bei Pferden regelmäßig notwendige Entwurmung Sorge getragen zu haben, widerspricht von Allwörden. „Auf der Koppel waren neben den drei tragischerweise verstorbenen Pferden 17 weitere Tiere“, sagt er. Alle hätten eine Entwurmungskur erhalten, nur bei den besagten drei Vierbeinern habe diese nicht angeschlagen.
Von Allwörden hat nach eigenen Angaben externen Pferdefachmann engagiert
„Dem zuständigen Mitarbeiter und mir ist das leider zu spät aufgefallen“, sagt von Allwörden. Die Tiere seien auf einer Koppel im 40 Kilometer vom Haupthof entfernten Groß Zechen am Schaalsee im Kreis Herzogtum Lauenburg untergebracht gewesen. „Wegen der Entfernung habe ich dort nicht häufig genug nach dem Rechten gesehen, das hätte nicht passieren dürfen“, so von Allwörden. Unmittelbar nachdem der schlechte Zustand der Pferde aufgefallen sei, habe er die Tiere nach Grönwohld geholt und medizinisch versorgen lassen. „Leider sind sie trotzdem gestorben.“
Von Allwörden hat nach eigenen Angaben inzwischen einen externen Pferdefachmann engagiert, der den Zustand der Tiere auf seinen Koppeln regelmäßig überprüfen und Missstände melden soll. Mittelfristig wolle er ein Kompetenzteam etablieren, das für ein „umfangreiches Qualitätsmanagement“ auf dem Grönwohldhof zuständig sein werde.
Tierschutzrechtlichen Auflagen kam der 61-Jährige nicht nach
Ob es sich allerdings wirklich, wie von von Allwörden behauptet, um Einzelfälle handelt, scheint zweifelhaft. Denn wie Tobias Frohnert, Sprecher der Kreisverwaltung Herzogtum Lauenburg, auf Anfrage ausführte, sei es nicht die Regel, dass die Staatsanwaltschaft in tierschutzrechtlichen Fragen Ermittlungen einleitet. Der Bereich Veterinärwesen des Kreises hatte im September 2021 Strafanzeige gegen von Allwörden gestellt.
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„Das ist gängige Praxis, wenn der Verdacht eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz im Raum steht“, sagt Frohnert. Die Staatsanwaltschaft leite aber nur dann ein Verfahren ein, wenn ein erheblicher Straftatbestand im Raum stehe. Andernfalls gehe der Fall an den Kreis zurück und es folge lediglich ein Ordnungswidrigkeitsverfahren. Nach Angaben des Kreissprechers hat die Behörde zudem im Oktober 2022 erneut die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, weil von Allwörden tierschutzrechtliche Auflagen, die ihm nach der ersten Anzeige auferlegt worden waren, nicht erfüllt habe.
Petition zur Schließung des Zuchtbetriebs verzeichnet knapp 6000 Unterstützer
Inzwischen hat der 61-Jährige laut Frohnert die betroffenen Tiere zum Hauptsitz in Grönwohld verlegt. Deshalb sei nun das Veterinäramt des Kreises Stormarn zuständig. Man befinde sich in permanentem Austausch, sagt der dortige Fachdienstleiter Frank Brinker. Die Pferde seien bereits begutachtet worden. „Informationen dazu, was vorgefunden wurde und welche Maßnahmen anberaumt wurden, dazu können wir wegen der laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft keine Auskunft geben“, sagt Brinker auf Anfrage.
In den Sozialen Netzwerken schlägt der Fall derweil hohe Wellen. Unter anderem auf Facebook haben Nutzer Fotos veröffentlicht, die auf von Allwördens Koppeln aufgenommen worden sein sollen und vollkommen abgemagerte Pferde zeigen. Eine Petition auf der Plattform change.org, die eine „sofortige Schließung“ der Zucht von Allwördens fordert, wurde bis Dienstagabend von knapp 6000 Personen unterzeichnet.