Grönwohld. Flammen zerstören kombiniertes Wohn- und Stallgebäude. Ursache ist unklar. Jetzt ermittelt die Kriminalpolizei.
Am Morgen danach steht Michael Möller kopfschüttelnd vor der Ruine, immer wieder klingelt das Handy. Es gibt jetzt viel zu organisieren für den 45 Jahre alten Betriebsleiter des Grönwohldhofs in der gleichnamigen Gemeinde im Kreis Stormarn, der von Manfred von Allwörden betrieben wird.
In der Nacht zum Donnerstag war gegen 2.20 Uhr in einem kombinierten Wohn- und Stallgebäude ein Feuer ausgebrochen. Sechs Mitarbeiter befanden sich zu diesem Zeitpunkt in dem Komplex. Sie konnten sich retten. Für zwei Pferde kam jede Hilfe zu spät. Der dreigeschossige Teil der Immobilie mit seinen sechs Wohnungen wurde komplett zerstört.
Kriminalpolizei ermittelt Brandursache
Die Brandursache ist noch unbekannt. Jetzt ermittelt die Kriminalpolizei. „Die Beamten waren auch am Donnerstagvormittag hier“, sagt Möller, der den Schaden auf „mehrere Hunderttausend Euro“ schätzt. Die Führungskraft war in der Dunkelheit selbst im Einsatz, wohnt nur einen Steinwurf vom Brandort entfernt auf Schleswig-Holsteins größtem Gestüt mit seinen rund 200 Pferden.
Es sind dramatische Szenen, die sich im 1500 Einwohner zählenden Dorf binnen weniger Minuten abspielen. „Die Nachtwache hatte beim Kontrollgang etwas gerochen und mich sofort informiert“, so Möller. Dass er um diese Zeit von Kollegen geweckt wird, kommt nicht selten vor. Denn wenn die Tiere in der Nacht Nachwuchs bekommen, ist der Betriebsleiter zur Stelle und begleitet die Geburt.
Zwei Männer stürmen in den verqualmten Stall
Beim Blick aus dem Fenster sieht Möller, dass das Gebäude in Brand steht. Er läuft sofort nach draußen. Auch Ivan Ivanov (43), einer von 30 Mitarbeitern und zuständig für die Grundausbildung der Jungpferde, will das Schlimmste verhindern. Die beiden Männer stürmen in den verqualmten Stall, öffnen die Boxen und bringen Pferde ins Freie.
„Die Sicht war so schlecht, dass man gar nicht mehr in alle Ecken blicken konnte“, sagt Ivanov. Und es ist heiß ob des Feuers. Die beiden Pferdexperten retten 21 Vierbeiner, zwei Holsteiner sterben in den Flammen – ein neun Jahre alter Wallach, dessen Marktwert laut Möller bei rund 150.000 Euro liegen dürfte, sowie eine siebenjährige Stute.
Teile des einstürzendenden Dachs treffen die Tiere
Das einstürzende Dach versperrt ihnen den Weg nach draußen, Teile treffen die Tiere. Sie verbrennen vor den Augen des Betriebsleiters.
Wenige Minuten nach der Alarmierung erreichen erste Feuerwehrkräfte den Hof. 70 Ehrenamtler sind in der Spitze im Einsatz, kommen auch aus Glinde, Trittau und Lütjensee. Sie löschen mit mehreren Rohren, nutzen zudem eine Drehleiter, viele Helfer tragen einen Atemschutz.
"Schwerster Einsatz in diesem Jahr"
Die Koordination liegt bei Grönwohlds Gemeindewehrführer Frank Grau (58), der seit 2014 in dieser Position ist. Er sagt im Rückblick auf die Ereignisse: „Das war für uns der schwerste Einsatz in diesem Jahr. Als wir eingetroffen sind, war der Stall in Vollbrand. Da war nichts mehr zu retten.“
Weil die Feuerwehr nicht an die Glutnester herankommt, bricht sie mithilfe des Technischen Hilfswerks die Giebelseite des Hauses ein, kann somit besser löschen. Dennoch ist der Einsatz, wie zwischendurch angedacht, nicht am frühen Morgen beendet. „Das Feuer ist erneut aufgeflammt, wir mussten nachlöschen“, so Grau, der gegen 11 Uhr wieder zurück auf der Wache ist.
Grönwohldhof ist sehr bekannt
Der Grönwohldhof ist weit über Norddeutschland hinaus bekannt. Auf dem 200 Hektar umfassenden Gut hatte der 1990 verstorbene Berliner Unternehmer und Pferdeliebhaber Otto Schulte-Frohlinde 21 Jahre zuvor eine erfolgreiche Zucht begründet. Das berühmteste Pferd, das jemals auf dem Anwesen gestanden hat, ist der Hengst Donnerhall.
Das Dressurpferd gewann Dutzende Grand-Prix-Wettbewerbe. Auch Reiter wie zum Beispiel Derbysieger Falk Rosenbauer sind hier zu Spitzensportlern herangereift. 2012 übernahm der Großbäcker Manfred von Allwörden den Hof.
21 Pferde wurde gerettet
Der Züchter konzentriert sich in seiner Philosophie auf Springpferde. Bei der Holsteiner Körung im Herbst 2019 stellte das Gestüt die größte Anzahl von Hengsten aus eigener Zucht. Auch der Sieger war auf dem Grönwohldhof aufgewachsen.
Die 21 geretteten Pferde werden übrigens vorübergehend in speziellen Zelten untergebracht, die eine Fachfirma aufbaut. „Zum Winter sollte das neue Gebäude fertig sein. Das ist mein Wunsch“, sagt Ivan Ivanov.