Grönwohld/Seedorf. Der Besitzer des Grönwohldhofs im Kreis Stormarn soll Pferde auf seinen Koppeln vernachlässigt haben. Wie der Verdacht aufkam.
Hat Pferdezüchter Manfred von Allwörden auf seinem Gestüt wiederholt Tiere vernachlässigt? Diesem Vorwurf geht die Staatsanwaltschaft Lübeck nach. Sie ermittelt wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz gegen den Bäckerkönig. Das bestätigte Christian Braunwarth, Sprecher der Staatsanwaltschaft, auf Anfrage unserer Zeitung. Die Ermittlungen richten sich demnach gegen den 61-Jährigen und drei Mitarbeiter des Gestüts.
Manfred von Allwörden soll Pferde mangelhaft gepflegt haben
„Gegenstand ist der Vorwurf, dass die Tiere durch den Beschuldigten mangelhaft gepflegt wurden“, so Braunwarth. Von Allwörden habe auf den von ihm betriebenen Zuchtanlagen nicht für eine regelmäßige Entwurmung Sorge getragen. Dadurch hätten sich die Pferde in einem schlechten Ernährungszustand befunden. Drei Tiere seien verendet. Ob ein Zusammenhang zwischen der vernachlässigten Entwurmung und dem Tod der Tiere besteht, sei derzeit noch Gegenstand der Ermittlungen.
Von Allwörden ist Eigentümer des Grönwohldhofes in der gleichnamigen Gemeinde im Kreis Stormarn, eines Zuchtbetriebes für Holsteiner-Pferde. Den Hof, der sich in mehr als vier Jahrzehnten einen Ruf als Geburtsort bekannter Dressurpferde gemacht hat, hatte der Unternehmer 2012 übernommen. Rund 150 Fohlen kommen nach Angaben des Gestüts jedes Jahr in Grönwohld zur Welt.
Veterinäramt des Kreises Herzogtum Lauenburg hat eine Strafanzeige gestellt
Der Hof verfügt auch über Außenstellen im Kreis Herzogtum Lauenburg, unter anderem eine Koppel in Groß Zecher (Gemeinde Seedorf) am Schaalsee, die teilweise an Dritte verpachtet sind. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gehen laut Braunwarth auf eine Strafanzeige des Bereichs Veterinärwesen der dortigen Kreisverwaltung vom 24. September 2021 zurück.
„Die Ermittlungen dauern zurzeit noch an“, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Erste Zeugen seien bereits vernommen, weitere Vernehmungen veranlasst worden. Tobias Frohnert, Sprecher der Kreisverwaltung Herzogtum Lauenburg, bestätigt auf Anfrage, dass das Veterinäramt eine Strafanzeige gestellt habe.
In sozialen Netzwerken wird über Pferdezucht von Manfred von Allwörden diskutiert
Zuvor hätten Passanten wiederholt abgemagerte Pferde auf einer Koppel von Allwördens gesehen und dies gemeldet. „Eine Befall mit Würmern ist bei Pferden nicht ungewöhnlich und eigentlich nicht dramatisch, wenn er rechtzeitig behandelt wird“, sagt Frohnert. Dies sei hier aber nicht der Fall gewesen, deshalb habe sich das Veterinäramt veranlasst gesehen, einzugreifen.
Zusätzlich zu der Strafanzeige sei im Oktober 2021 eine veterinärrechtliche Ordnungsverfügung verhängt worden. Diese habe Auflagen für die Pferdehaltung umfasst. „Im Oktober 2022 haben Mitarbeiter des Veterinäramtes festgestellt, dass die auferlegten Maßnahmen nicht mehr in vollem Umfang umgesetzt werden“, so der Kreissprecher. Daraufhin sei die Staatsanwaltschaft erneut eingeschaltet worden.
Petition auf Online-Portal haben schon 5700 Menschen unterschrieben
In den sozialen Netzwerken wird heftig über die Pferdezucht Manfred von Allwördens diskutiert. Nutzer erheben den Vorwurf, der Züchter würde die Tiere als „Gebärmaschinen“ missbrauchen. Auch Fotos von vollkommen ausgehungerten Pferden, die von den Koppeln des Bäckerkönigs stammen sollen, werden dort veröffentlicht. Eine Petition auf dem Online-Portal change.org, welche „die sofortige Schließung“ der Zucht von Allwördens, „die Sicherstellung der Pferde und artgerechte Vermittlung, sowie ein generelles Tierhalteverbot“ für den 61-Jährigen fordert, wurde bis Montagabend von mehr als 5700 Menschen unterzeichnet.
Manfred von Allwörden selbst war am Montag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Nach Informationen der Lauenburger Kreisverwaltung hat er inzwischen einige Pferde zur besseren medizinischen Versorgung von Groß Zecher auf den Haupthof in Grönwohld verlegt. Deshalb sei nun das Veterinäramt des Kreises Stormarn zuständig.