Bad Oldesloe. Kreis Stormarn soll Städte und Gemeinden besser beraten. Hohe Erwartungen an die neue Flächenmanagerin.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) wünscht sich bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum mehr Unterstützung und Beratung für die Kommunen durch den Kreis. Das machten Vertreter des DGB-Kreisverbands Stormarn nach einem Treffen mit Führungskräften der Kreisverwaltung und Kreispolitikern in Bad Oldesloe deutlich. „Dass in Stormarn dringend mehr bezahlbarer Wohnraum benötigt wird, darüber herrscht Einigkeit. Unserer Ansicht nach brauchen die Kommunen dabei aber mehr deutlich mehr proaktive Unterstützung“, sagt der DGB-Kreisvorsitzende Joachim Sauer.

Gewerkschaft sieht Wirtschaftsförderer in der Pflicht

Wolfgang Gerstand (CDU) verwies als Vorsitzender des Wirtschafts-, Bau- und Planungsausschusses des Kreistages hierzu auf die erfolgreiche Arbeit des Stormarner Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum. Der DGB sah in dieser Frage allerdings auch die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) in der Pflicht. „Wenn Gewerbegebiete und damit Arbeitsplätze entstehen, müssen auch bezahlbare Wohnungen für die Beschäftigten bereitgestellt werden“, fordert Sauer.

Landrat Henning Görtz wirbt im Bauausschuss Ahrensburg für den Bau bezahlbaren Wohnraums.
Landrat Henning Görtz wirbt im Bauausschuss Ahrensburg für den Bau bezahlbaren Wohnraums. © HA | Lutz Kastendieck

Landrat Henning Görtz zeigte sich offen dafür, Gewerbeansiedlung und Wohnungsbau zusammen zu denken. „Das ist eine Aufgabe, die gemeinsam von Kommunen, Kreisplanung und Wirtschaftsförderung angegangen werden muss“, so Görtz. Gerstand sagte zu, dieses Thema auch in die politischen Gremien des Kreises zu tragen.

Kreditzinsen und Baukosten erschweren Wohnungsbau

Wichtig sei zudem, dass die Mieten auch für Normalverdiener erschwinglich sein müssten. „Bezahlbar heißt für uns, dass die Mieten nicht mehr als ein Drittel des Monatseinkommens auffressen dürfen“, so der stellvertretende DGB-Kreisvorsitzende Andreas Guhr, der zugleich Kreisvorsitzender des Sozialverbands Deutschland (SoVD) ist. Derzeit würden Kreditzinsen und Baukosten allerdings so rapide steigen, dass manche Baumaßnahme infrage gestellt und geförderter Wohnraum für Investoren noch schwerer finanzierbar sei.

Nachgefragt haben die Gewerkschafter außerdem, wie es bei der Vergabe von Aufträgen durch den Kreis um Kriterien wie Tariftreue und Mindestlohn bestellt sei. Kreisbaudirektor Thilo Scheuber verwies in diesem Zusammenhang auf das reformbedürftige Vergaberecht, an das der Kreis gebunden sei. Weitere politische Vorgaben des Kreistages gäbe es indes nicht. „Ich gehe aber davon aus, dass die vom Kreis beauftragten Firmen den Mindestlohn zahlen und an Nachhaltigkeitskriterien orientiert sind“, so Scheuber. Die Kreisverwaltung habe kürzlich extra eine zentrale Vergabestelle eingerichtet, die präziser und zielorientierter als bisher die Vergaben planen und überwachen könne.

Große Erwartungen beim DGB knüpfen sich unterdessen an die beim Kreis neu eingerichtete Stelle einer Flächenmanagerin. Die erst kürzlich eingestellte Ulrike Marggraf hat unter anderem die anspruchsvolle Aufgabe, für einen reduzierten Flächenverbrauch zu sorgen. Dazu soll sie vor allem die Gemeinden beraten sowie Brachflächen und Baulücken prüfen, um auf diese Weise mehr Innenverdichtung zu ermöglichen statt weiterer Flächenversiegelung. Dafür müsse allerdings in den Gemeinden die Bereitschaft erhöht werden, deutlich öfter mehrgeschossig zu bauen.

Gewerkschafter und Vertreter des Kreises waren sich einig, weiter im Gespräch bleiben zu wollen und zeitnah auch mit der Leitung der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft an einen Tisch zu kommen.