Ahrensburg. Der Kreis Stormarn und das Bezirksamt Wandsbek hatten zur Regionalen Wohnungsmarktkonferenz nach Ahrensburg eingeladen.

Stormarn braucht dringend mehr bezahlbaren Wohnraum. Das war eines der Kernergebnisse der Regionalen Wohnungsmarktkonferenz, die am Donnerstag im Kulturzentrum Marstall am Schloss in Ahrensburg stattfand. Zahlreiche Vertreter aus Politik, Verwaltung und der Wohnungsbauwirtschaft waren zu der gemeinsamen Veranstaltung des Kreises Stormarn und des Bezirksamtes Wandsbek gekommen.

Experten referierten in Impulsvorträgen über unterschiedliche Aspekte der Wohnungsmarktentwicklung im Verflechtungsraum des Kreises Stormarn und des Hamburger Bezirks Wandsbek und Möglichkeiten der Weiterentwicklung. Im Anschluss gab es eine Diskussion mit dem Publikum. Der Schwerpunkt der Konferenz war das Thema bezahlbarer Wohnraum.

Die Einwohnerzahl in Stormarn wächst kontinuierlich

Denn der ist in Stormarn und Wandsbek Mangelware, wie Stormarns Landrat Henning Görtz und die Hamburger Staatsrätin der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, Monika Thomas, in ihren Grußworten deutlich machten. Und: „Die Stadtgrenzen sind bei diesem Thema nicht wichtig“, so Görtz. „Wir sollten gemeinsam über den Handlungsbedarf reden.“ Eine Studie von 2016 habe laut Görtz ergeben, dass in Stormarn pro Jahr etwa 1000 neue Wohneinheiten geschaffen werden müssten, um den Bedarf zu decken. Eine aktuelle Prüfung habe die Prognose auch für die aktuelle Zeit bestätigt. Görtz: „Da sind die Geflüchteten der Ukraine aber noch nicht mit eingerechnet.“ Diese lassen den Bedarf zusätzlich ansteigen. Etwa 250.000 Menschen leben auf etwa 766 Quadratkilometern in 36 Kommunen im Kreis. 1995 noch lag die Bevölkerungszahl bei 208.900. Seitdem ist die Zahl jährlich angestiegen und weiterer Zuwachs durch Geburten und Zuwanderung aus anderen Kreisen, Städten und dem Ausland prognostiziert.

Landrat Henning Görtz sprach ein Grußwort
Landrat Henning Görtz sprach ein Grußwort © Juliane Minow

Obgleich im Kreis durchaus Wohnraum geschaffen werde, stimme die Struktur desselben nicht: „Wir haben kein Defizit bei höherpreisigen Wohnungen und Einfamilienhäusern, aber ein sehr deutliches bei bezahlbarem und kleinerem Wohnraum für Singles, Paare oder Senioren“, so der Landrat. Um sich dieser Herausforderung anzunehmen, brauche es die Bemühungen aller Beteiligten aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Auch in Wandsbek, dem bevölkerungsreichsten der sieben Hamburger Bezirke, übersteige die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum deutlich das Angebot, so Thomas.

Barrierefreies Wohnen wird immer wichtiger

Was also tun? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Referenten der Regionalen Wohnungsmarktkonferenz. Geografin Lena Brune, Bereichsleiterin für Konzepte des GEWOS Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung, warf unter anderem einen Blick auf die Bevölkerungsstrukturen: „Sowohl in Stormarn als auch in Wandsbek ist die Gruppe der 50- bis 65-Jährigen, also der sogenannten Babyboomer, sehr hoch“, so Brune. Da diese in den kommenden Jahren in das Seniorenalter eintreten, werde auch das Thema barrierefreies Wohnen immer wichtiger.

In Stormarn ist es das heute schon. Denn: „24 Prozent der Bevölkerung sind Senioren, also 65 Jahre oder älter“, so die Geografin. Da jedoch knapp 60 Prozent des Wohnraumes in Stormarn Ein- oder Zweifamilienhäuser seien und diese für Senioren, teils mit kleiner Rente, nicht geeignet seien, herrsche Handlungsbedarf. „Die Miet- und Kaufpreise haben sich in Stormarn in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt“, so Brune.

Stadtplaner Prof. Frank Schwartze von der Technischen Hochschule Lübeck sprach über kommunale Handlungsansätze und Instrumente für eine Zukunftsorientierte Wohnraumversorgung.

Eines betonte er ganz klar: „Die Kommunen müssen stärker aktiv werden.“ Habe man früher viel den privaten Bauherren überlassen, reiche dies heutzutage nicht mehr. Kommunen müssen in Sachen privater Wohnraum aktiv werden und das Thema selbst in die Hand nehmen. Aktuelle Herausforderungen seien laut Schwartze dabei auch die Preissteigerungen für Baumaterial, Energie und Arbeit.

Vor allem kleine Gemeinden fürchten bei Mehrfamilienhäusern um Ortsbild

Schwarzte: „Es wird oft vergessen, wie wichtig weiche Faktoren wie Vertrauen, Transparenz und eine klare Kommunikation sind.“ Das sei vor allem wichtig, wenn es um die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum geht. Solche Projekte stoßen oft auf Widerstand aus der Bevölkerung, sagt auch Landrat Görtz: „Dann gründen sich Bürgerinitiativen dagegen.“

Aber auch vor allem kleine Gemeinden selbst, so Schwartze, seien beim Bau von Mehrfamilienhäusern oft zögerlich, weil sie um ihr Ortsbild fürchteten. „Das Stichwort sozialer Wohnungsbau erschafft oft Bilder im Kopf, die man nicht unbedingt haben möchte“, so der Stadtplaner. Es sei aber ein Umdenken notwendig. Schwartze: „Vielleicht sollten wir alle diese Bilder überdenken.“